Zur freundlichen Beachtung (neue Publikationen, Spendenaktionen, Archivwesen) & Aktuelle Meldungen zur heimatkundlichen Arbeit (einmal wöchentlich)
Dienstag, 12. November 2024
Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) gibt ab sofort auf seiner Webseite eine Übersicht über die nach §§ 4 und 5 des Thüringer Denkmalschutzgesetzes (ThürDSchG) ins Denkmalbuch des Freistaates Thüringen eingetragenen Kulturdenkmale. Die Denkmalliste ist für alle Interessierten kostenfrei online abrufbar, unter: https://denkmalpflege.thueringen.de/denkmalliste. - Recherchieren lässt sich in der Denkmalliste nach Landkreisen, Gemarkungen, Straße, Lage, Denkmaltyp, Objektbezeichnung/Eigenname sowie Flurstück als Volltextsuche. Die Suchfelder lassen sich für eine gezielte Recherche auch kombinieren. Die Auflistung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge. Die Ergebnisse lassen sich auf der Webseite als PDF-Export herunterladen oder ausdrucken. Zukünftig sollen weitere relevante Informationen in einem Denkmal-Atlas Thüringen zur Verfügung gestellt werden. - Die Denkmalliste gibt eine Übersicht nach § 4 ThürDSchG über im Denkmalbuch eingetragene unbewegliche Kulturdenkmale im Freistaat Thüringen. Ausgenommen sind bewegliche Kulturdenkmale (z. B. als Teile eines Baudenkmals oder archäologisches Fundgut). - Die Denkmalinventarisation ist eine dauerhafte Aufgabe, so dass aktuelle Erkenntnisse, zusätzliche Befunde oder Neubewertungen sowohl zur Neuaufnahme als auch zu Ergänzungen oder Streichungen in den veröffentlichten Denkmallisten führen können. Die veröffentlichten Listen dienen der Information und stellen den aktuellen Arbeitsstand zum jeweils aufgeführten Datum dar. Hinzuweisen ist darauf, dass der Schutz eines Kulturdenkmals nicht von einem Eintrag in das Denkmalbuch abhängig ist (§ 4 Abs. 2 Satz 2). Auch nicht in das Denkmalbuch eingetragene Objekte fallen unter den Schutz durch das Thüringer Denkmalschutzgesetz, wenn sie die Kriterien nach § 2 ThürDSchG erfüllen. - Unser Bild zeigt das inventarisierte mittelalterliche Steinkreuz auf dem Grundstück Lindenstraße 14 in Artern.
Dienstag, 5. November 2024
Die beiden bereits an dieser Stelle im September 2024 kurz vorgestellten Akten-Unikate „Neues Stuhl-Register über die Männer und Weiber Stände der Arterischen Kirchen B. Virginis aufgesetzet Anno 1768“ sowie „Inventarium derer beyden Arterischen Stadt-Kirchen B. virginis & St. Viti 1713-1714“, mittlerweile durch eine weitere Dokumentenmappe (unser Bild) zum letztgenannten Folianten ergänzt, konnten erwartungsgemäß durch den Heimatverein ARATORA aus privater Hand erworben werden. Von besonderem Interesse in letztgenannter Akte sind Eintragungen, den Hufschmied Hans Christian Göthe betreffend. Diese Mitteilungen werden helfen, die bislang bekannten Lebensumstände des Arterner Goethe-Vorfahren noch weiter zu konkretisieren. Zudem sind andere schriftliche Mitteilungen noch vor dem großen Stadtbrand von Ostern 1683 verfasst worden, was die Akte zudem als lokale historische Rarität einstuft. - Mit dem Erwerb ist bedeutendes stadt- und kirchengeschichtliches Arterner Archivgut zunächst sichergestellt worden. Nun werden hunderte handschriftliche Seiten abfotografiert und dann am Bildschirm inhaltlich analysiert und transkribiert Nach diesen Arbeiten sollen die Akten dem Archiv des Evangelischen Kirchenkreises Eisleben-Sömmerda zugeführt werden, wo sie als Schenkung verbleiben. - Der Heimatverein ARATORA und Pfarrer i. R. Hans-Martin Kohlmann, Verantwortlicher für das Archiv des Kirchenkreises in der Nicolai-Kirche Eisleben, freuen sich, dass erneut kirchengeschichtlich wichtige Unterlagen aus Artern gerettet worden sind und nun dort, wo sie sachlich und inhaltlich hingehören, archivarisch betreut werden bzw. auch einsehbar sind. Da sich augenscheinlich die Schäden an den historischen Akten in Grenzen halten, ist deren Sanierung nicht notwendig, weshalb diese ohne weitere Behandlung dem Archiv Eisleben eingegliedert werden können. Die Digitalisate hingegeben bleiben in Artern und werden fortan zur orts- und familiengeschichtlichen Arbeit genutzt.
Dienstag, 29. Oktober 2024
Der Kartendienst des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) ist eine Onlineplattform zur Information und für Recherchen über verschiedene Umweltthemen in Thüringen mittels vorbereiteter thematischer Karten (Geologie und Bodenkunde, Geothermie, Hydrologie und Hochwasserrisikomanagement, Wasserwirtschaft und Gewässerschutz, Naturschutz sowie Luft, Lärm und Emissionen). Zudem können aus dem vorhandenen Datenmaterial sowie mittels Filtermöglichkeiten Kombinationen aus Einzelthemen zusammengestellt werden. - Im Kontext der Thematik „Hochwasser“ steht jetzt ein deutlich erweiterter Kartendienst zur Verfügung, historische und moderne Hochwassermarken betreffend (unser Bild). Referent Dr. Ralf Haupt teilt hierzu folgendes mit: „In jüngster Zeit konnten mehrere Dutzend Marken dank Amtshilfe seitens des Thüringer Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation (TLBG) vermessungsrelevant qualifiziert werden. Auch bislang völlig unbekannte Markenstandorte haben den Datenumfang des Kartendienstes erweitern können. Insgesamt sind nun für Thüringen 511 Hochwassermarken dokumentiert und stehen zur Information über vergangene maßgebliche Hochwasserereignisse zum Abruf bereit. Zum Teil noch fehlende Fotos werden sukzessive ergänzt. Neu in der Veröffentlichung sind jetzt das Markenensemble Holzsußra im Kyffhäuserkreis, mehrere bisher unbekannte Standorte zum Hochwasser 1981, z. B. im Gleistal bei Jena oder in der Königseer Rinne, und ein Markenstandort in Eisenach/Hörsel mit mehreren Markierungen.“ - Verbunden hiermit ist der Aufruf zur Meldung bislang unbekannter Marken, die noch nicht im Kartendienst enthalten sind. Hierzu steht ein entsprechendes Automatik-Formular für Online-Meldungen zur Verfügung; insbesondere fehlen noch Markierungen zum Hochwasserereignis vom Jahreswechsel 2023/2024. Auch provisorische Markierungen sollen bitte gemeldet werden. Evtl. könnten solche Marken daraufhin mittels zur Verfügung gestellter TLUBN-Plaketten gesichert werden. – Der Kartendienst des TLUBN ist online hier abrufbar: https://tlubn.thueringen.de/kartendienst.
Dienstag, 22. Oktober 2024
Als Band 6 der Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz in Roßla erschien dieser Tage eine geradezu epochal zu bezeichnende Monographie über die Heimkehle (unser Bild). Die monumentale Neuerscheinung umfasst 452 Seiten mit 490 Bildern im Festeinband - eine umfangreichere speläologische, ökologische und historische Darstellung dieser 1357 erstmals erwähnten Höhle hat es bislang noch nicht gegeben! Hierfür haben unter redaktioneller Federführung von Heinz Noack aus Bennungen acht Autoren Texte verfasst bzw. mit historischen und aktuellen Bildern illustriert, die über die größte Gipskarsthöhle in Deutschland als Naturdenkmal, Biotop, Karstmuseum, Gedenkstätte und touristischen Magnet berichten. - In knapp 30 Kapiteln werden sämtliche naturkundlich und historisch relevanten Themen um die Höhle ausführlich dargestellt, u. a. deren Lage und Entstehung, archäologische Funde, Beschreibungen in der Geschichtsliteratur des 17. bis 19. Jahrhunderts sowie entsprechende kartographische Aspekte. Sehr umfänglich ist die Erschließung und touristische Nutzung aufgeführt, ebenso der rüstungstechnische Missbrauch der Heimkehle während der NS-Zeit u. v. a. m. Von besonderem Interesse dürften Fotos aus den nicht öffentlich zugänglichen Bereichen der Höhle sein, ehe dann Natur und Naturschutz (u. a. Fledermäuse und Flora im näheren Umfeld) das Buch beschließen. - Besonders hervorzuheben ist Bildauswahl mit hunderten historischen und aktuellen Belegen, oftmals in A4-Größe, ebenso Faksimiles alter Dokumente, z. B. Höhlenführer. Kein Aspekt im Kontext mit der Heimkehle wurde von den Autoren unberücksichtigt gelassen, so auch nicht die Erfassung zahlreicher Souvenirs und Andenken mit Höhlenmotiven (Teller und Tassen, postalische Dokumente). Ebenso gehört die Wiedergabe zahlreicher Zeitungsartikel aus älterer und jüngerer Zeit hierher, z. B. auch die spekulative und letztlich erfolglose Suche nach dem Bernsteinzimmer im Südharz. - Aufgrund der Datenmenge im Bild- und Schriftgut ist es derzeit noch nicht möglich, hier weitere wichtige Aspekte aus der Vergangenheit der Heimkehle detailliert hervorzuheben; das kann erst nach dem Lesen des mehr als vier Kilogramm schweren Buches „Die Heimkehle im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“ geschehen, das der regionalgeschichtlich interessierten Leserschaft wärmstens ans Herz gelegt wird. Das äußerst opulente Werk ist im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz in Roßla erhältlich und kostet 40 Euro.
Dienstag, 15. Oktober 2024
Noch fast druckfrisch und wie immer hochinteressant und thematisch abwechslungsreich liegt die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Computer-Genealogie“ 3/2024 mit dem Schwerpunktthema „Genealogie im Austausch mit der Forschung“ vor (unser Bild). Dazu teilt der herausgebende Verein für Computer-Genealogie e.V. (CompGen) mit: „Wer die jüngste Ausgabe aufschlägt, findet darin vier Beiträge zu Themen aus dem Programm der Tagung „Digital History & Citizen Science“ in Halle. Dort wie in der Computer-Genealogie geht es um den Austausch zwischen klassischer genealogischer und akademischer Forschung. Das Geschichtliche Ortsverzeichnis (GOV) ist ein Thema - ein traditionsreiches Projekt der „Citizen Science“ oder Bürgerforschung des Vereins für Computergenealogie (CompGen). Wir stellen ihnen auch Topotheken vor, sozusagen digitale Ortsarchive im Internet; sie werden aus privaten Sammlungen gespeist, die ansonsten bei Haushaltsauflösungen verloren gehen könnten. Ebenso gefährdet sind – und das ist ein weiteres Thema im Heft wie auch bei der Tagung – viele mühsam zusammengestellte digitale Datensammlungen von „Citizen Scientists“, für die es (noch) keine Archive gibt. Ein klassisches genealogisches Thema, das ganz unterschiedliche Auffassungen von Verwandtschaft zu verschiedenen Zeiten spiegelt, rundet den Schwerpunkt des Heftes ab: Eheverbote und deren Umgehung mit Dispensen. - Gleich zwei „Zeitreisen“ unternehmen wir in Heft 3/2024: in das New York des Jahres 1904 und in den Westen Deutschlands 1939. Wer die DNA als genealogische Quelle nutzt, findet natürlich auch wieder Anregungen: Diesmal geht es darum, wie sich mit den genetischen Daten entfernter Verwandter aus der eigenen Generation genealogische Zusammenhänge aufklären lassen. Unseren Blick über den Zaun richten wir diesmal in den Kaukasus, um dort den Spuren württembergischer Siedler zu folgen. Und das sind natürlich noch nicht alle Themen.“ - Die Mitglieder des Vereins für Computer-Genealogie e.V. (CompGen) erhalten das Heft im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Nicht-Mitglieder können das Magazin im Online-Shop des Pferdesportverlag Ehlers in Bremen als Einzelheft bestellen oder abonnieren.
Dienstag, 8. Oktober 2024
Interessierten an regionaler Verkehrs- und besonders Schifffahrtsgeschichte ist die Buchreihe „Die Schifffahrt auf der oberen Saale und Unstrut“ aus dem Erfurter Ringelbergverlag längst ein Begriff. Immerhin hat deren äußerst rühriger Autor Michael Eile während des vergangenen Jahrzehnts damit eine beachtliche regionalgeschichtliche Serie mit hohem Informationsgehalt, lokalen Details und vielen einmaligen Fotos bzw. Faksimiles veröffentlicht. Jüngst gesellte sich zum bereits beachtlichen Bestand der mittlerweile achte Band (ISBN: 9783945850541) unter dem Titel „Zwischen Hoffnung und Vergänglichkeit - Im Wettbewerb mit der Eisenbahn von 1890 bis 1905“ hinzu (unser Bild). Während dieser Zeitspanne kam die von der Wirtschaft und den Anwohnern lange schon ersehnte Eisenbahn auch ins Unstrut- und Saaletal, die allerdings beim Güterverkehr der Schifffahrt den Rang ablief und damit den Niedergang des einst bedeutsamen Verkehrs auf dem Wasser verursachte. - Zu dieser Neuerscheinung mit stolzen 460 Seiten Umfang wird mitgeteilt: „Einhundert Jahre waren seit dem Bau und der Eröffnung der Wasserstraße Obere-Saale-Unstrut vergangen. Zu Beginn des Jahres 1890 gab es im gesamten Revier der Königlichen Wasserbauinspektion Naumburg (Bretleben bis Schkopau) 58 Schiffseigner, die nun im Wettbewerb mit den neu erbauten Eisenbahnlinien nach Querfurt und Mücheln, sowie der Unstrutbahn standen. Zur Vertretung ihrer Interessen hatten sie in der Stadt Nebra eine Schiffer-Innung ins Leben gerufen. Die größte Hoffnung der zahlreichen Mitglieder dieser Vereinigung war die Erbauung des schon seit Jahren geplanten Saale-Leipzig-Kanals. Enorme Transportmengen von Baustoffen nach Leipzig würden die Existenz von hunderten von Schiffern, Schiffbauern und Steinbrucharbeitern entlang der Unstrut und oberen Saale weiter gewährleisten. Doch die Verhandlungen und Streitereien bezüglich der Finanzierung und Linienführung dieses Kanals gingen schier endlos weiter, währenddessen östlich der oberen Saale immer neue Eisenbahnstrecken entstanden und sich die Situation für die Lastkahneigner dadurch immer weiter verschärfte. Ein Kahnschiffer nach dem anderen musste nun aufgeben. Doch dafür eroberte die Personenschifffahrt das Revier jetzt mit voller Kraft voraus...“
Dienstag, 1. Oktober 2024
Am kommenden Wochenende ist Zwiebelmarkt, so wie schon vor 50 Jahren, wie unser Zeitungsbild aus dem Jahr 1974 zeigt. Seit 2014 wird aus diesem Anlass vom Heimatverein ARATORA der Arterner Nostalgie-Kalender veröffentlicht. Dessen neue Ausgabe für das kommende Jahr 2025 wird am Sonnabend, 5. Oktober von 9.00 bis 17.00 Uhr am altbekannten Standort vor dem Wohn- und Geschäftshaus Wasserstraße 12 angeboten. Das Exemplar kostet 12 Euro, die Gesamtauflage beläuft sich auf 200 Exemplare. Auswärtige Interessenten können gern telefonisch oder schriftlich für den Postversand bestellen. Restexemplare werden nach dem Zwiebelmarkt im Spielzeugladen angeboten. - Update vom 5. Oktober: Vielen herzlichen Dank für zahlreiche Besuche und nette Gespräche am Verkaufsstand zum Zwiebelmarkt, weiterhin für das grandiose Interesse am neuen Arterner Nostalgie-Kalender 2025. Weit mehr als die Hälfte der Auflage ist mittlerweile verkauft! Restexemplare gibt es ab sofort im Spielzeugladen, Wasserstraße 1.
Dienstag, 24. September 2024
Wie schon beim letzten Woche hier kurz beschriebenen „Neuen Stuhl-Register über die Männer und Weiber Stände der Arterischen Kirchen B. Virginis aufgesetzet Anno 1768“ wurde auch bei der zweiten, unerwartet aufgetauchten Akte aus dem vormaligen Arterner Pfarrarchiv, dem „Inventarium derer beyden Arterischen Stadt-Kirchen B. virginis & St. Viti 1713-1714“ (unser Bild), bislang viel Zeit investiert, um sich in den Inhalt dieses Folianten einzuarbeiten. Bereits aus dem Titel hervorgehend, wurden darin Eigentums- und Besitzverhältnisse der beiden genannten Kirchen erfasst. Beginnend mit der zeitgenössischen Beschreibung beider Gotteshäuser wird danach die detaillierte Auflistung des mobilen Inventars (Bücher, Ornate und Diverses) vorgenommen, gefolgt von den Kapitalien, also den kircheneigenen Ländereien, wobei ausführliche Informationen zu Verpachtung und Einnahmen niedergeschrieben worden sind. Neben zahlreichen personen- und familiengeschichtlichen Daten sind besonders auch für die Flurnamenforschung entsprechende Eintragungen relevant (damalige Bezeichnungen von Äckern und Wiesen). - Die intensive Auswertung der knapp 250 handschriftlichen Seiten unter stadtgeschichtlichen, genealogischen und onomastischen Gesichtspunkten wird allerdings noch andauern. Abzusehen jedoch ist schon jetzt, dass diese Analysen viele neue Erkenntnisse und Details zur Arterner Kirchen-, Stadt-, Personen- und Namensgeschichte erbringen werden.
Dienstag, 17. September 2024
Aus dem aufgelösten und entsorgt geglaubten Pfarrarchiv hat sich, wie vorige Woche gemeldet, mit dem „Neuen Stuhl-Register über die Männer und Weiber Stände der Arterischen Kirchen B. Virginis aufgesetzet Anno 1768“ (unser Bild) unerwartet ein spannendes Dokument erhalten, dass als Spiegel seiner Zeit Einblicke in das hiesige gesellschaftlich-religiöse Leben gestattet, denn im 18. und 19. Jahrhundert waren sonn- und feiertäglichen Besuche in der Kirche noch frommes Bedürfnis wie auch gesellschaftliche Ehrenpflicht der Bürgerschaft. Deswegen war die Belegung der Sitzplätze zu den Gottesdiensten reglementiert. Besondere Plätze waren von den jeweiligen Inhabern zuvor erworben worden und konnten ggf. sogar mittels Erbschaft weitergegeben werden. Optisch spielte die Sitzordnung in der Kirche oftmals die kommunale Hierarchie wider: Vorn saßen die Betuchten, Amtsträger und Honoratioren, im hinteren Kirchschiff oder an den Seiten waren jene mit weniger oder keinem Vermögen platziert. Wer welchen der nummerierten Stühle für welche Zeit innehatte, wurde von den Pfarrern in penibel geführten Registern, den darum sog. Stuhlregistern, vermerkt. - Die Errichtung des „Neuen Stuhl-Registers“ geht auf Arterner Pfarrer und Dekan Ferdinand August von Braun (Amtszeit: 1750-1792) zurück (aufgrund seiner horrenden Handschrift als „Schrecken“ der Familienforschung in Artern bekannt), der allerdings kaum selbst Eintragungen vorgenommen hat. Akribisch finden sich im Register die in der Marienkirche einst befindlich gewesenen Stühle sowie deren personelle Zuordnung über verschiedene Zeiträume hinweg (1768 bis ca. 1830). Das heißt: Besagte Stühle konnten in eigens festgelegten Kategorien für einen bestimmten Zeitraum erworben werden und gingen danach auf andere Nutzer über, die gleichfalls als Käufer im Verzeichnis vermerkt worden sind. Es gab demnach über drei Dutzend Kategorien hinsichtlich der Standorte bzw. der geschlechtsrelevanten Zuordnung, u. a. „Männerstühle auf der Markt Seite“, „Männer Stühle auf der obern Emporkirche nach der Schule“, „Weiber Bänke auf der Markt Seite neben den Herrschaftl. Stuhle“ und „Weiber Stühle, so vor den Gericht Schöppen und andern Männerstühle angebauet“. - Künftig werden diese Kategorien bzw. die zugehörigen Stuhlinhaber in chronologischer bzw. alphabetischer Form erfasst, um einen schnelleren Zugriff auf die Informationen des rund 300 Seiten starken, bedeutenden Dokuments zu erhalten.
Dienstag, 10. September 2024
Ein historisch unwiederbringlicher Schaden für die Arterner Stadtgeschichte entstand wohl bereits in den 1980er Jahren, als ältere bzw. älteste Bestände des hiesigen Pfarrarchivs gedankenlos entsorgt worden sind und damit wichtige Unterlagen und Dokumente zur Kirchen-, Orts- und Familienforschung der vergangenen 200 bis 300 Jahre der Vernichtung anheimfielen. Doch trügt der Schein möglicherweise, denn während der letzten Jahre tauchten sporadisch immer wieder historische Akten und Schriftstücke auf, die darauf hindeuten, dass zumindest ein Teil des Pfarrarchivs eben doch nicht den Weg alles Irdischen gegangen ist! - Dies dürfte auch auf die beiden jüngsten Funde (unser Bild) zutreffen, die dem Heimatverein ARATORA jetzt vorliegen und die mutmaßlich aus dem Bestand der Altakten der Arterner Pfarrei stammen. Es handelt sich, den Aktentiteln gemäß, um das „Inventarium derer beyden Arterischen Stadt=Kirchen B. virginis [Beatae Mariae Virginis] & St. Viti 1713/1714“ sowie ein „Neues Stuhl=Register über die Männer und Weiber Stände der Arterischen Kirchen B. Virginis [Beatae Mariae Virginis] aufgesetzet Anno 1768“. Die Inhalte dieser exorbitanten Bände spiegeln demnach wichtige Details zur lokalen Kirchengeschichte und Genealogie wider. In den nächsten aktuellen Meldungen sollen diese geschichtlich immens wichtigen Unikate kurz präsentiert werden. - Nach noch vorzunehmender intensiver Sichtung der beiden handschriftlichen Folianten wird entschieden, ob diese erworben werden sollen. Dann aber mit der verbindlichen Maßgabe, dass nach der Analyse die Zuführung in ein zuständiges Archiv erfolgt, wo deren Aufbewahrung dann langfristig gesichert ist. Die beiden unerwarteten Akten lassen zudem die Hoffnung keimen, dass doch noch mehr Relikte aus dem ehemaligen Pfarrarchiv Artern vorhanden sind als gedacht. In diesem Falle wäre es eine immense Bereicherung für die Heimatforschung, wenn diese ausgewertet bzw. erhalten werden könnten.
Dienstag, 3. September 2024
Nach nur einem knappen halben Jahrhundert müssen sich Arterner und Gäste von einem liebgeworden Anblick aus dem Stadtbild verabschieden. Gemeint ist das Fachwerk im Bereich der ehemaligen Musikkantenstube des Glockenturms der Marienkirche mit seinen markanten Mustern (Wilder Mann, Andreaskreuz, Raute mit Andreaskreuz). Dieses ist, trotz unbestrittener optischer Attraktivität, Einfallstor für Witterungseinflüsse und damit ungünstig für die Bausubstanz des Turmes, weiterhin Gefahrenquelle durch lose werdende Ausfachungen. Aus diesen Gründen wird das bislang sichtbare Fachwerk rund um den Turm demnächst wieder mit Schiefer bedeckt. Damit wird die Erosion am Kirchturm minimiert und die Sicherheit von Passanten und Fahrzeugen gewährleistetet, die sich unterhalb aufhalten. - Ein Blick auf alte Abbildungen der Marienkirche zeigt zudem, dass der heutige Fachwerkbereich bis zur großen Sanierung 1978 komplett verschiefert war (unser Bild). Erst im Zuge dieser umfänglichen Wiederherstellung des Gotteshauses entstand besagtes Fachwerk, und zwar einzig aus der Not heraus, weil damals in der DDR-Mangelwirtschaft einfach keine Schieferplatten aufzutreiben waren, um damit einige Quadratmeter am Arterner Kirchturm benageln zu können. - Mit der oben angesprochen Maßnahme wird also seitens der Kirchengemeinde der historisch korrekte Zustand wiederhergestellt. Das zwar hübsche, dennoch wohl doch eher historisierend als geschichtlich gesichert anzusehende Fachwerk dürfte somit bald der Vergangenheit angehören.
Dienstag, 27. August 2024
Wie mit aktueller Meldung vom 30. Juli vorab angekündigt, wird zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals zu einem Bildervortrag einladen. Gezeigt werden historische Fotografien aus Artern, die während der vergangenen beiden Jahre zum Heimatverein ARATORA gelangt sind und den Grundstock für den 2025 erscheinenden nächsten Bildband mit alten Arterner Ansichten bilden (unser Bild: Löwenapotheke um 1935). Der Vortrag findet am Freitag, 6. September 2024 um 18.30 Uhr im Gemeinderaum der Marienkirche statt. Eintritt wird nicht erhoben, Spenden zugunsten der Orgelsanierung sind erwünscht. Es wird zudem gebeten, aus privaten Beständen für angesprochenes Buch weitere historische Aufnahmen mitzubringen. - Update vom 6. September: Herzlichen Dank an mehr als 30 Besucher, die zu dieser Veranstaltung gekommen waren, sowie für Spenden, die zur Finanzierung eines neuen Leuchters für die Marienkirche eingesetzt werden.
Dienstag, 20. August 2024
Eine bedeutsame Entdeckung im Kontext der mittelalterlichen Königshöfe- und Pfalzenlandschaft zwischen Südharz, Kyffhäuser und Goldener Aue, Helme, Unstrut und Saale (z. B. Nordhausen, Tilleda, Wallhausen, Helfta, Allstedt, Ritteburg, Merseburg) vermeldet das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, die Kaiserpfalz und das Kloster Memleben betreffend: Seit 2017 widmen sich archäologische Lehr- und Forschungsgrabungen der ehemaligen Kaiserpfalz und dem von Otto II. gegründeten reichen Benediktinerkloster in Memleben (Burgenlandkreis). Die diesjährigen Untersuchungen galten mit dem Vorgängerbau der Memorialkirche der Ottonen den schlecht erhaltenen Überresten des bislang ältesten Baukörpers des 10. Jahrhunderts. Bei dem untersuchten Gebäude handelt es sich vermutlich um die Kirche, die Ort der Aufbettung und des Todes Heinrichs I. sowie der Designation Ottos I. zu seinem Nachfolger gewesen sein dürfte. Ziel war die weitere Untersuchung eines systematisch abgebrochenen und durch den Neubau der Memorialkirche der Ottonen ersetzten Vorgängerbaus, der als authentischer Aufenthaltsort von Heinrich I. und Otto I. wohl in engem Bezug zum Ableben der beiden Herrscher in Memleben steht. - Otto II. und seine Gemahlin Theophanu stifteten ihnen zu Ehren ein reich ausgestattetes, erstmals 979 erwähntes, und im Ottonenreich bedeutendes Benediktinerkloster. - Die diesjährigen Ausgrabungen im Klostergarten nahmen den bislang ältesten Baukörper des 10. Jahrhunderts in den Fokus. Das bereits erschlossene massive Geröllpflaster konnte weiter nachverfolgt werden - auf der Suche nach den Gebäudeumrissen und besonders dessen östlichen Abschlusses. Die Nordwand des Gebäudes erwies sich als vom südwestlichen Turm der Kirche des 13. Jahrhunderts überbaut. Offenbar nutzte man das Fundament als tragfähigen Baugrund. Mit dem Abbruch der Türme barg man die Steine soweit, dass auch der ottonenzeitliche Bestand abgetragen wurde. Die mit Mörtel und Bauschutt verfüllte Entnahmegrube greift in den Fußbodenunterbau des Bauwerks aus dem 10. Jahrhundert ein. Dieser erhielt sich in einem breiten Streifen inklusive der Estrichreste, da er südlich der Kirche des 13. Jahrhundert eine lange spätmittelalterliche Mauer das Kloster einfasste, deren Steine erst in der Neuzeit zur Wiederverwertung abgetragen wurden. Es verblieben der ebenfalls schuttverfüllte Fundamentgraben sowie beidseitig der Mauer angelagerte Reste einer Brandzerstörung, die zahlreiche Bronzefragmente sowie Blei von Fensterverglasungen enthielten. - Vom östlichen Gebäudeabschluss fand sich eine Standspur auf dem mit einer Steinstockung planierten Baugrund, an der sich der Estrich des Innenraums anlagerte - offenbar etwas vom Verlauf der Nordwand nach innen eingerückt. Im Estrich eingebundene Werk- und Bruchsteine deuten eine räumliche Trennung an, so dass man von einem eingezogenen Anbau am Ostende des rechteckigen Baukörpers ausgehen kann. Südlich der spätmittelalterlichen Mauer erfolgten jedoch wiederholt bis in die Frühe Neuzeit Bodeneingriffe, die den Baukörper stark beeinträchtigten. Letztlich verblieb hier nur der planierte und mit Geröll verfestigte Baugrund in situ, überlagert von mehreren Lagen kleinteiligen Steinbruchs, die beim Mauerabbruch und der Zurichtung der Steine für die Wiederverwendung anfielen. Bemerkenswert ist ein holzkohlehaltiger Brandhorizont unmittelbar unter der Steinstockung des Baugrunds, der eine nähere naturwissenschaftliche Datierung erhoffen lässt. Ob es sich um die Bereinigung des Areals durch Brandrodung oder die Feuerzerstörung eines hölzernen Vorgängerbaus handelt, ist noch nicht abschließend zu beantworten. Auf letzteres deutet ein Pfostenloch mit Steinverkeilung, das in einer tiefer greifenden Sondage erfasst werden konnte. - Zum ottonischen Baukörper gehört eine große Steinplatte, die sich unterhalb der spätmittelalterlichen Überbauung des Zugriffs zur Baustoffgewinnung entzog. Von weiteren Platten blieben nur Negativabdrücke erhalten, die jedoch eine zentral im östlichen Bereich des Innenraums gelegene, geschlossene massive Steinfläche nachzeichnen. Damit ist im Zusammenhang mit der 2023 erschlossen einzigen Bestattung im Inneren des Gebäudes und den an der Nordwand entsprechend dieser ausgerichteten Gräber nun von einem Sakralbau und bei der Steinplatte vom Rest des Unterbaus für einen Altar auszugehen. Bei dem untersuchten Baukörper handelt es sich somit wohl um eine Kirche, die Ort der Aufbettung und des Todes Heinrichs I. sowie der Designation Ottos I. zum Nachfolger gewesen sein dürfte. Dass die eher schlichte, dennoch vorbildhaft bereits in Steinbauweise ausgeführte Pfalzkirche prächtigeren Kirchenbauten des Reichsklosters wich, verwundert nicht. Die Selbstdarstellung des Herrscherhauses, speziell unter Otto II. und seiner Gattin Theophanu, erforderte angemessen großzügige Neubauten. Der ältere Baubestand war vergleichsweise schlicht und wurde nahezu vollständig abgetragen. Allein systematische archäologische Untersuchungen ermöglichen heute ihren Nachweis und damit die Lokalisierung zentraler Bestandteile der Pfalz Memleben, deren gewaltige Dimension erst durch die jüngsten Untersuchungen begreiflich wird. - Unser Bild zeigt den ergrabenen Innenraum der Marienkirche des 10. Jahrhunderts (© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Holger Grönwald).
Dienstag, 13. August 2024
Die in diesem Jahr einzige Veröffentlichung des Heimatvereins ARATORA befindet sich mittlerweile kurz vor der Produktionsphase. Nach erfolgter Umsetzung der Schlusskorrekturen wird nämlich die finale Datei des Arterner Nostalgie-Kalenders 2025 dieser Tage zum Druck gesendet. Im Laufe des Monats oder im September werden dann die hergestellten Kalender erwartet, die zum Zwiebelmarkt bzw. danach im Spielzeugladen idee+spiel in der Wasserstraße 1 angeboten werden. - Der nächstjährige Kalender zeigt noch nie publizierte Zeichnungen und Skizzen von Erich Gebhardt, einstmals Wirt in der Gaststätte „Goethe-Haus“. Zu sehen sind Stadtansichten und Bilder von Einzelgebäuden, die teils noch vorhanden, teils bereits nicht mehr existent sind. Somit stellen Erich Gebhardts Zeichnungen Zeitzeugnisse ab den 1960er Jahren dar. Unser Bild zeigt ein abgerissenes Wohn- und Geschäftshaus in der Leipziger Straße. - Die Fortsetzung der Bildbandreihe mit Arterner Motiven wird 2025 erfolgen. Hierfür wird um Überlassung von historischem Bildmaterial gebeten.
Dienstag, 6. August 2024
Seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert widmet sich das Thüringische Flurnamenarchiv an der der Universtät Jena der Erfassung und Erforschung von historischen Bezeichnungen heimischer Acker-, Feld- und Waldflächen. Eine Schar ehrenamtlicher Forscher im Freistaat arbeitet an diesem Projekt mit und hilft, einstige und aktuelle Flurnamen zu katalogisieren. Zur noch effektiveren Arbeit auch hiesiger Heimatfreunde hat nun das Flurnamenteam der Uni Jena folgende Neuerung mitgeteilt: Unsere Flurnameneingabemaske ist ab sofort online und einsatzbereit! Das bedeutet, dass alle Sammlerinnen und Sammler, die sich per Mail an flurnamen@uni-jena.de registriert haben, nun auf einfachem Wege Flurnamen an uns übertragen können. Diese werden dann von unserem Team geprüft und erscheinen im Thüringischen Flurnamenportal. - Sie können die hierz nötige Eingabemaske über folgenden Link aufrufen: https://flurform.thulb.uni-jena.de Für die Nutzung benötigen Sie lediglich einen Internetzugang und ein Erkennungskürzel, das Sie nach der Registrierung von uns erhalten. - Neben der Eingabe von Flurnamen ist auch die Übertragung von Audio- und Bilddateien möglich. Zusätzlich können Sie etwa Informationen zur Lage und Nutzung der Flurnamen, Deutungsvorschläge oder historische Belege angeben. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge und hoffen auf zahlreiche engagierte Sammlerinnen und Sammler. - Die Registrierung und Nutzung der Eingabemaske (unser Bild) ist freiwillig. Ob Sie nur einen Flurnamen eingeben oder regelmäßig neue Beiträge leisten, bleibt Ihnen überlassen. - Ein weiteres Highlight möchten wir zudem ankündigen: Die ehrenamtliche Flurnamenforschung in Thüringen, die gemeinsam von der Universität Jena und dem Heimatbund Thüringen e.V. betrieben wird, feiert Jubiläum! Um 25 Jahre Flurnamenprojekt zu würdigen, planen wir für den 14. Februar 2025 eine Tagung. Hier sollen sowohl Projektbeteiligte als auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum zu Wort kommen. Weitere Informationen zur Tagung und den Referentinnen und Referenten folgen. Bitte halten Sie sich diesen Termin bei Interesse schon jetzt frei!