Artern

Zur freundlichen Beachtung (neue Publikationen, Spendenaktionen, Archivwesen) & Aktuelle Meldungen zur heimatkundlichen Arbeit (einmal wöchentlich)

Flurnamen

Dienstag, 2. April 2024

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena berichtet über die Würdigung der thüringischen Flurnamenforschung und veröffentlichte vorige Woche nachstehende Pressemitteilung: Die „Flurnamenforschung in Thüringen“ wurde jetzt in das Landesverzeichnis Immaterielles Kulturerbe in Thüringen aufgenommen. Dort steht es nun als gutes Praxisbeispiel neben der Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel, Brehms Tierwelt oder der Thüringer Bratwurstkultur. PD Dr. Barbara Aehnlich von der Friedrich-Schiller-Universität Jena freut sich über diese Ehrung, weil sie die Flurnamenforschung ins Licht der Öffentlichkeit rückt. „Die Aufnahme in das Landesverzeichnis verdeutlicht den Wert der Flurnamenforschung und würdigt insbesondere die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer“, so Barbara Aehnlich, die gemeinsam mit David Brosius das Flurnamenverzeichnis in Thüringen betreut. Beheimatet ist dieses Archiv an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, es enthält aktuell etwa 150.000 Einträge. Den Antrag auf Aufnahme ins Landesverzeichnis hat Dr. Aehnlich gemeinsam mit dem „Heimatbund Thüringen e. V.“ im vorigen Jahr gestellt. - Wie Barbara Aehnlich erläutert, sind Flurnamen die Bezeichnungen von unbewohnten Örtlichkeiten und Gegebenheiten im Gelände, die den Menschen zur Orientierung in der Landschaft dienen. Beispiele seien etwa Aue, Hain, Sommerleite oder Am Hange. Eingeschlossen seien zudem die Bezeichnungen von Wasserläufen, Bergen und Tälern ebenso wie Namen von Wäldern oder Feldern. „Zugleich sind Flurnamen wertvolle Quellen des Lebens unserer Vorfahren“, sagt Barbara Aehnlich. So lassen sich anhand der Flurnamen einstige Wirtschaftsunternehmen ebenso lokalisieren wie etwa der Umgang mit Migranten. Zugleich sind die Namen Zeugnisse der Sprachentwicklung, denn ursprünglich wurden sie nur mündlich überliefert. - An der Universität Jena werden Flurnamen seit rund 100 Jahren gesammelt und archiviert. Bislang wurden etwa 150.000 Namen gesammelt, wobei die Hauptarbeit jene Interessierten leisten, die in ihren Dörfern oder Städten auf Spurensuche gehen. Seit 2019 wird das Flurnamenarchiv in Kooperation mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena digitalisiert. Bislang konnten etwa 80.000 Einträge digital erfasst werden. Wie Barbara Aehnlich sagt, wurde gerade der Förderantrag zur Finanzierung bis Ende 2025 von der Thüringer Staatskanzlei bewilligt. Die Sammlung und Erfassung der Thüringer Flurnamen kann also weitergehen. - Zur Komplettierung des thüringischen Flurnamenarchivs wurden über Ostern Texte, Flurnamenkarte und -liste der Gemeinde Reinsdorf bei Artern, erarbeitet und 2009 veröffentlicht von unserem verstorbenen Vereinsmitglied Prof. Dr. Dr. Friedrich Schneppe, nach Jena weitergeleitet. - Unser Bild zeigt eine historische Karte mit Flurnamen um die Stadt Artern.


Bretleben 1779

Dienstag, 26. März 2024

Zum Schluss war die Luft im proppenvollen Saal des Jugendklubs Bretleben wie zum Zerschneiden, hervorgerufen von über 80 Besuchern, u. a. aus Heldrungen, Oldisleben, Oberheldrungen, Hauteroda, Braunsroda, Reinsdorf und Artern, die am vergangenen Sonnabend den historischen Ausführungen von Ines Telle zur Vergangenheit des Dorfes lauschten. - Beginnend mit einem Überblick zu ur- und frühgeschichtlichen Funden in der Gemarkung Bretleben sowie den Nachbarfluren wurde auf fünf Themen aus der Geschichte von Bretleben näher eingegangen, beginnend mit der kriegsbedingten Anwesenheit von König Karl dem XII. von Schweden in bzw. bei Bretleben im Jahre 1707. Danach besprach Ines Telle die verschwundene Cyracus-Kapelle und machte Ausführungen zu deren Bedeutung und Geschichte. Im dritten Themenblock wurde die Geschichte der Familie von Trebra ins Visier genommen, die bis 1932 in Bretleben zu finden war. Als herausragende Person stand Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra im Fokus, der u. a. mit Goethe korrespondierte und in Bretleben als Förderer der Schafzucht und des Hanfanbaues wirkte sowie im Ort eine Windmaschine für eine Brennerei errichten ließ. Die nur wenig bekannte Vergangenheit der 1231 gegründeten Kommende Braunsroda des Lazarus-Ordens und deren Beziehungen zu Bretleben wurde im Anschluss behandelt, soweit dies die Quellenlage zuließ. Zum Abschluss konnten Persönlichkeiten vorgestellt werden, die in Bretleben geboren wurden bzw. deren Wirken eng mit dem Ort in Verbindung stehen, so der Musiker Christoph Kirchner, der Kantor Clemens Christoph Janeck und dessen Söhne, der Stadtmusikus zu Weißenfels Johann Christian Sachse oder der Organist Johann Jacob Carl, ein Bach-Schüler. Die fast unvermeidlichen familiären Relationen zu Goethe konnten auch für Bretleben nachgewiesen werden, wo im 18./19. Jahrhundert entsprechende Namensträger zu finden sind. - Ines Telle präsentierte in ihren Ausführungen ganz bewusst lediglich historische Versatzstücke, wohl wissend, dass an jedem ihrer Themen noch viel Detailarbeit ansteht, um die Gesamtbilder schlüssig zu machen und abzurunden. Doch zunächst galt es ja, Interesse vor Ort zu wecken und mit den Einwohnern in Bretleben in Austausch zu kommen. In der Hoffnung auf künftige Unterstützung und aktive Mitarbeit wurde zum Abschluss der gelungenen Veranstaltung noch an einen großem historischen Schatz erinnert: die alten Grabsteine um die 1897 vollendete Kirche St. Johannes, an deren Erhalt die Referentin mahnte. Auch künftig wird sich Ines Telle in die geschichtliche Forschung unserer Region einbringen, aus der sicherlich der eine oder andere Vortrag hervorgeht. Schon jetzt ist sie aufgrund des bislang gezeigten Engagements eine Bereicherung in der regionalen Heimatforschung. - Unser Bild zeigt die Ortslage von Bretleben als Ausschnitt einer Landkarte von 1779.


CG1-2024

Dienstag, 19. März 2024

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Computer-Genealogie“ liegt vor (unser Bild) und widmet sich einem sicherlich auch in der Familienforschung künftig nicht mehr wegzudenkenden Thema: Künstliche Intelligenz. Und gleich im Leitartikel wird die Frage gestellt, wie KI die Genealogie verändern könnten, so beim Suchen und Sammeln von Daten, beim Zuordnungen und Auswerten bzw. in der Präsentation und Archivierung. Besonders die Transkription schriftlicher Dokumente könnte im Rahmen der Quellenauswertung ein weites Arbeitsfeld für KI werden. Eine kurze Geschichte der Künstlichen Intelligenz schließt sich folgend als Bericht an. Ein „Interview“ mit ChatGPT soll danach die Fähigkeiten dieses KI-Sprachmodells nahebringen – mit unerwartetem Ergebnissen. Auch bei der Erfassung historischer und rezenter Grabsteininschriften dürfte KI Einsatz finden, so wie beim laufenden Projekt BillionGraves. Folgend wird die KI Tanskribus vorgestellt, mittels der online historische Hand- und Druckschriften übersetzt werden sollen. (Tests mit besonders individuellen Schriftproben vom Arterner Pfarrer Ferdinand August de Braune aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbrachten allerdings nur sehr mäßige Ergebnisse hinsichtlich der Qualität der Transkription.) Dass es neben ChatGPT noch weitere brauchbare KI gibt, wird im nächsten Artikel erklärt. Für Freunde der DNA-Genealogie wird dann der DNA-Painter vorgestellt, ehe die 120jährige Zentralstelle für Genealogie in Leipzig porträtiert wird. Nach Kurzartikeln und aktuellen Meldungen kommen unter der Rubrik „Familienerbstück“ diverse historische Schmucklöffel zur Ansicht. In der Retrospektive wird abschließend der Einführung des Personenstandsgesetzes in Preußen 1874 gedacht. - Die nächste Ausgabe der Zeitschrift „Computer-Genealogie“, die Mitte Juni 2024 erscheint, widmet sich dann den Wohnstätten der Ahnen.


Postkarten Engelhardt

Dienstag, 12. März 2024

Die gerade einmal vor drei Wochen an dieser Stelle mitgeteilte, neueste Schenkung via „Wundertüte“ im Briefkasten fand am vergangenen Wochenende in erfreulicher Weise eine Fortsetzung. Unangekündigt und somit völlig unerwartet kam ein dicker A4-Brief aus dem niedersächsischen Landkreis Hameln-Pyrmont. Der Inhalt: um die fünfzig postalische Belege mit Schriftwechsel des Ehepaars Ewald und Margarethe Engelhardt aus der Spanne von vor dem Ersten Weltkrieg bis in die frühe DDR-Zeit, alle in Form von Postkarten (unser Bild). - Diese müssen nun zeitlich geordnet, gelesen und übersetzt werden, was bei Ewald Engelhardts schwungvoller Handschrift stets eine Herausforderung ist. Ergänzt wird die Sammlung von Reklamepostkarten, mit denen Ewald Engelhardt für sich als Heimatmaler Werbung machte. Als weiteres Kleinod hat sich eine Verpackungstüte von „C. A. Engelhardt, Inh.: Franz Engelhardt, Artern gegründet 1825“ erhalten. Nachdenklich stimmt ein an „Soldat Ulrich Engelhardt“ adressierter Brief, der am 11. Januar 1940 von Artern abgeschickt wurde. Anderthalb Jahre später fand der einzige Sohn von Ewald und Margarethe Engelhardt den Tod nordöstlich von Smolensk. - Neben den historischen Nachrichten, die den Texten auf den Karten noch entnommen werden müssen, ist jedoch besonders maßgeblich und wichtig, dass die angesprochene Sammlung nicht einfach entsorgt worden ist, sondern sogar unter „Opferung“ von Porto dorthin gesandt wurden, wo sie hingehört. Der Heimatverein ARATORA hofft auf den Nachahmung, um weitere historische Dokumente vor der Entsorgung zu retten.


Magie - Das Schicksal zwingen

Dienstag, 5. März 2024

Der Allgegenwart magischen Denkens in der Kulturgeschichte bis in die heutige Zeit trägt die neue Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) „Magie - Das Schicksal zwingen“ (unser Bild, © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták, Klaus Pockrandt) vom 1. März bis 13. Oktober 2024 Rechnung. Mit Hilfe von etwa 200 Exponaten und Exponatgruppen auf etwa 450 Quadratmetern Ausstellungsfläche beleuchtet die Schau das ebenso faszinierende wie vielschichtige Thema durch alle Zeiten der Menschheitsgeschichte. 44 Institutionen aus sieben Ländern (Dänemark, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich und Deutschland) unterstützen das Gelingen der Ausstellung als Leihgeber. - Archäologische Funde und Schriftzeugnisse, aber auch kunsthistorische und volkskundliche Objekte bieten eine umfangreiche Übersicht zu maßgeblichen Aspekten magischen Denkens in Vorgeschichte, Antike und Mittelalter bis in die Gegenwart. - Nach einer Einführung, die die frühesten konkreten Belege für den Glauben an Magie, aber auch die ältesten Hinweise auf mögliche Versuche der Kontaktaufnahme mit übernatürlichen Mächten aufzeigt, macht die Ausstellung ihre Besucherinnen und Besucher mit den zwei grundlegenden Formen der Magie, der „weißen“ und der „schwarzen“ Magie oder auch dem Schutz- und dem Schadenzauber in ihren unterschiedlichsten Spielarten vertraut. - Wie bei den Sonderausstellungen des Landesmuseums für Vorgeschichte üblich, wird eine aufsehenerregende Zentralinstallation die Besucherinnen und Besucher in ihren Bann ziehen. Sie lenkt den Blick auf das Fortleben magischen Denkens in der Gegenwart, weitet ihn aber auch über Europa hinaus. - Ein vertieftes Eintauchen in die Welt des magischen Denkens ermöglichen ferner zwei Begleitpublikationen zur Ausstellung, die pünktlich zu ihrer Eröffnung erscheinen und im Museumsshop des Landesmuseums für Vorgeschichte, über den Archäologischen Fachverlag Beier & Beran sowie im Buchhandel erhältlich sind: „Magie - Das Schicksal zwingen“, Begleithefte zu Sonderausstellungen im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, Band 10, 2024 sowie „Aspekte magischen Denkens“. Internationale Tagung vom 12.-13. November 2021 in Halle, Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle, Band 29, 2024.


Mitteilungen 30-31

Dienstag, 27. Februar 2024

Druckfrisch liegt die erst vorige Woche erschienene Doppelausgabe Nr. 30/31 der Mitteilungen des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung e.V. vor (unser Bild), die mit acht abwechslungsreichen Artikeln und 144 Seiten einen wiederum beachtlichen Umfang aufweist. Mit dieser Veröffentlichung wurde nach längerer Pause, während der u. a. sechs historische Bildbände über die Berg- und Rosenstadt erschienen, die Publikation der seit 1991 erscheinenden stadt- und regionalgeschichtlichen Periodika wieder aufgenommen. Anlässlich der jährlichen Mitgliederversammlung am vergangenen Freitag ist das neue Druckerzeugnis vom Vereinsvorsitzenden Helmut Loth vorgestellt bzw. dem befreundeten Heimatverein ARATORA ein Exemplar zur Besprechung überlassen worden. - Den Anfang macht die Abhandlung „Ortsnamen im Ostharz“ als Auszug einer Dissertation über die Namen rezenter und wüster Ortschaften dieser Region. Dem folgte eine Darstellung über Leben und Werk des hochmittelalterlichen Minnesängers und Dichters Heinrich von Morungen und dessen Beziehungen zu Sangerhausen und Mitteldeutschland. Im Mittelalter bleibend, folgt danach eine historische Betrachtung über erhaltene Reste der Stadtbefestigung in Sangerhausen. Anschließend steht die alte Kupferhütte im Fokus, besonders deren Wasserversorgung zu Zeiten der Produktion, die topografisch und archäologisch untersucht wird. Eine Geschichte aus der Zeit der Aufnahme der Kupferschieferbergbau nach dem Zweiten Weltkrieg widmet sich dann der angedachten Erbauung einer Drahtseilbahn. Es folgt die Vorstellung des Dorfes Großleinungen, heute Ortsteil von Sangerhausen, mit ausgewählten historischen Schlaglichtern und Objekten. Eine bislang so gut wie noch nie untersuchte Thematik beschließt die Artikelreihe im neuen Heft und widmet sich historischen Höhenmesspunkten an Gebäuden in Sangerhausen. Besonders dieser Bericht kann gut als Anregung dienen, auch in anderen Kommunen ähnliche alte Vermessungspunkte zu suchen und zu katalogisieren. Einige eher seltene Abbildungen aus Sangerhausen und Umgebung beschließen das Buch optisch, das von einigen Vereinsinterna und einer Bücherschau komplettiert wird. - Schön, dass die Mitteilungen des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung nach längerer Schaffenspause wieder am Start sind, um hoffentlich neue Begeisterte an der Orts-, Heimat- und Regionalgeschichte zu akquirieren.


Fotosammlung

Dienstag, 20. Februar 2024

Zwei-, dreimal im Jahr finden sich im Briefkasten des Heimatvereins ARATORA Sendungen der besonderen Art, nämlich in Form von „Wundertüten“, d. h. von Briefumschlägen oder Klarsichthüllen mit meist bunten Mischungen historischer Fotos, Ansichtskarten und weiteren alten Dokumenten aus Artern und Umgebung. So auch Mitte diesen Monats, als eine solche Tüte dem Postkasten entnommen werden durfte (unser Bild). Rasch klärte sich auf, dass die darin befindlichen Abbildungen aus dem Nachlass einer hiesigen Handwerkfamilie stammten. Die lose Sammlung besteht aus über fünfzig privaten Fotos mit Arterner Ansichten, überwiegend aus den 1950er bis 1970er Jahren. Motivische Schwerpunkte sind Wettkämpfe der heimischen Ringer auf der Freilichtbühne. Darüber hinaus hatte der Urheber diverse Ansichten fotografiert, die den damaligen Zustand des Stadtbildes dokumentieren: Demonstrationen zum 1. Mai, Motive entlang der Unstrut, Häuser in der Wasserstraße, Abriss des südlichen und östlichen Flügels der Domäne sowie Stadtansicht von der Schönfelder Kreuzung aus. Ein historischer Bonbon sind zwei Fotos vom Rosenmontagsumzug 1958 durch Artern, zumal sich dieser Brauch mangels Interesse und Humor hier nicht durchsetzen konnte. - Besagte Fotos sind nicht nur eine schöne Bereicherung des Vereinsbilderarchiv, sondern werden auch bei der in Arbeit befindlichen Erstellung eines neuen Bildbandes mit alten Bildern sehr gern berücksichtigt. Dank an die bisherigen Stifter der „Wundertüten“ und besonders auch an die künftigen für deren Bilderspenden.


HP-Schalendach

Dienstag, 13. Februar 2024

Es war das Prestigeobjekt der Stadt Artern in den ausgehenden 1960er Jahren: das Kultur- und Versorgungszentrum als Erweiterungsbau des 1964 errichteten Hotels Stadt Artern. Zu Ehren des 20. Jahrestages der DDR wurde das Gebäude fertiggestellt und am 25. September 1969 feierlich der Nutzung übergeben. Am 3. Oktober, kurz vor dem Nationalfeiertag der DDR, gab es dann die Festveranstaltung zur Einweihung auf Ebene des Kreises Artern. - Für ungezählte Veranstaltungen bot seither der große Saal eine passende Räumlichkeit: Konzerte, Tanzveranstaltungen, Discos, Betriebsfeiern, Tagungen usw. Bekannte einheimische Künstler von Klassik bis Rockmusik gaben sich dort die Ehre. Der heute reiferen Jugend sind sicherlich noch die Auftritte u. a. der Puhdys, von City, Karussell und electra, aber auch Sänger Holger Biege und viele andere Granden der damals modernen Kulturszene in Erinnerung. - Ein Brand zur Mitte der 1990er Jahre beendete die bislang intensive kulturelle und gastronomische Nutzung dieses Gebäudetrakts, sodass dort in der Folge Geschäfte ein- und wieder auszogen. - Nach Abzug eines renommierten Elektronikfachgeschäfts im vergangenen Jahr ist es aktuell die Stiftung Finneck, die Bauarbeiten ausführen lässt, um das Gebäude künftig für soziale und pflegerische Dienste nutzen zu können. Dies wurde vorige Woche zum Anlass genommen, den vormaligen großen Saal in Augenschein zu nehmen, zumal die bis dato bestandenen Trockenbauten und Zwischendecken abgerissen worden sind und den Blick auf die Bausubstanz freigaben. Dieser Termin wurde tatsächlich zu einem Besuch in einem lost place, und das im Herzen von Artern! Hinter den Trockenbaufassaden der bisherigen Geschäfte hatte sich nach der Entkernung fast unverändert die alte Bausubstanz von vor einem halben Jahrhundert erhalten. Gut nachvollziehbar sind heute noch u. a. die Maurerarbeiten mittels Hohlblocksteinen und Ziegeln. Über eine kleine Treppe ging es vom großen Saal auf die Bühne, wo noch Reste des Vorhangs sichtbar waren. Sogar die damalige Steuertechnik war noch in Form verschiedener Schaltkästen vorhanden. Ein letzter Rest des Saalfußbodens, bestehend aus länglichen Holzelementen, konnte auch noch ausfindig gemacht werden. Das umfangreiche Kellerlabyrinth durfte nur zum Teil begutachtet werden.In den nächsten Tagen wird die fotografisch dokumentierte Situation allmählich baulich umgestaltet und den neuen Erfordernissen angepasst. Sicherlich werden die noch immer sichtbaren Reste des großen Brandes im Inneren des alten Saalbereichs  auch verschwinden. Dann werden nur noch jene Fotos von Anfang Februar 2024 als Erinnerung bleiben, ehe neues Leben in das alte Gemäuer einzieht. - Unser Bild zeigt das HP-Schalendach über dem aktuell noch von einer modernen hohen Zwischenwand getrennten, ehemaligen großen Saal.


Arterner Siegel

Dienstag, 6. Februar 2024

Ein historisches Unikat zur lokalen Sphragistik (Siegelkunde) konnte vergangene Woche mittels tätiger Mithilfe eines auswärtigen Vereinsmitgliedes auf einem großen Online-Marktplatz ersteigert werden. Wenngleich die meisten anderen dort angebotenen Artikel, die geschichtliche Bezüge zur Stadt Artern bzw. der näheren Umgebung innehaben, teils astronomisch hohe und durch nichts zu rechtfertigende Preise aufweisen, war das ins Auge gefasste Objekt der Ersteigerung relativ preiswert. - Um was geht es: Ein massiver Bildrahmen von etwas mehr als A3-Format mit Glasscheibe, dahinter 22 historische Siegelabdrücke auf Wachs bzw. Stempelschläge - sämtlich aus Artern (unser Bild). Den meisten historisch Interessierten sind die 21 Zeichnungen Arterner Innungssiegel aus dem Heimatbuch von Ewald Engelhardt (1913, S. 350) bekannt. Hier nun lagen etliche dieser abgebildeten Siegel im Original vor; möglich dass die Sammlung hinter Glas als Vorlage der erwähnten Zeichnungen von Engelhardt diente. Im Einzelnen sind diese Siegel zu sehen: Drechsler-Innung, Stadt Artern 1803, Der Magistrat zu Artern, Lohgerber-Innung Artern, Magistrat zu Artern, Königlich Preußische Stadt Artern, Standesamt Artern, Seifensieder-Siegel Artern 1712, Der Rat zu Artern, Magistrat zu Artern, Maurerstein-Handwerk Artern, Töpfer-Innung zu Artern 1735, Hutmacher-Innung Artern, Siegel des Gerichts zu Artern, Tuchmacher-Siegel zu Artern 1762, Weißgerber-Innung Artern, Weißbäcker-Siegel zu Artern 1692, Leinen- und Zeugweber zu Artern, Weißbäcker-Innung zu Artern, Seiler-Innung Artern 1672, Posamentierer-Siegel zu Artern und Weißbäcker-Siegel zu Artern 1692. - Schon auf dem ersten Blick bzw. beim Lesen der mitgeteilten Details ist erkennbar, dass es sich beim Neuerwerb um einen wichtigen stadthistorischen Baustein zur Dokumentation der Verwaltungs- und Handwerksgeschichte handelt. Die 22 Siegel werden die nächsten Zeit einzeln bildlich dokumentiert und näher untersucht. Entsprechende Erkenntnisse werden hier gern mitgeteilt.


Telle Vortrag

Dienstag, 30. Januar 2024

Die Vergangenheit der Gemeinde Bretleben steht eher weniger im Fokus der regionalen Heimatforschung, trotzdem die Geschichte des Dorfes zahlreiche interessante Anknüpfungspunkte für weitergehenden historische Untersuchungen bietet. Diese nun hat Ines Telle in Rottenburg am Neckar aufgegriffen und näher untersucht. Die aus Nordthüringen stammende Unternehmerin präsentiert deshalb ihre Forschungsergebnisse im Rahmen einer Veranstaltung (unser Bild), auf die bereits jetzt hingewiesen wird, zumal dafür Anmeldung nötig ist. - Unter anderem sollen nachstehende Themen vorgestellt werden: Was hat Bretleben mit dem Ritterorden der Freimaurer und Illuminaten zu tun? In welcher Beziehung standen Johann Wolfgang von Goethe und Johann Sebastian Bach zu Bretleben? Warum befand sich Schwedenkönig Karl XII. auf den Wiesen oberhalb von Bretleben? Was verbindet die Cyriacus-Kapelle mit dem Spitteldamm? Diese und viele weitere Fragen werden im Vortrag aufgegriffen und damit Licht auf teils vergessene Episoden aus der Dorfgeschichte geworfen. - Die sicherlich sehr informative Veranstaltung mit Ines Telle findet am Sonnabend, 23. März 2024 um 15.00 Uhr im Jugendklub Bretleben statt, wo zudem eine Kaffeetafel angeboten wird. Als Unkostenbeitrag werden fünf Euro erhoben. Verbindliche Voranmeldungen sind bitte bis spätestens 17. März 2024 bei Sophie Koch (Tel. 034673 784678) vorzunehmen!


Kaffeehaus Hertzsch

Dienstag, 23. Januar 2024

Ein Jahrhundert nach seinem Tod (1923) würde der erste Wirt des nachmaligen Konsum-Cafés, Wilhelm Hertzsch, zweifellos im Grab rotieren, sähe er, wie sich sein einst gleichnamiges Kaffeehaus (unser Bild) seit kurzem äußerlich präsentiert. Seit Eröffnung im Jahr 1900 ein steter Blickfang, ist von dessen früherer markanter Eleganz und Straßenbildprägung jetzt kaum noch etwas übriggeblieben. Was für ein Bild des Jammers begleitet seit Ende vorigen Jahres Fußgänger und Kraftfahrer in der Puschkinstraße: Das einst schicke gelbe Backsteingebäude mit seinem Turmerker wurde nämlich in dessen unterer Hälfte komplett weiß überpinselt und mit dem überdimensionalen goldfarbigen Schriftzug eines soeben erst eröffneten Restaurants versehen. Diese grausige Ansicht lässt sogar die zuvor verkleinerten Fenster zu puren Schönheitsfehlern verkommen. Eines der ehedem prächtigsten Häuser in der Puschkinstraße ist somit nur noch ein Schatten seiner selbst, dank der fulminanten „Anstreicherkunst“ seiner Betreiber , die diesen Frevel durchführen konnten, weil das vormalige Konsum-Café außerhalb des innerstädtischen Sanierungsgebiets liegt. - Ob sich das ohne Not grobschlächtig veränderte und jetzt abstoßend wirkende Äußere des Gebäudes auf den dort neu eröffneten Gastronomiebetrieb förderlich auswirkt, wird sich zeigen. Indessen und bis auf weiteres hat das aktuelle Bild rein gar nichts mehr mit dem altbekannten optischen Aushängeschild dort jahrzehntelang betriebener bürgerlicher Kaffeehaus- und Gaststättenkultur gemein. Wieder einmal ging ein historischer Hingucker im Stadtbild flöten, wieder mal schade für Artern!


ZHV 2023

Dienstag, 16. Januar 2024

Eine der wichtigsten regionalgeschichtlichen Zeitschriften Mittel- und Norddeutschlands liegt mit der neuen Ausgabe für das Jahr 2023 vor – die Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde (unser Bild), erschienen im renommierten Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte in Berlin (Preis: 20 Euro); von der Titelseite grüßt das historische Foto eines Braunschweiger Löwen. - Der Inhalt der neuen Jahresschrift besteht aus folgenden acht abwechslungsreichen Aufsätzen zur Harzgeschichte: Das Goslarer Franziskanerkloster St. Laurentius. Ein Nachtrag zu den Grabungen von 1981 und 1993 (Markus C. Blaich und Torsten Gohlisch), Zwischen Löscheimern und Feuerversicherung. Stadtbrände und Feuerschutz in Goslar im 18. Jahrhundert (Ansgar Schanbacher), Die Reiterstandbilder Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, Kaiser Wilhelms I. und die Braunschweiger Löwen vor der Kaiserpfalz Goslar (Otmar Hesse), Baumpech aus Fichtenharz und seine Gewinnung in der Harzregion (Birgit Schlegel), Halberstädter Zinngießer (Manfred Nehrkorn), Die ehemaligen prähistorischen Sammlungen und das städtische Museum von Thale sowie das Verdienst Joseph Fiedlers um die Sammlungsbestände. Teil 1: Die Entwicklung bis 1949 (Ute Fuhrmann und Rainer Vogt), Ein gräflicher Neuankömmling im Südharz? Zum genealogischen Hintergrund Adalgers I. von Ilfeld (Felix Kruse) sowie Sturmeisen aus den Maßwerkfenstern im Chorpolygon der Klosterkirche Walkenried (14. Jahrhundert) (Fritz Reinboth). - Literaturschau, Personalia, Berichte und Corrigenda runden die aktuelle Ausgabe der Harzzeitschrift ab. - Für Geschichtsfreunde noch ein wichtiger Hinweis: Seitens der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena wurden die Zeitschriften des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde zwischen 1868 und 1942 komplett digitalisiert und können dort online abgerufen werden, u. a. auch etliche Artikel zur Geschichte der Stadt Artern und der näheren Umgebung.


Chronik der Familie Stecher

Dienstag, 9. Januar 2024

Eine Überraschung familiengeschichtlicher Art traf vor wenigen Tagen aus Hamburg mit einer bislang unbekannten Veröffentlichung ein: die „Chronik der Familie Stecher“ (unser Bild) aus dem Jahr 1881. Der Privatdruck umfasst zehn Seiten und nimmt sich der Genealogie dieser alten Arterner Färberfamilie an, die seit 1723 in der Wasserstraße ansässig war. Erste punktuelle Abgleiche mit der beim Heimatverein ARATORA vorliegenden großen Sippentafel zahlreicher heimischer Geschlechter konnten bereits vorgenommen werden, zumal die Familie Stecher wie auch verwandtschaftlich bedingt u. a. Romeiß und Hülsen dort längst verzeichnet sind. In Bälde sind intensivere Forschungen beabsichtigt, um die Sippentafel komplett mit den nun vorliegenden neuen Daten erweitern und ergänzen zu können. – In diesem Kontext hilfreich ist die bereits vorhandene „Chronik der Familie Hülsen 1580-1788“. Zudem ist infolge angestrebter künftiger Zusammenarbeit mit dem Spender des Manuskripts Chronik der Familie Stecher“ bestimmt mit neuen familiengeschichtlichen Erkenntnissen zu rechnen.


Kalender 2025 Titelbild

Dienstag, 2. Januar 2024

Die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel waren angefüllt mit der Aufarbeitung zahlreicher liegengebliebener Verpflichtungen sowie der Vorbereitungen neuer Vorhaben. Beinahe fertiggestellt ist so bereits der Nostalgie-Kalender für das Jahr 2025, der zum Zwiebelmarkt veröffentlicht wird. Diesmal werden das Kalendarium allerdings keine alten Fotos zieren, sondern erstmals Zeichnungen, die aus dem sehr umfänglichen Nachlass von Erich Gebhard (1931-2023) stammen. Dort fanden sich etliche Bleistiftzeichnungen, die Ansichten der Stadt Artern in sehr realistischer Wiedergabe zeigen. Um diese wirkungsvoll präsentieren zu können, muss das Layout des Kalenders noch geringfügig geändert werden, was aber den gewohnten Gesamteindruck nur sehr wenig beeinflusst. - Zu sehen sein werden ab Herbst 2024 bzw. Januar 2025 u. a. diese Motive: Gasthaus zum goldenen Anker, Ankerallee, Goethe-Ahnenhaus, Gaststätte Goethehaus, Harzstraße, neues Hotel, Johannisstraße, Kirchstraße, Gasthaus zur Krone, Geschäft Meyer in der Johannisstraße, Mühlgraben, ehemaliges Napptor in der Harzstraße, altes Rathaus in verschiedenen Phasen, neues Rathaus, Schäfer an der Sole, abgerissenes Geschäft Ziehme in der Leipziger Straße. - Im Laufe der Jahres wird über den Fortgang der Herstellung des neuen Nostalgie-Kalenders 2025 an dieser Stelle berichtet. Unser Bild zeigt eine undatierte Skizze von Erich Gebhardt mit dem Weichbild der Stadt Artern und deren markanten Hochbauten, die als Titelbild des Kalenders dienen wird,


CG 4-2023

Dienstag, 19. Dezember 2023

Mit einem omnipräsenten Leitthema aus der jüngeren Zeitgeschichte präsentiert sich die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Computergenealogie" des Vereins für Computergenealogie (unser Bild) und widmet sich mit sieben Berichten den "Spuren der Vorfahren 1933-1945". Schon der erste Artikel stellt die provokante Frage "Wie „braun” war meine Familie?" und wird selbst "Über die schwierige Recherche zu einem schwierigen Thema" untertitelt. Im Anschluss werden die "Arolsen Archives" als Internationales Zentrum über NS-Opfer vorgestellt, gefolgt von einem Artikel über die Möglichkeiten zur Auffindung von Dokumenten zum Widerstand gegen das NS-Regime. Historische Akten über Entnazifizierungen stehen danach im Fokus, um ggf. die Frage "Gab es Nazis in meiner Familie" erhellen zu können, ehe zu Beständen über Personen der NS-Zeit im Bundesarchiv Informationen gegeben werden und zudem die Frage "Warum sich im Bundesarchiv keine Ahnenpässe finden lassen" erläutert wird. - Nach dem monothematischen Hauptteil richtet sich ein Aufsatz an Interessierte an der DNA-Genealogie und behandelt die Triangulation von DNA-Matches. Mental und optisch greifbarer wird die anschließend vorgestellte Online-Software Photodater, mit deren Hilfe elektronische Altersschätzungen von Fotografien vorgenommen werden können. Danach werden Vorzüge und Mängel der aktuellen Version des Genealogie-Programms Heredis aufgedeckt. Die sich anschließenden aktuellen Meldungen zeigen wiederum interessante Details aus der Arbeit des Vereins sowie aus der Welt der Familienforschung auf. Ein weiterer Bericht widmet sich der Familienforschung in Italien, danach ein Artikel zum Anschlag auf das Melderegister in Amsterdam 1943. Als Familienerbstück wird diesmal ein Gemälde und dessen Geschichte vorgestellt. - In der nächste Ausgabe der Zeitschrift "Computergenealogie" wird als Schwerpunktthema die Künstliche Intelligenz behandelt bzw. wie KI die Familienforschung unterstützen bzw. beeinflussen könnte.