Zur freundlichen Beachtung (neue Publikationen, Spendenaktionen, Archivwesen) & Aktuelle Meldungen zur heimatkundlichen Arbeit (einmal wöchentlich)
Dienstag, 14. März 2023
Mitunter ziehen sich geplante Vorhaben unnütz in die Länge, ohne dass die Initiatoren an den eingetretenen Umständen viel ändern können. So geschehen bei der schon seit längerem avisierten Sanierung des historischen Grabsteins der Sophie Marie Elisabeth Walter (1796-1850), der 2019 von seinem angestammten Platz oberhalb der Grabstätte Romeiß auf dem Arterner Friedhof aus Sicherheitsgründen entfernt worden und seither in Einzelteilen auf dem städtischen Bauhof eingelagert war. Vergangenes Jahr erfolgte dann auf Initiative des Heimatvereins ARATORA der Abtransport in die Steinmetzwerkstatt von Marko Gödicke in Artern, wo das rund zwei Tonnen schwere Grabmal endlich seine ersten Aufhübschung bereits hinter sich hat (unser Bild). So wurde zunächst der gesamte Korpus intensiv gereinigt, sodass die bislang nur noch mit Mühe entzifferbare Schrift endlich wieder zutage kam. Diese wurde akkurat mit der Reißnadel nachbehandelt. Nach der Aushärtung des Steins werden die Schriftzüge noch farblich hervorgehoben, dann erfolgt die Neuaufstellung des Denkmals an exponierter Stelle auf dem Arterner Friedhof, voraussichtlich nach Ostern. - Die damaligen Umstände, die letztlich zur Herrichtung des Grabmals von Sophie Marie Elisabeth Walter führten, waren tragisch. Sie erlag im Sommer 1850 der in Artern wütenden Cholera. Diese ist eine infektiöse und meist epidemisch auftretende Krankheit, ausgelöst durch das Bakterium Vibrio cholerae, das im Darmtrakt ein Gift bildet, welches Durchfall und Erbrechen auslöst. Diese bedingen lebensgefährlichen Flüssigkeitsverlust, der oft zum Tode führt. Ausgelöst wird die Cholera meist durch verunreinigtes Trinkwasser oder verseuchte Nahrungsmittel. Unbehandelt ist eine schwere Cholera in mehr als fünfzig Prozent der Fälle tödlich. Verbreitet tritt Cholera dort auf, wo Menschen unter ungünstigen und sozial schwierigen Umständen leben, so durch beengtes Zusammenleben, bei mangelhafter sanitärer Situation oder bei unzumutbaren hygienischen Verhältnissen. - Aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend, trafen diese Ursachen auf die Verstorbene zwar eher nicht zu, dennoch wurde Marie Sophie Walter Opfer der heimtückischen Seuche. Ihr hinterlassener Ehemann war der hiesige Ziegeleibesitzer und Schiffseigner Christian Wilhelm Walter. Dieser ließ im Andenken an seine früh verstorbene Gattin den nunmehr bald wieder zugänglichen Grabstein errichten; übrigens einer der nur noch wenigen erhaltenen Denkmale aus der Frühzeit des Arterner Friedhofes (Weihe 1833). Nach Auskunft des Steinmetzmeisters besteht das prächtige Grabmal aus Nebraer Sandstein.
Dienstag, 7. März 2023
Historisch äußerst verheißungsvolle Nachricht kommt aus dem Tal der Unstrut, eine neue und umfangreiche Sonderausstellung mit begleitenden Veranstaltungen ankündigend! Unter dem Titel „Des Kaisers Herz – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen“ (unser Bild) wird vom kommenden Sonnabend an und bis 31. Oktober 2023 diese Exposition im Kloster Memleben präsentiert. In der Vorankündigung heißt es: „Elemente des ursprünglichen monumentalen Kirchenbaus der Klosteranlage des 10. Jahrhunderts haben die Zeit überdauert. Die Kirchenruine einer zweiten Klosteranlage beherbergt eine spätromanische Krypta, die nahezu im Originalzustand erhalten ist. Heute können Besucher im Kloster Memleben Ruhe suchen, eine Auszeit nehmen und die Aura der beeindruckenden Anlage nachspüren. Gleichzeitig lädt das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben aber auch zu einer Erlebnisreise durch die Zeit ein, die im Jahr 2023 eine neue Dimension erreichen wird. Unter dem Titel „Des Kaisers Herz – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen“ erhalten die Besucher ganz besondere Einblicke in die Vergangenheit.“ […] „Auch nach 1050 Jahren konnten die genauen Umstände vom Tod Ottos des Großen in Memleben nicht ausreichend geklärt werden. Das Herz und die Innereien des Kaisers wurde laut der Chronik des Thietmar von Merseburg am Sterbeort bestattet. Doch wo? Warum ist es nicht auffindbar, hat man immer an den falschen Stellen gesucht? - Der heute so beschauliche Ort Memleben, ganz idyllisch im Unstruttal gelegen, gibt noch immer viele Rätsel auf. Denn nicht nur Kaiser Ottos Herz ist verschwunden, sondern auch die komplette Pfalzanlage, die der Herrscher mit samt Gefolge im 10. Jahrhundert regelmäßig aufsuchte. - Das Kloster lädt zu einer Erlebnisreise durch die Zeit ein, die im Jahr 2023 eine neue Dimension erreicht. Unter dem Titel „Des Kaisers Herz – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen“ eröffnet die Sonderschau ganz besondere Einblicke in die Vergangenheit. Modernste Technik lässt zwei mittelalterliche Kirchenruinen vor Ihren Augen wieder erstehen. Spannende Fundstücke der jüngsten archäologischen Grabungen werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Fachkundige Sonderführungen mit Grabungsbegehung machen die Spurensuche am historischen Ort unvergesslich.“ - Es ist davon auszugehen, dass im kommenden reichlichen Halbjahr zahlreiche Interessierte den Wegs ins heimische „Tal der Könige“ finden, um mehr über neueste archäologische Erkenntnisse zu zu erfahren. Wegen Details und Veranstaltungen wird auf die Homepage von Kloster Memleben verwiesen.
Dienstag, 28. Februar 2023
Dieser Tage vor 120 Jahren fassten die Arterner Stadtverordneten eine wichtige Entscheidung, die Erweiterung der kommunalen Wohnsituation betreffend: „Die Baufirma Krause hierselbst beabsichtigt, auf dem Grundstücke zwischen der Kalb’schen Tischlerei und der Reuß’schen Fabrik im Frühjahr [1903] mehrere Wohnhäuser zu errichten und zwei Straßen neu anzulegen. Die Versammlung genehmigte nach Entgegennahme des Baukommissionsberichts das Krause’sche Projekt.“ (Die benannte Reuß’schen Fabrik ist die Kyffhäuserhütte und die Kalb’schen Tischlerei befand sich oberhalb der vormaligen Polizei.) - Was hier als knappe Zeitungsmitteilung in wenige Zeilen gepackt wurde, betrifft also nichts weniger als die Schaffung der Gustav-Adolf-Straße bzw. Hüttenstraße, damals Roon-Straße. Die das Projekt einreichende Baufirma von Paul Krause war damals in der Wasserstraße 11 ansässig, dessen Inhaber verzog später dann selbst in der Gustav-Adolf-Straße. Ebenfalls 1903 kam südlich der neu zu errichtenden Wohnbauten die katholische Bonifatiuskirche hinzu. Als Kuriosum sei erwähnt, dass sich der Eingang ins zugehörige Pfarrhaus nach wie vor in der Gustav-Adolf-Straße befindet, die den Hauptvertreter des deutschen Protestantismus während des Dreißigjährigen Krieges namentlich ehrt. - Unser historisches Bild zeigt das Wohnhaus Gustav-Adolf-Straße 7 aus der Sammlung unseres Vereinsmitglieds Hans-Joachim Büchner aus Weißwasser.
Dienstag, 21. Februar 2023
Heimatgeschichtsforschung braucht nicht nur angemessenen Output in der Öffentlichkeit auf Veranstaltungen oder mittels Publikationen, vor allem werden Personen benötigt, die fleißig und oft im Hintergrund wirkend Akten wälzen, Erkenntnisse aus diesen extrahieren, bearbeiten und weiterleiten. Seit langer Zeit schon hat der Heimatverein ARATORA eine solche „Wasserträgerin“ in Sangerhausen, die eben diese Aufgabe übernommen hat. Ihr Name: Christine Stadel, ihre Passion: historische Zeitungen. Bereits viele Jahrgänge der Sangerhäuser Zeitung wurden von ihr durchgeackert und auf interessante bzw. wissenswerte Artikel hin untersucht. Diese werden von ihr fotografiert, danach die Bilddateien zeitlich und sachlich benannt sowie an eine nicht geringe Anzahl von Heimatfreunden in der Region per Email verschickt, so auch nach Artern. Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche lokale und regionale Informationen angesammelt, die sonst vergessen worden wären bzw. mittlerweile vergessen worden sind, und die nun mit wenigen Klicks abgerufen werden können. Es handelt sich bei den von Christine Stadel gelieferten Informationen zumeist um zeitgenössische kommunale bzw. kommunalpolitische Details, geschichtliche Darstellungen, Kriminalfälle und Kuriositäten aus Artern. (Für letztere Positionen sind einige Kostproben bereits insofern eingeplant, als diese während der nächsten Sommerferien hier veröffentlicht werden sollen). - Aber auch als Autorin ist Christine Stadel im vergangenen Jahrzehnt hervorgetreten, so mit Büchern zur Personengeschichte aus dem Raum Mansfeld-Südharz als Schwerpunkt. Ihre jüngste Veröffentlichung, als Mitautorin von Peter Gerlinghoff, widmet sich „Sangerhäuser Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Namen und Hintergründe“. - Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass die Lehrerin im Ruhestand und Mitglied im befreundeten Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue noch recht lange ihrer heimatkundlichen Arbeit nachgehen und Geschichtsfreunde in Nah und Fern mit digitalen Artikeln aus alten Zeitungen erfreuen kann. Allein in Artern haben sich auf diese Weise sukzessive fast drei Gigabyte an Bilddateien aus historischen Presseerzeugnissen angesammelt: ein riesiger Schatz an geschichtlichen Informationen verschiedenster Themen und Wertigkeiten. Als Beispiel für die uns aus Sangerhausen zugesandten Dateien zeigt unser Bild eine Annonce von Theodor Poppe in Artern, der vor 140 Jahren seine Dienste als Ausreiseagent für Auswanderer nach den USA in einer Ausgabe der Sangerhäuser Zeitung des Jahrgangs 1883 anbot.
Dienstag, 14. Februar 2023
Seit dem Spätsommer 2019, das sind mithin dreieinhalb lange Jahre, „ziert“ eine Ruine die Arterner Innenstadt: der Stumpf vom Erdgeschoss des vormaligen Wohn- und Geschäftshauses Wasserstraße 9, der eben jetzt endlich maschinell eingeebnet wird. Vielleicht wird ja die dadurch freiwerdende Fläche bald für Außengastronomie genutzt – als Stellplatz für Mülltonnen? In Artern ist man schließlich einiges gewohnt! Während also die Zukunft dieses Grundstücks eher ungewiss scheint, so fest steht dessen Bedeutung in der Vergangenheit, aus der nachstehend schlaglichtartig berichtet werden soll. - Die älteste urkundliche Erwähnung fällt in das Jahr 1683, als beim großen Stadtbrand Haus und Scheune von Hans Georg Stromer, der damals dort wohnte, dem Feuer zum Opfer fielen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich seit dem Hochmittelalter dort Bebauungen befanden. Entsprechend alt dürften die Keller sein, auf denen der jetzige Gebäuderest steht. Ab ca. 1850 waren auf besagten Grundstück angesiedelt: Gerberei Brambach, Schuhfabrik Franke & Heseler sowie Schuhfabrik Lautel. Die Bezeichnung als Bachsches Haus geht auf den Ingenieur Otto Bach zurück, der dort 1910 ein Geschäft begründete; zuvor arbeitete er fünf Jahre im Eisenwerk Brünner (auf dem dort ausgestellten Abgangszeugnis wird als Herkunftsort Klein Pötewitz bei Droyßig erwähnt). - In der Wasserstraße 9 wurden seither Maschinen und Geräte besonders für die Lebensmittelindustrie entworfen, konstruiert bzw. gehandelt. Glücklicherweise hat sich ein Familienfoto erhalten, dass Otto Bach mit Ehefrau Meta, geb. Obstfelder und Tochter zeigt (unser Bild). - Bei den lokalen historischen Vertretern der technischen Fächer verhält es sich ebenso, wie vorige Woche bei den Naturwissenschaftlern aus Artern angesprochen. Auch deren etliche Biografien harren noch immer einer intensiveren Aufarbeitung und Vervollständigung. Diese reizvolle Aufgabe, vormalige technische Neuerungen oder Patente, die aus Artern stammen, aufzuspüren und darzustellen, wäre eine perspektivisch lohnenswerte, wenngleich zeitintensive Arbeit. Zu erwarten sind hier vor allem technische und/oder technologische Schwerpunkte aus dem Salinewesen, Maschinenbau und der Landwirtschaft, der verarbeitenden Industrie und sogar der Fliegerei.
Dienstag, 7. Februar 2023
Im Nachgang der Zuführung der entomologischen Sammlung des vormaligen Arterner Bankdirektors Richard Spröngert (1853-1928, Bankverein von Spöngerts, Büchner & Co., zuvor Darlehnsverein Artern) aus dem Regionalmuseum Bad Frankenhausen in das Naturkundenmuseum Erfurt wurde an den Heimatverein ARATORA die Bitte herangetragen, Details zur Biografie dieses heimischen Insektenforschers beizubringen, um diese als sachliche Ergänzungen obiger Kollektion beizufügen. Während diesbezüglicher Recherchen musste allerdings konstatiert werden, dass sich die ermittelbaren Informationen über Richard Spröngerts in Grenzen hielten; weniger was dessen Wirken als Getreidehändler, Bankdirektor oder Stadtverordnetenvorsteher in Artern anbetrifft, wohl aber hinsichtlich seiner naturkundlicher Forschungen, die sich auf Insekten und besonders Schmetterlinge bezogen. Damit erging es ihm nicht anders als einem weiteren Entomologen aus Artern, Kaufmann Otto Wagner, sowie früheren Botanikern aus unserer Stadt. - Dessen ungeachtet konnten doch noch brauchbare biografische Daten und darüber hinausgehende Informationen ermittelt werden, darunter ein Artikel aus Spöngerts Feder sowie mehrere Quellen zu weiteren Veröffentlichungen. - Bei obigen Nachforschungen fiel auf, dass besonders im 19. und 20. Jahrhundert etliche Arterner Männer neben dem Beruf ihrer (eigentlichen) Berufung als Naturforscher (Botaniker, Insektenforscher oder Geologen) nachgingen. Allerdings sind deren Beschäftigungen sowie die oft umfangreichen und detaillierten Ergebnisse heute kaum mehr außer in Fachkreisen bekannt. Nicht selten sind die Aufzeichnungen und Sammlungen aufgelöst, verschollen oder liegen bislang eher unbeachtet in Magazinen. - Um ein umfassenderes Bild der frühen Naturforschung in und um Artern zu erlangen, wäre eine intensivere Beschäftigung mit den oft lückenhaften Lebensläufen und dem Wirken dieser Personen wünschenswert, z. B. im Rahmen eines längerfristigen höherschulischen oder studienbasierten Projekts. Dadurch könnte ein bislang noch nicht bestehender Überblick hergestellt werden, der das einstige Bild der Stadt Artern und deren Umgebung als regionale Pflegestätte der Naturwissenschaften genauer widerspiegelt (sehr gute Vorarbeit: Barthel & Pusch: Die Botaniker des Kyffhäusergebietes, 2005). - Unser historisches Bild zeigt das einstige Gebäude der 1895 gegründeten Bank von Büchner, Spröngerts & Co. in der Nordhäuser Straße. Wohnhaft war Richard Spröngerts in dem roten Klinkerbau Leipziger Straße 18, zu DDR-Zeiten Kinderkrippe. Vor Errichtung dieses Neubaus befand sich dort der zum Rittergut gehörige Schäfereihof.
Dienstag, 31. Januar 2023
Die zweite der aktuellen Doppelausgabe der „Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft“ Nr. 24 (unser Bild) widmet sich in altgewohnter Weise Themen der regionalen Heimat- und Naturkunde. Abgedruckt sind vier Artikel, wobei die Rückschau auf hundert Jahre Regionalmuseum Bad Frankenhausen das Gros der 144seitigen Schrift einnimmt. Üppig bebildert mit historischen Aufnahmen des Schlosses, berichtet Dr. Ulrich Hahnemann umfänglich aus der fast 500jährigen Geschichte dieses Baues sowie vom Werden und der Entwicklung der dort befindlichen, bedeutenden musealen Einrichtung. - Gleich vier Autoren widmen sich danach einem botanischen Thema und beleuchten „Geschichte, Niedergang und Wiederkehr der Kyffhäuserlinse“. Sie berichten über die Züchtung und den historischen Anbau dieser Frucht, stellen die damit verbundenen Züchter vor und geben Ausblicke auf die Zukunft dieser Pflanze. - In gewohnt akribischer Art und Weise betrachtet dann Wolfgang Sauerbier die Lebenswelt eines abgeschlossenen Biotops, hier den Botanischen Garten in Bad Frankenhausen, und möchte damit zur heimatlich-naturkundlichen Beschäftigung anregen. Vorgestellt werden die dort befindlichen Pflanzen sowie die Tierwelt des kleinen Habitats und endet mit der Vorstellung einiger wichtiger Vertreter derr heimischen Naturkunde. - Der Schlussartikel widmet sich einem kulturhistorischen Thema, nämlich der frühneuzeitlichen Sepulkralkultur. Grundlage dieses Berichts sind Erkenntnisse zu historischen Grabsteinen, die bislang in Seehausen sekundär verbaut waren. - Mit diesen hochwertigen Berichten wurden erneut Themen aus der Geschichte von Bad Frankenhausen bzw. des Kyffhäusergebirges veröffentlicht, die sich den Inhalten der bisher publizierten Museumshefte in nahtloser Weise anschließen. Erfreulich sind der moderne Satz und Layout, mit denen sich die neuen Bände von den leicht altbackenen Layouts der Vorgänger positiv abheben. Zu hoffen ist, dass dies auch bei künftigen Veröffentlichungen so bleibt, denn bereits voraussichtlich zum Jahresende 2023 soll eine weitere Schrift des Regionalmuseums erscheinen. Diese wird dann die Ortsteile von Bad Frankenhausen historisch beleuchten und chronistische Exzerpte aus der Vergangenheit u. a. von Seehausen, Udersleben und Ringleben beinhalten.
Dienstag, 24. Januar 2023
Mit einem publizistischen Doppelschlag hat sich vorige Woche das Regionalmuseum im Schloss zu Bad Frankenhausen nach längerer Zeit auf dem regionalen Buchmarkt für Heimatgeschichte zurückgemeldet und die Ausgaben Nr. 23 und 24 der seit den 1970ern andauernden Reihe „Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft“ herausgegeben. Schon auf den ersten Blick kommen die beiden Hefte im modernen Layout sowie mit erfreulich gut lesbarem Schriftbild daher und machen einen zeitgemäßeren Eindruck als die Vorgänger in besagter Reihe. Auch die Hochglanz-Titelbilder vermitteln alles andere als einen verstaubten Eindruck, den man immer mal wieder der Heimatgeschichtsforschung anhängt. - Band 23 (unser Bild) widmet sich auf 144 Seiten insgesamt 26 Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts, die aus der Kyffhäuser-Region kamen bzw. dort wirkten. Jeder Künstler wird mit einer m. o. w. umfangreichen Biografie vorgestellt bzw. werden ausgewählte Werke bildlich präsentiert. Auch wer sich nur am Rande mit heimischen Malern oder Künstlern auskennt, wird schon beim Blättern nicht wenige Namen wiederfinden, die sich längst im allgemeinen Bewusstsein verankert haben, z. B. Fritz Wallroth, Dieter Rex oder Werner Haselhuhn. Auch der vorzügliche Zeichner Walther Frahm aus Bad Frankenhausen sowie Otto Engelhardt-Kyffhäuser aus Artern erhielten ihren berechtigten Platz im neuen Buch. Ein bislang völlig unbekanntes Gemälde von dessen Hand zeigt den großen Brand von Artern (vermutlich von 1683) mit einem Häuser verschlingenden Feuermeer, in der Bildmitte ragt düster der Turm der Marienkirche in die Nacht. - Nicht wenige Bilder mit heimatlichen Motiven der vorgestellten Künstler sind längst Standardabbildungen in der heimatlichen Literatur geworden. Auch deshalb hat das Museum Bad Frankenhausen it der neuen Schrift erneut einen gekonnten Bogen zwischen regionaler Kunst und Heimatkunde geschlagen. - In einer Woche wird der zweite neue Band der „Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft“ vorgestellt, der ausschließlich wissenschaftliche Inhalte bietet.
Dienstag, 17. Januar 2023
Die freie Zeit über den Jahreswechsel war überwiegend ausgefüllt mit genealogischen Forschungen, d. h. mit der Vervollständigung von Daten im Stammbaum der Familie Schmölling; wir berichteten gelegentlich an dieser Stelle darüber. Allerdings haben sich die familiären Recherchen inzwischen teils weit weg vom einstigen „Kerngeschäft“ in Artern und der Südharzregion entwickelt. Auch deshalb sind bislang mehr als sechstausend Personen nachgewiesen, darunter wenigstens zwei mehr oder weniger nahe Beziehungen zu Goethe. – Wie so oft war es dem Zufall zu verdanken, dass nun eine weitere direkte Relation zu einer bedeutsamen historischen Persönlichkeit ermittelt werden konnten, nämlich zu Martin Luther; hier sogar quasi bis in dessen gute Stube - beginnend mit Marie Sophie Schneidewind (Tochter von Johannes Adam Keßler aus Schönfeld, Rittersasse zu Artern und Ritteburg), die 1728 in Artern den Rittergutspächter Christoph Gottfried Schneidewind (1700-1759) in Uthleben beo Nordhausen ehelichte. In der Retrospektive der direkten Vorfahren des Ehegatten langt man nach knapp zweihundert Jahren unweigerlich bei Johannes Schneidewind aus Stolberg/Harz an. Dieser wirkte als Jurist, schwarzburgischer Kanzler, Rektor der Wittenberger Universität und kurfürstlich-sächsischer Vertreter am Reichskammergericht zu Speyer. Als Kind war Johannes Schneidewind tatsächlicher Ziehsohn und Schüler von Martin Luther und lernte deshalb u. a. heute geschichtlich wichtige Personen aus dessen Umfeld kennen. Der Umstand des Aufenthalts des Knaben in Wittenberg resultierte aus der Freundschaft seines Vaters Heinrich Schneidewind (geboren in Wiehe) mit dem großen Reformator. - Noch müssen zwar zahlreiche, bereits vorliegende Details in den Stammbaum eingepflegt werden, doch hat sich erneut gezeigt, dass mit entsprechender Hartnäckigkeit und auch Glück spannende familiäre Linien aufgezeigt werden können, die bislang verschüttet waren. Die hierzu nötigen zahllosen Stunden über Dokumenten und am Bildschirm müssen allerdings außen vor bleiben! - Unser Bild zeigt den Unteren Hof in Artern um 1935, lange Zeit Wohn- und Amtssitz der Familie Keßler.
Dienstag, 10. Januar 2023
Die Veröffentlichung ist seitens des verantwortlichen Lukas-Verlages noch für diesen Monat angekündigt – gemeint ist die neue Ausgabe der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde e.V., 74. Jahrgang für 2022 (unser Bild). Auf 160 Seiten und illustriert mit einigen Abbildungen werden dort erneut ausgewählte Aspekte aus der Kulturgeschichte des Harzes vorgestellt; diesmal leider ohne Artikel mit explizitem Bezug zum Süd- oder Ostharz. - Der Leitartikel von Rolf Bielau (†) widmet sich u. a. phänomenalen und onomastischen Schwerpunkten: „Die Quedlinburger Feldflur im Wandel der letzten 300 Jahre. Besonderheiten und Flurnamen“. Der sich anschließenden Aufsatz von Ludwig Christian Bamberg widmet sich dem Frankfurter Patrizier und Reiseschriftsteller Zacharias Conrad von Uffenbach (1683-1734) und stellt einen „Zeitzeugenbericht des frühen 18. Jahrhunderts zum Goslarer Dom“ in den Fokus. Bergbaufreunde werden sich auf den Bericht „Neues zum ersten Finder von Mercurium Ertz im ›wiedischen‹ Walkenrieder Forst“ aus der Feder von Erhard Jörn (†) freuen dürfen. Orts- und baugeschichtlich wird es danach mit Fritz Reinboths Mitteilungen über „Zeichnungen in der Walkenrieder Chronik von 1661“. Ulrich Feldhahn referiert hingegen über „Physis und Eros“ und stellt serielle Kleinplastiken des in Ilsenburg gebürtigen Bildhauers Walter Schott (1861-1938) vor. Archäologische Daten bringt ein Artikel von Jörg Brückner über die Schlichtenburg bei Benzingerode, deren Wallreste heute noch erkennbar sind. Bauhistorischem Thema widmet sich Fritz Reinboth mit der Untersuchung zum „Gipsmörtel als Ursache der Fundamentschäden des Klosters Walkenried.“ Zur Geschichte der Einführung des Begriffes bzw. des Prinzips der Nachhaltigkeit durch den Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) referieren schließlich Karl-Friedrich Weber und Friedhart Knolle. Zum Abschluss nimmt sich die neue Harzzeitschrift eines weiteren künstlerischen Themas an, wenn Fritz Reinboth über Janus Genelli (1761-1813), „ein Berliner Maler im Bodetal“ schreibt. Literaturschau, Nachrufe und Berichte beschließen den Band 2022 der Zeitschrift des Harzvereins.
Dienstag, 3. Januar 2023
Ein kaiserlicher Soldat mit Pickelhaube und Gewehr schmückt die Titelseite der noch druckfrischen Ausgabe 4/2022 der Zeitschrift „Computer-Genealogie“ und weist damit bereits auf den thematischen Schwerpunkt dieses Magazins hin: Militär und Familienforschung (unser Bild). - Bereits im Leitartikel wird auf die Vielzahl von potentiellen militärischen Quellen eingegangen, auf deren archivarische Stand- und Fundorte. Artikel zwei geht auf das Militärportal im GenWiki ein. Danach werden beispielhaft württembergische Musterungslisten des 16./17. Jahrhundert unter die Lupe genommen, anschließend die einst separat geführt Militärkirchenbücher. Danach wird sich der österreichischen Militärgeschichte gewidmet bzw. relevanten Aufzeichnungen und Dokumenten in Archiven. - Nach Beschluss des Titelthemas steht das quelloffene Genealogie-Programm Gramps im Fokus, hier in der neuen, webbasierten Version. Diverse, stets nützliche Neuigkeiten und Kurzmeldungen auf der Welt der Familienforschung sind auf den nächsten vier Seiten nachzulesen. Als Zeitreise wird hernach der Gründung der „Königlich-Preußischen Gewehrfabrique“ vor 300 Jahren gedacht, dem sich vier Seiten interessante Interna des Vereins CompGen anschließen. - Bezüglich der Familienforschung in Übersee wird auf ein Schicksal in Australien eingegangen, danach Hinweise zur Präsentation von Forschungsergebnisse mitteilt sowie als Familienerbstück ein Kriegstagebuch vom Frankreich-Feldzug 1940 vorgestellt. - Dank an Redaktion und Autoren für die erneute Bereicherung des populären Schrifttums zur Familienforschung, die schon in einem Vierteljahr ihre Fortsetzung findet. Ende März 2023 wird sich das Magazin für Familienforschung thematisch den Konfessionen widmen und damit in der Genealogie wesentliche religiöse Charakteristika tangieren.
Dienstag, 20. Dezember 2022
Auch in diesem Jahr veröffentlichte der Saale-Unstrut-Verein für Kulturgeschichte und Naturkunde e.V. im renommierten Mitteldeutschen Verlag das Saale-Unstrut-Jahrbuch; der soeben erschienene Band für 2023 trägt mittlerweile die fortlaufende Nr. 27 (unser Bild). Dort werden auf 128 Seiten abermals geschichtliche und naturwissenschaftliche Themen aus dem benachbarten Burgenlandkreis und dessen Umfeld in diversen Aufsätzen vorgestellt. In vier thematische Blöcke gegliedert wird in den Kulturgeschichtlichen Beiträgen Nachstehendes behandelt: Stephan Kujas: Die Saalecker Werkstätten – Vermächtnis und Zukunft eines „unbequemen Denkmals“; Petrik Wittwika: Industrieschauplatz von Weltruf – Zeitz als Stadt der Kinderwagen am Beispiel der Opel & Kühne AG; Jonas Lengenfeld und David Wendland: Großes im Kleinen: Die Steinplanung des Bergfriedes der Schönburg im Kontext der Naumburger Dombauhütte um 1200; Dieter Riemer: Uta von Naumburg – eine Prinzessin aus Kiew?; Matthias Ludwig: Das Naumburger Hospital St. Laurentius und das Waisenhaus der Domfreiheit; Ralph Steinmeyer: Als die Kultur laufen lernte. 30 Jahre „Die Ideenschmiede“ und „Der Naumburger“; Bruno Kaiser (†): Zur Geschichte des Naumburger Domplatzes; Dirk Heinecke: Johannes Lepsius (1858-1926) und die deutsch-armenische Schulpartnerschaft Naumburg - Jerewan. Dem schließt sich ein Bericht von Kirsten Reichert: Neues vom Welterbe an. - Aus der Naturkunde werden zwei Berichte publiziert, nämlich Andreas Löb: Die „Wunderbuche“ im Gutspark Dehlitz – Trauer- oder Süntelbuche? sowie Michael Unruh: Klima und Umwelt vor 35.000 Jahren am Mittellauf der Weißen Elster. Zur fossilen Schneckenfauna des Quartärs bei Breitenbach/Schneidemühle. - Als besonderes Kunstwerk wird abschließend die Ergänzung und Wiederaufstellung des Marienretabels auf dem Altar des Westchores im Naumburger Dom von Holger Kunde vorgestellt. - Bereits seit 1996 erscheint das Saale-Unstrut-Jahrbuch und zählt damit zu den langlebigen heimischen Periodika mit regionalgeschichtlichen Themen. Im Laufe der Jahre ist so eine beachtliche Sammlung von Artikeln und Fotos zustande gekommen, die geeignet sind, „die regionale Identität der Menschen in den alten Kultur- und Naturlandschaften ihrer Heimat zu stärken“, so der Verein in einer Selbstdarstellung. Dieser Feststellung kann uneingeschränkt beigepflichtet werden, verbunden mit dem herzlichen Wunsch nach Naumburg, auch künftig diese attraktiven und abwechslungsreichen Jahrbücher aus der mitteldeutschen Welterbe-Region veröffentlichen zu können! - Unseren Vereinsmitgliedern, Freunden und Homepage-Besuchern ein besinnliches Weihnachtsfest und einen fröhlichen Jahreswechsel sowie für das neue Jahr besonders Gesundheit und Durchhaltevermögen! Die aktuellen Meldungen machen über die Feiertage kurz Pause und werden am 3. Januar 2023 wieder aufgenommen, wie gehabt mit Informationen aus der Stadt-, Regional- und Landesgeschichte, über Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt sowie Veranstaltungen. Bis dahin alles Gute!
Dienstag, 13. Dezember 2022
Neben naturschutzrechtlichen, landschaftspflegerischen und pädagogischen Aufträgen tritt das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz in Roßla sporadisch auch als Herausgeber einer ebenso inhalts- wie abwechslungsreichen Schriftenreihe mit heimatkundlichen Themen aus der Region Kyffhäuser, Südharz und Goldene Aue in Erscheinung. Nachdem bereits zu Jahresbeginn 2022 die vorzügliche Darstellung „Roßla 1025 Jahre“ erschien, ist nun ein weiteres attraktives Buch als Band 4 der Schriftenreihe erhältlich: „Dittichenrode – Bilder aus der Ortsgeschichte“, von dessen Titelblatt die dortige Kirche St. Marien und Anna grüßt (unser Bild). Auf knapp 200 A4-Seiten wird von Autor Heinz Noack aus Bennungen ein üppig illustrierter Querschnitt aus Vergangenheit und Gegenwart dieses Dorfes präsentiert. - Wanderfreunde kennen den Ort, von dem sich eine herrliche Aussicht zum Kyffhäuser eröffnet, historisch Interessierte hingegen sicherlich das Adelsgeschlecht von Tütcherode, das im Mittelalter eine regionale Rolle spielte. Beide Themen werden im Buch angerissen, das zunächst mit einem Rückblick auf die 750-Jahrfeier des Ortes 2011 beginnt, gefolgt von der Retrospektive auf die 1000-Jahrfeier 2013. Dieses rechnerische Unding resultierte aus der zwischenzeitlichen Auffindung einer Urkunde Kaiser Heinrich II., die die Ersterwähnung des Dorfes gleich um ein Vierteljahrtausend zurückdatierte. - Die Tage des offenen Denkmals 2010 und 2011 werden im dritten Bericht ausführlich gewürdigt und mit interessanten Fotos untermalt. Thematische Schwerpunkte damals waren die Kirche sowie die alte Kalkhütte. - Als Lebensbeschreibung wird das Wirken von Lehrer Rudi Worch gewürdigt, der im kulturellen Metier seiner Heimat zuhause war. - Chronistisch im klassischen Sinne wird es dann mit der umfänglichen „Chronik des Pfarrortes Dittichenrode“, die 1833 angelegt worden ist. - Zwangsläufig wird anschließend über den Gipsabbau und dessen Verarbeitung in Dittichenrode referiert, wovon noch heute eindrucksvolle Reste zeugen. - Die Vorstellung des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz mit seinen Naturschönheiten und kulturgeschichtlichen Objekten schließt sich an, ehe Betrachtungen zur Flora und Fauna in der Gemarkung Dittichenrode folgen. - Fazit: Das Buch „Dittichenrode – Bilder aus der Ortsgeschichte“ zeigt repräsentative Einblicke in die Ortsgeschichte, berichtet über ausgewählte Personen sowie zum natürlichen Umfeld eines kleinen Südharz-Dorfes. Das abwechslungsreiche und optisch sehr gelungene Werk sticht darüber hinaus mit einer starken Auswahl historischer und aktueller Fotos hervor, die in ansprechender Größe reproduziert worden sind. Schön auch, dass zwei verdiente, leider bereits verstorbene Heimatfreunde aus der Goldenen Aue, Helmut Landmann aus Roßla und Steffen Döring aus Sangerhausen, mehrfach bildlich verewigt worden sind. - Gefunden wurde allerdings kein Hinweis auf einen der bekanntesten Söhne Dittichenrodes: Wilhelm Heinrich Christoph Schmölling (1828-1908), später Musiker und Chorleiter in Haarlem (Niederlande). Doch an dessen ausführlicher Biografie wird ohnehin schon gearbeitet, nämlich in Artern! Die Veröffentlichung seines Lebensbildes wird voraussichtlich in einem regionalen Medium aus der Goldenen Aue erfolgen.
Dienstag, 6. Dezember 2022
Mit 416 Seiten Umfang ist die neue Ausgabe (Heft 31) von „Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt“ erneut schwergewichtig - sowohl von der Eigenmasse her, besonders aber von der Qualität der Autoren, vom Inhalt der Abhandlungen sowie den beigefügten Illustrationen; von der Titelseite prangt Burg Falkenstein im Harz (unser Bild). Beinahe der gesamte Lesestoff befasst sich diesmal mit Burgen unserer weiteren Heimat zwischen Harzgebirge und Unstruttal. Daher wird an dieser Stelle umso lieber ein Blick ins Buch geworfen: Heinz Noack aus Bennungen und Reinhard Schmitt aus Halle widmen sich mit einem stark bebilderten, essentiellen Aufsatz auf fast 50 Seiten der „Baugeschichte der Burg Questenberg im Südharz“, der sich in die detaillierte Beschreibung der Burg sowie die breitgefächerte Historie derer Errichtung gliedert. - Erneut Heinz Noack und als Koautor Jürgen Pichl aus Erfurt sind die Verfasser eines aufschlussreichen Berichts zur Geschichte der Burg zu Kelbra. Mit diesem Artikel wurde nämlich erstmals überhaupt intensiver in die Vergangenheit dieser leider eher unbekannten und bislang kaum erforschten Burg in der Goldenen Aue eingedrungen. - Manfred Linck aus Bad Dürrenberg hat sich thematisch den Steinkugeln auf der Burg Querfurt angenommen, gemeint sind historische Geschosse von Belagerungsgeschützen. Um diese in Querfurt allerdings ortsfremden Objekte entwickelt der Autor einen mittelalterlichen Krimi. - Auch die Neuenburg bei Freyburg hat einen Bericht abbekommen: Tobias Knobelsdorf aus Dresden widmet sich einer neu entdeckten Ansichtszeichnung des Neuen Flügels von 1775. - Nicht zuletzt nahm Reinhardt Schmitt den Burgfried als Bauwerk und Statussymbol ins Visier und berichtet in einem großen Artikel über dessen damalige Funktionen innerhalb von diversen Burgen in Sachsen-Anhalt. Eine Rezension über die Veröffentlichung zum bekannten Burgenforscher Otto Piper beschließt das neue Jahrbuch von „Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt“, das nahtlos an die hohe Qualität seiner Vorgänger anschließt, verbunden mit besonderem Dank an Reinhardt Schmitt als langjährige gute Seele dieser bedeutenden regionalgeschichtlichen Periodika sowie deren sachlich und fachlich unbestrittenen Autoren.
Dienstag, 29. November 2022
Die Bearbeitung eines bereits seit etlichen Wochen vorliegenden, zweiseitigen Fragebogens (unser Bild) ist dieser Tage vorgenommen worden, wobei der Bitte eines Linguisten vom Sprachwissenschaftlichen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen nachgekommen wurde. Dieser beschäftigt sich mit den Dialekten Mittel- und Norddeutschlands und forscht zur Verwandtschaft und der Entwicklung der hiesigen Mundarten. Entsprechende Mundartproben werden u. a. anhand eines standardisieren Fragebogens erhoben, der für die in Artern gesprochene Regionalsprache nun „transkribiert“ worden ist. Dessen Inhalt besteht aus einfachen Sätzen mit ganz bestimmten Schlüsselworten sowie ausgesuchter Grammatik. Besagte Sätze in Mundart zu übersetzen war eine ebenso angenehme wie belustigende Angelegenheit – besonders dann, wenn die gesprochenen bzw. niedergeschriebenen Worte und Sätze sowie die Beugung von Verben teils erheblich vom Hochdeutschen bzw. dessen sprachlichen Regelungen abweichen. Hintergrund der Aufnahme auch der Arterner Mundart ist allerdings eher ernster Natur, weil in absehbarer Zeit, oft schon mit der nächsten Generation, Dialekte mutmaßlich verschwinden werden! Daher müssen Sprachproben für die wissenschaftliche Forschung dokumentiert werden. Selbstverständlich sind die vorgenommen Übersetzungen individuell geprägt, sodass Abweichungen vorkommen können. - Nachstehend einige Probesätze und deren Übertragung in charakteristische heimische Worte: 1. Morgen gehen wir in die Schule. Dort lernen wir, wie man Briefe schreibt. (Morjen jehn mer in de Schule. Dort lern mer, wie me Briefe schreiwet.) 32. Wir wollen die Hunde aus dem Garten lassen. Könnt ihr uns dabei helfen oder wollt ihr das nicht? (Wir wolln de Hunne ausm Jarden lassn. Kennt ihr uns dabei helfe oder wollte das nich?) 35. Mutter sagt: „Kinder, überall laßt ihr eure Kleidung liegen! Ihr kommt jetzt her und hebt sie auf!‟ (Mutter saacht: „Ginger, iwwerall lasst ihr eire Kleidung lehn. Ihr gommet jetz här und hebt se off!“).