Artern

Zur freundlichen Beachtung (neue Publikationen, Spendenaktionen, Archivwesen) & Aktuelle Meldungen zur heimatkundlichen Arbeit (einmal wöchentlich)

Freitag, 30. September 2011

Seine rund 400 Seiten umfassende Staatsexamensarbeit „Die Flurnamen von Wiehe“ stellte Germanist und Historiker Pascal Mauf aus Jena am 15. September 2011 mit einem Vortrag vor. Zu dieser sehr interessanten und lehrreichen Präsentation fanden sich ca. vierzig Heimatfreunde aus Wiehe, Donndorf, Artern, Bad Frankenhausen, Mönchpfiffel, Bottendorf und dem Weimarer Land in Donndorf ein (unser Bild). Aufbauend auf einer älteren Veröffentlichung der Heimatfreunde Wiehe e.V. zu besagtem Thema widmete sich der Autor fast ein Dreivierteljahr der Feld- und Archivforschung und investierte damit bedeutend mehr Zeit als für vergleichbare Arbeiten vorgesehen. Anhand von zehn markanten Beispielen aus der Flur Wiehe, die insgesamt ca. achtzig Flurbezeichnungen umfasst, gab Pascal Mauf Einblicke in seine Forschung- und Dokumentationstätigkeit. Dabei erwanderte der Forscher sein Arbeitsgebiet und „graste“ diverse Archive nach historischen Belegen ab, weiterhin befragte er Einheimische nach volksetymologischen Erklärungen von Flurnamen. – Nach wie vor werden noch Mitstreiter in der Flurnamenforschung gesucht, wie die gleichfalls anwesenden Dr. Barbara Aehnlich von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Barbara Umann, Geschäftsführerin des Heimatbundes Thüringen (zugleich Veranstalter in Donndorf), betonten. Die Ortschronisten aus Bottendorf und Donndorf waren daraufhin sofort bereit, ihre Sammlungen für das Thüringer Flurnamenprojekt zur Verfügung zu stellen (siehe dazu www.heimatbund-thueringen.de). Doch immer noch klaffen erhebliche Lücken in der Flurnamendokumentation in Thüringen und auch im östlichen Kyffhäuserkreis; lediglich Reinsdorf und Mönchpfiffel sowie jetzt Wiehe können derzeit akzeptable Erfassungen und Erforschungen nachweisen. – Sehr erfreulich am Rande der Veranstaltung waren wiederum zahlreiche Gespräche mit anderen Forschern. So kam auch die Vorbereitung des nächsten Tages der Heimatgeschichte im Kyffhäuserkreis am 5. Mai 2012 zur Sprache. Seitens des Heimatvereins ARATORA wurde ein Vortrag über den Braunkohlenbergbau (Vorkommen, Förderung sowie Transport via Pferdebahn nach Artern) erbeten. – In diesem (geologischen) Zusammenhang erreicht uns noch die Information des Fossilien-, Mineralien- und Bergbauvereins Steinthaleben e. V. mit Einladung zur neuen Sonderausstellung „Meteoriten“ vom 1. bis 3. Oktober 2011, jeweils von 10 bis 16 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus, Torstraße 164. Diese Präsentation sowie die Ausstellung „300 Millionen Jahre Mitteldeutschland“ sei unseren Besuchern empfohlen (www.fossilienwelt-online.de).


Zibbel

Mittwoch, 28. September 2011

Der diesjährige Zwiebelmarkt vom 30. September bis 2. Oktober - größtes und populärstes Volksfest der Stadt - läutet in Artern endgültig den Herbst ein. Und wiederum gilt: Nichts geht an diesem langen Wochenende ohne Zwiebel: Auf dem Kuchen, in der Suppe, als Zopf bzw. Gesteck oder bildlich auf dem neuen Zwiebelkalender. Während am Freitagabend zum Tanz geladen wird, beginnt das bunte Marktreiben am Samstagvormittag: 9 Uhr Eröffnung des 39. Zwiebelmarktes durch Bürgermeister Wolfgang Konenen im Beisein der Stadträte und der Arterner Salzprinzessin sowie anderer Hoheiten. Das Arterner Schalmeienorchester spielt auf, während die Zwiebelkrone am Rathaus emporgezogen wird. Danach beginnen Bürgermeister und Räte den traditionellen Rundgang auf dem Markt, der gleichfalls 9 Uhr beginnt. Geschäfte und Händler laden dann zum Besuch in der Innenstadt ein. Am Abend, um 21 Uhr, wird zum Tanz ins Festzelt geladen. Auch am Sonntag beginnt das bunte Treiben um 9 Uhr, die Verkaufseröffnung der ansässigen Gewerbetreibenden ist auf 13 Uhr festgelegt. – Zudem startet am Sonntag, 2. Oktober 2011 ein Städtewettbewerb von enviaM / MITGAS, an dem sich auch Artern beteiligen wird. Start ist 12 Uhr, wobei folgende Regeln gelten: Die Gesamtzeit für den Städtewettbewerb beträgt sechs Stunden. Es stehen in jeder Stadt zwei professionelle Sportgeräte zur Verfügung. Jeder Teilnehmer darf sich nur einmal an einem Sportgerät am Wettbewerb beteiligen. Alle Teilnehmer werden namentlich erfasst. Für Erwachsene ist eine Aktionszeit von maximal zehn Minuten vorgesehen. Die maximale Aktionszeit für Kinder beträgt fünf Minuten. Das Kinderfahrrad darf nur von Kindern und Jugendlichen bis zu einer Größe von 1,50 Meter genutzt werden. Die Koordination übernimmt die Stadtverwaltung Artern, Tel. Nr. 03466 / 325522 oder 325527. Anmeldungen können auch per e-Mail an bauamt@artern.de erfolgen. – Pünktlich vor dem Zwiebelmarkt traf auch die noch ausstehende zweite Teillieferung unserer Arterner Stadtchronik „Wichtige Ereignisse in unserem Gemeindeleben seit 1800“ von der Buchbinderei ein. Nachdem zum vergangenen Tag des offenen Denkmals und in der kurzen Zeit danach bereits über die Hälfte der Auflage interessierte und dankbare Abnehmer gefunden hat, können unsere Geschichtsfreunde zum Zwiebelmarkt die neue Vereinspublikation im Buchladen oder direkt beim Verein erwerben.


ArchLSA

Montag, 26. September 2011

Ur- und Frühgeschichte vor unserer Haustür: „Kultur in Schichten. Ausgrabungen am Autobahndreieck Südharz (A 71)“ nennt sich die neueste Veröffentlichung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt“ (255 Seiten, zwei Karten). – Im Vorfeld der Entstehung des Autobahndreiecks Südharz fanden vom Spätsommer 2005 bis in das Frühjahr 2008 zwischen Ober- und Niederröblingen archäologische Ausgrabungen statt. Diese erfolgten im Zusammenhang mit den Vorbereitungen des Baus der A 71 durch die DEGES. Auf einer Länge von 1,2 Kilometer und einer Fläche von etwa 2,5 Hektar konnten im Bereich des künftigen Trassen- abschnitts der Autobahn 71 Einblicke in die 7.000 Jahre zurückreichende Geschichte von Niederröblingen gewonnen werden – Grund genug, der dort angetroffenen „Kultur in Schichten“ den 14. Sonderband der Reihe „Archäologie in Sachsen-Anhalt“ zu widmen. Eine regelrechte Überraschung und besonderer Höhepunkt unter den Befunden dieser Ausgrabung, dem daher auch ein eigener Abschnitt der Publikation gewidmet ist, bildet ein circa vier Hektar großer Tell: ein über viele Jahrtausende angewachsener Siedlungshügel, entstanden durch die Hinterlassenschaft der stets am gleichen Ort siedelnden Bevölkerungen. Der zweite besonders hervorzuhebende Befund ist den für Mitteldeutschland äußerst seltenen, am gleichen Ausgrabungsort aber herrschenden Feuchtbodenverhältnissen zu verdanken: Ein hölzerner Kastenbrunnen der Kultur der Linienbandkeramik (5.500–4.800 v. Chr. - „die ersten Bauern“) konnte im Block geborgen und in die Restaurierungswerkstatt des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle transportiert werden, wo die behutsame Ausgrabung unter Laborbedingungen erfolgen konnte. Die jetzt erschienene Publikation berichtet zudem über weitere seltene und interessante Zeugnisse menschlichen Lebens von der Jungsteinzeit bis zur Römischen Kaiserzeit aus der Gegend um Sangerhausen, wie Bernsteinperlen, Spondylusmuscheln und römisches Tafelgeschirr eindrucksvoll belegen, weiterhin das Grab der „Bernstein-Prinzessin“ aus der späten Römischen Kaiserzeit usw. - Der eine oder andere Heimatgeschichtsinteressierte erinnert sich noch an die gleichnamige Ausstellung „Kultur in Schichten“ im Sommer 2008 im Spenglermuseum Sangerhausen, wo zahlreiche Fundstücke aus der Jungsteinzeit, der Bronzezeit, der Eisenzeit und römischen Kaiserzeit - gefunden in der Helmeniederung bei Ober- und Niederröblingen - ausgestellt waren. Das Buch bringt nunmehr die wissenschaftliche Aufarbeitung dieser einmaligen archäologischen Entdeckungen in unserer Heimat.


Histörchen

Samstag, 24. September 2011

Schon der Titel „Histörchen“ legt nahe, dass die zweite und zugleich erweiterte Auflage eines Buches von 1997 aus der Feder von Adolf Spengler, Enkel des großen Heimatforscher und Mammutausgräbers von Edersleben, eher dem heiteren Milieu zuzuordnen ist. Auf 120 Seiten brachte der Autor, der sein Buch Anfang des Monats im Spenglerhaus Sangerhausen vorstellte, kurze Geschichten, humorvolle Begebenheiten und Anekdoten zumeist aus dem Mund seines Großvaters zu Papier. Der Untertitel „Kuriositäten und Begebenheiten zwischen Harz und Kyffhäuser“ schränkt dabei die Örtlichkeiten des Geschehens aus der „guten alten Zeit“ näher ein. Leider wurden viel zu wenige Bücher diese Art wurden geschrieben, die die Schlagfertigkeit und den Humor unsere Ahnen aufzeigen. Umso schöner, dass diese Neuauflage noch mehr Geschichten dieser Art vermittelt, teils sehr authentisch, weil in Mundart geschrieben – sei der versoffene Bergknappe, der gewitzte Kaufmann oder Stilblüten und Versprecher. Die leichte Lektüre erhält besondere Aufwertung durch sehr schöne Zeichnungen, die der Vater des Autors nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen hat. Enkel Adolf Spengler fasst die Dankbarkeit gegenüber seinem Ahnherrn wie folgt zusammen: „Welch ein Glück, einen Großvater zu haben, der reich an Wissen um die Natur und die Menschen, mit seinem ganzen Herzen in unsere Heimat verwurzelt war. Welch ein Glück, einen Großvater zu haben, der erzählen konnte.“ – Mehr als fünfzig Interessierte, u. a. vom Heimatverein ARATORA, hatten sich zur Buchvorstellung im engen Hof des Spenglerhauses eingefunden, zu der unser Partnerverein, der Geschichtsverein Sangerhausen, sowie das Spenglermuseum eingeladen hatten. Der Präsentation schloss sich ein Rundgang durch das Wohnhaus des Heimatforschers an, das ein museales Kleinod mit tausenden Objekten aus Heimat, Geschichte und Natur unserer Gegend darstellt und als Besuchsziel für einen Ausflug sehr empfohlen werden kann (In der Bibliothek des Forschers finden sich auch etliche alte Ausgaben der Zeitschrift ARATORA). – Die Ausstellung im Spenglermuseum "Begegnung mit Gustav Adolf Spengler (1869-1961) - Fotoausstellung zum 50. Todestag" ist nur noch bis 29. September 2011 im Spengler-Museum am Bahnhof zu sehen. Die sehr persönlich gehaltene Exposition zeigt Einblicke in Leben, Schaffen und Wirken des berühmten Erforschers unserer Heimat zwischen Südharz, Kyffhäuser und Goldener Aue. Mehr auf www.spengler-museum.de.


Donnerstag, 22. September 2011

Unverhofft kommt oft, z. B. neues historisches Material über Artern zugunsten des Archivs des Heimatvereins ARATORA. So sandte uns Mitglied Christa Brandt aus Bonn einen sehr inhaltsreichen Briefumschlag mit vielfältigen lokalgeschichtlichen Unterlagen, vor allem über die Familie von Bankdirektor und Mäzen Hans Büchner, Ehrenbürger der Stadt Artern: diverse Fotos, Berichte, Aufsätze und eine Lebensdarstellung – geschrieben von Büchner selbst. Auch familiengeschichtlich wiederum interessante Fotos waren darunter, so ein großes Gruppenbild anlässlich des 70. Geburtstages von Hans Büchner, Friedrich Christoph Büchner mit Schulklasse als Lehrer der privaten Töchterschule Artern, Familientreffen Schäfer – Büchner - Hörning, Gotthilf und Henriette Ziehme (geb. Klemm), Beerdigung Dr. Wilhelm Kaufmann (der Schwiegersohn Hans Büchners) in Kalbsrieth und andere interessante Heimat- und Geschichtsbelege. – Auch unser Vereinsmitglied Dieter Schirrling aus Rudolstadt brachte bei einem erneuten Besuch kürzlich in Artern – zwar nicht viel, wenngleich bislang ungekanntes Material in Form von Fotografien bzw. Postkarten mit, so eine Ansicht der östlichen Leipziger Straße und des Bismarckplatzes kurz nach 1900, eine Mehrbildkarte des Goethehauses (u. a. mit Ansicht des großen Saales – siehe unser Bild) sowie eine Gruppenaufnahme aus den 1960er Jahren, auf denen Werbeschilder der Arterner Brauerei sichtbar sind. – Vielen herzlichen Dank an die Spender. Zu gegebener Zeit wird auch dieses Material in unseren Veröffentlichungen publiziert bzw. geht in die allgemeine Forschungsarbeit oder internen Datenaustausch ein.


Dienstag, 20. September 2011

Archäoastronom und Buchautor Ralf Koneckis aus Dortmund ließ uns dieser Tage das Programm der mittlerweile 9. Sangerhäuser Tagung zur (vor)geschichtlichen Himmelskunde vom 6. bis 8. Oktober 2011 zukommen. In diesem Jahr finden die Vorträge und Referate in Questenberg und Sangerhausen statt, unterbrochen von einer Tagesreise in den Nordharz. Der Hauptinitiator verspricht wiederum interessante und verständliche Fachvorträge zu Themen, die die heimische Sagenwelt zwischen Harz, Kyffhäuser und Unstrut zum untersuchen - und zwar solche, die auf ur- und frühgeschichtliche Astronomie, Kalender- und Ortungswesen hindeuten können. Interessenten melden sich bitte in der Kreisvolkshochschule Mansfeld-Südharz in Sangerhausen via E-Mail: service@vhs-sgh.de, Telefon: 0364 / 572407 an. Der Heimatverein ARATORA ist seit Beginn der Tagungen dabei und steht in engem Kontakt mit Ralf Koneckis bzw. weiteren Forschern. An Sternenkunde, Archäologie, Mythologie, Religionsgeschichte, Regional- und Heimatkunde Interessierte sollten sich die Tagung auf keinen Fall entgehen lassen, zumal das Programm der bevorstehenden Veranstaltung hochkarätige Inhalte und sicherlich viel Diskussionsstoff verspricht. Beschränkte Mitfahrgelegenheit von Artern nach Questenberg bzw. Sangerhausen wird nach vorheriger Anmeldung unter Tel. 03466 / 320139 möglich gemacht. Bitte informieren Sie sich auf www.vhs-sgh.de. über den Veranstaltungsplan mit wiederum spannenden Themen, die Anfang Oktober zur Sprache kommen werden: Tierkreissternbilder, Questenbaum und Tierkreis, Reise durch die Milchstraße, Mondmythologie, Kultstättensysteme um Blankenburg/Harz, kosmische Schlangen als Schöpfungswesen, die älteste Sternwarte der Welt und anderes. 


Sonntag, 18. September 2011

Renaissance und Römerzeit, bürgerliche und fürstliche Baukunst sowie römisch-imperiales Fortifikationswesen – unter dieses thematischen Schwerpunkten trafen sich gestern beinahe zwanzig Freunde der Geschichtsvereine aus Artern und Einbeck zum diesjährigen Treffen in der Dreiflüssestadt Hannoversch Münden (Werra, Fulda und Weser) in Niedersachsen. Vorstandsmitglied Henning von Lindeiner-Wildau aus unserer Partnerstadt hatte ein außerordentlich abwechslungsreiches und interessantes, wenngleich auch etwas anstrengendes Tagesprogramm organisiert, das im prächtigen Rathaus, einem markanten Bauwerk der Weser-Renaissance mit festlichen Sälen, großen Wandbildern und Einzelkunstwerken, seinen Lauf nahm. Durch die herrliche Altstadt (unser Bild) mit Fachwerkbauten ab dem Jahr 1400 ging’s zum mächtigen Welfenschloss, das nach einem Brand ab 1560 gleichfalls im Stil der Weser-Renaissance errichtet wurde und heute Verwaltungen, Archiv, Bibliothek und Museum als Heimstatt dient. Noch im Original sind heute zwei Renaissancegemächer mit flächendeckenden Wandmalereien erhalten, wie sie in dieser Geschlossenheit in Deutschland nicht mehr vorzeigbar sind. Nach dem Mittagessen im Brauhauskeller mit deftiger Küche fuhren die Geschichtsfreunde nach Hedemünden, wo Archäologe Michael Beuermann das seit dem Jahr 1998 mittels Geländeprospektion erforschte Gebiet eines Lagers der römischen Armee ausführlich vorstellte. Die frühgeschichtlichen Forschungen dort führten zum Nachweis des ersten in Niedersachsen gefundenen Römerlagers. Dabei handelt es sich um Überreste mit Wall- und Grabenbefestigungen, Terrassierungen sowie Steinsetzungen. Als Funde sind u. a. metallene Werkzeuge, Waffen, Münzen sowie Keramik nachweisbar. In gemütlicher Runde schloss das Vereinstreffen in Laubach aus, wo den Einbecker Freunden Exemplare der neuen ARATORA-Schrift „Wichtige Ereignisse in unserem Gemeindeleben seit 1800“ überreicht worden sind. Im nächsten Jahr wollen Einbecker und Arterner nach Halle/S. fahren, um dort die Franckeschen Stiftungen zu besuchen; dies besonders unter Hinsicht auf Heinrich Melchior Mühlenberg aus Einbeck, den Patriarchen der Lutherischen Kirche in Nordamerika, sowie dessen Schwiegersohn Johann Christoph Kunze, geboren in Artern und gleichfalls als Gottesmann in den Nordamerika tätig gewesen. – Als schönes „Nebenprodukt“ unserer Vereinsfahrt wurden schließlich noch etliche Hochwassermarken sowie ein Großgemälde mit Darstellung eines schweren historischen Hochwasserereignisses fotografisch für unser langjähriges Vereinsmitglied Dr. Mathias Deutsch aus Erfurt dokumentiert.


Freitag, 16. September 2011

Bereits zum zehnten Mal findet am kommenden Sonntag der Tag des Geotops statt, der unter Schirmherrschaft von Prof. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, steht. Ziel dieses jährlichen Thementages ist es, auf Führungen, Exkursionen und Wanderungen erdgeschichtlich herausragenden und sehenswerten Aufschlüssen oder auch Geoparke zu besuchen und sich über geologische Sehenswürdigkeiten zu informieren. Zum diesjährigen Tag des Geotops teilte uns das Regionalmuseum Bad Frankenhausen folgendes mit: Eine Wanderung zu geologisch interessanten Punkten im Altkreis Artern führt Diplomgeologe Gunter Braniek am Sonntag, 18. September 2011. Treffpunkt ist der Schulplatz in Oldisleben, unterhalb der Johanniskirche um 10 Uhr. Von dort geht die Exkursion in Richtung der Thüringer Pforte, zuerst zum Schützenhaus und den ehemaligen Kalischächten, zum Möllendorf. Von dort geht es, vorbei an einem Buntsandsteinaufschluss, zu den Ruinen der Sachsenburgen. Beim Abstieg in den Ort Sachsenburg verlassen wir die Ausläufer der Hainleite und durchqueren das Unstruttal in Richtung Schmücke. Hier gelangen wir zum steinzeitlichen Rastplatz der Kahlen Schmücke bis zum Waldschlösschen bei Heldrungen. Über Bahnhof Heldrungen geht es durch die Unstrutaue zurück nach Oldisleben. Das Ende der Veranstaltung ist auf ca. 15 Uhr fixiert. Für die Wegstrecke wird Wanderbekleidung, festes Schuhwerk sowie Verpflegung aus dem Rucksack empfohlen. Zu diesem geologisch-heimatkundlichen Marsch wird herzlich eingeladen, wobei Gunter Braniek (vor etlichen Jahren auch ARATORA-Autor) neben vielen erdgeschichtlichen Besonderheiten auch über anderes Wissenswertes entlang des Weges zu berichten weiß. Wer sich darüber hinaus einen Überblick über die geologischen Besonderheiten der Kyffhäuserregion verschaffen möchte, dem sei die geologische Ausstellung im Regionalmuseum Bad Frankenhausen empfohlen (Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr).


Mittwoch, 14. September 2011

Tag des offenen Denkmals in der Arterner Veitskirche mit äußerst schweißtreibenden Temperaturen und doch etlichen Besuchern mehr als erwartet. So könnte der vergangene Sonntag – im Telegrammstil mitgeteilt – auf den Punkt gebracht werden. Sicherlich auch unsere Neuveröffentlichung der Arterner Chronik des 19. Jahrhunderts lockte mehr als 120 Interessierte dorthin (unser Bild). Eine erfreuliche „Randbegleitung“ am Denkmalstag: Sehr interessante und fruchtbare Gespräche mit Einheimischen und Auswärtigen zur Heimat- und Familiengeschichte, die etliche neuer Erkenntnisse sowie ehrenamtliche Arbeit nach sich ziehen werden. Seit Montag ist unsere Arterner Chronik auch in der Buchhandlung „Das Gute Buch“ für 15 Euro erhältlich. Etwa in den nächsten zehn Tage wird rund ein Drittel der Buchauflage unserer „Wichtigen Ereignisse in unserem Gemeindeleben seit 1800“ auf den Postweg an auswärtige Mitglieder, Interessenten, Archive, Museen, Bibliotheken und Sammlungen gehen. Nicht zuletzt sein auch Vereinsmitglied Volkmar Künne ganz herzlich gedankt, der sich am Tag des offenen Denkmals um die Ecke im Oberen Hof – trotz Badewetters – wacker um Besucher „seiner“ Ausstellung zur Geschichte der Kyffhäuserhütte mühte. – Nachdem sich unsere neueste Publikation einer zuvor ungeahnten Nachfrage erfreut, sich am Tag des offenen Denkmals außerordentlich gut verkaufte und bislang ausschließlich positive Reaktionen erlangen konnte, wird über die Fortsetzung dieser Chronik nachgedacht. Diese liegt bereits vor mit der 49teiligen Abhandlung „Artern und eine Bewohner im vorigen (19.) Jahrhundert“. Sie umfasst neben einer sehr detaillierten und aussagekräftigen historischen Einleitung die (beinahe) vollständige Auflistung von Handwerken und Handwerksmeistern, die im 19. Jahrhundert in Artern wirkten, zzgl. weiterer Informationen zu Personen und Geschäften. Viele hundert Namen und Daten umfasst diese Fleißarbeit von Otto Wagner, erstmals veröffentlicht 1929. Diese Fortsetzungsreihe aus der Arterner Zeitung als Broschüre zu publizieren könnte im nächsten Jahr geschehen. Doch dazu benötigen wir die Hilfe unserer Mitglieder und Freunde. Wie schon im soeben erschienenen Buch soll auch „Artern und eine Bewohner im vorigen (19.) Jahrhundert“ einen historischen Bildteil erhalten. Trotz umfangreichen Fotoarchivs brauchen wird dazu aber noch historische Abbildungen aus privaten Beständen, die jene alten Handwerksstätten bzw. deren Vertreter zeigen. Angesprochen sind vor allem Familien heute noch existenter alter Arterner Firmen bzw. Nachkommen ehemaliger Geschäfteleute, also Bäcker, Fleischer, Schmiede, Tischler. Benötigt werden Fotos von Gebäuden, Werkstätten, Produkten, Urkunden usw. in digitaler Form. Originale Dokumente werden dazu lediglich gescannt und finden noch am selben Tag den Weg zurück zu ihren Leihgebern. Bitte helfen Sie mit – auch Spenden zur Realisierung sind erwünscht!


Flur Voigtstedt

Montag, 12. September 2011

Flur- und Landschaftsnamen sind uralte, zumeist aus dem Mittelalter und teils aus noch älterer Zeit stammende Bezeichnungen (unser Bild: Flur nördlich von Artern). Als solche haben sie hohes historisches Quellenpotential und waren bzw. sind immer wieder Gegenstand der Forschung. Die Erfassung und Untersuchung der Namen von Bergen und Tälern, Wäldern und Feldern, Bächen und Teichen, Wegen und Stegen und anderen unbewohnten Örtlichkeiten außerhalb von Siedlungen wird in Thüringen im Projekt „Flurnamen und Regionalgeschichte“ des Heimatbundes Thüringen in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena vorgenommen. – Im Rahmen der 1.225-Jahrfeier der Stadt Wiehe findet – mit Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur – am Donnerstag, 15. September 2011 zwischen 17 und 20 Uhr in der Bauernstube, Bachgasse 1 zu diesem Thema eine interessante Tagung statt: Barbara Umann, Geschäftsführerin des Heimatbundes Thüringen e. V., wird zu Geschichte und Stand der Flurnamenforschung und -dokumentation in Thüringen sprechen. Im Anschluss widmet sich Dr. Barbara Aehnlich von Friedrich-Schiller-Universität Jena der Staatsexamensarbeit „Die Flurnamen von Wiehe“, verfasst von Pascal Mauf, Erfurt, der gleichfalls als Referent anwesend sein wird. Die sich anschließende Diskussion wird von Heinz Kubatz, Heimatfreunde Wiehe e.V., geleitet. – Der Heimatverein ARATORA, der auch schon seit vielen Jahren in das Projekt „Flurnamen und Regionalgeschichte“ eingebunden ist, bietet begrenzte Mitfahrgelegenheit nach Donndorf an (bitte vorherige telefonische Kontaktierung unter 03466/320139). – In engem Zusammenhang mit der sprachlichen Erforschung von Flurnamen steht die Erkundung und Dokumentation historischer bzw. noch bestehender lokaler und sprachlicher Besonderheiten. Der Heimatbund Thüringen widmet sich diesem interessanten Thema mit Heft 2 der Reihe „Heimat Thüringen“. Diese Publikation kann gern beim Vorstand des Heimatverein ARATORA eingesehen werden.


Umschlag Reprint

Samstag, 10. September 2011

Passend zum morigen Thema des Tages des offenen Denkmals „Romantik, Realismus, Revolution - Das 19. Jahrhundert“ am Sonntag, 11. September erscheint eine neue Sonderschrift des Heimatvereins ARATORA: der Reprintdruck „Wichtige Ereignisse in unserem Gemeindeleben seit Anfang 1800“ aus der Feder von Otto Wagner und basierend auf der handschriftlichen Stadtchronik von 1800 bis 1900. Das 264 Seiten umfassende Werk wurde erstmals 1930 in der Arterner Zeitung als Fortsetzungsreihe veröffentlicht und bietet eine übergroße Anzahl an Daten, Geschehnisse und Personen dieses Zeitraumes. Ergänzt wird der besonders für Heimat- und Familienforscher interessante Chronikteil durch eine Stadtkarte aus dem Jahr 1839 sowie einen Anhang mit 129 historischen Fotos, die überwiegend Motive des 19. Jahrhunderts zeigen. Interessierte können die Arterner Chronik am Denkmalstag zwischen 9 und 17 Uhr in der Veitskirche zum Preis von 15 Euro erwerben. Da die Auflage diesmal nicht allzu umfangreich ausfallen wird und mehr als ein Drittel der Bücher in den Versand geht, wird angeraten, nicht allzu lange mit dem Erwerb zu zögern. Restexemplare sind ab Montag, 12. September 2011 im „Guten Buch“ in Artern sowie beim Heimatverein ARATORA erhältlich. – Sollte unsere erhoffte Resonanz beim Leser eintreten, könnte in absehbarer Zeit die Ergänzung dieser Chronik, die Fortsetzungsreihe „Artern und seine Bewohner im vorigen (19.) Jahrhundert“ aus dem Jahr 1929, als Neuveröffentlichung - ggf. gleichfalls mit erweitertem Bildteil - folgen.


Heimatbund

Donnerstag, 8. September 2011

Soeben traf eine wiederum hochinteressante Buchsendung aus Weimar beim Heimatverein ARATORA ein. Der Heimatbund Thüringen schickte die beiden jüngsten Ausgaben seiner Zeitschrift „Heimat Thüringen“ – insgesamt 140 Seiten geballte Regional- bzw. Landesgeschichte: Heft 2/2011 widmet sich als Themenheft dem Schwerpunktbereich „Kulturerbe Sprache“ und bringt in diversen Aufsätzen zu Dialekten bzw. Mundarten in Thüringen, Mundartforschung sowie -pflege nahe. Neben den Artikeln sind die gleichfalls angegeben Quellen wichtig und anregend auch für die heimische Forschung. Abgerundet werden die (populär-)wissenschaftlichen Abhandlungen durch Texte, die z. B. Dialektpflege oder Spott-und Spitznamen zum Inhalt haben. – Heft 3/2011 von „Heimat Thüringen“ widmet sich dem diesjährigen Tag des offenen Denkmals und bietet einen bunten und abwechslungsreichen Streifzug durch die Denkmalslandschaft des Freistaates: Schloss Schwarzburg, Wartburg, Klassikerdenkmale in Weimar, Schloss Altenstein, Museum Altenburg, Denkmale in Rudolstadt, Archäologie in Saalfeld, illustriert mit historischen und aktuellen Fotos aus der reichen Thüringer Geschichte. – Wiederum hat es der Heimatbund Thüringen geschafft, seine langjährige Zeitschriftenreihe (18. Jahrgang) mit sehr attraktiven und lehrreichen Neuausgaben zu bereichern. Mehr unter www.heimatbund-thueringen.de. Interessenten können Einsicht beim Vorstand des Heimatvereins ARATORA nehmen.


Gonnaer Stollen

Dienstag, 6. September 2011

Auf zweihundert Seiten widmet sich Heimatfreund und Bergbauhistoriker Thilo Zieger aus unserer ehemaligen Kreisstadt Sangerhausen einem wichtigen Kapitel regionaler Montageschichte: „Der Tiefe Gonnaer Erbstollen“, so der Titel seines Werkes, das soeben als Heft 18 der Fortsetzungsserie „Geschichte des Sangerhäuser Berg- und Hüttenwerkes von den Anfängen bis zur Neuzeit“ veröffentlicht wurde. Dieser Stollen avancierte zum wichtigsten Grubenbau des gesamten Sangerhäuser Bergbaus bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Beginn der Geschichte dieses Stollens datiert in das Jahr 1542 und erreichte im Laufe der Jahrhunderte die Reviere unter Pölsfeld, der westliche Flügel reichte bis zum Stollenschacht, westlich von Morungen. Die im Gonnatal sichtbaren Halden weisen auf Lichtlöcher des Gonnaer Stollens hin. Thilo Ziegler nimmt sich in seinem neuen Werk der Historie dieser wichtigen Bergbauanlage an und gliedert seine Broschüre wie folgt: Einführung - Geschichtliche Notizen zu den Stollenanlagen - Der Kalmusser Stollen - Der Morunger Gemeinde Erbstollen - Stollen in den Pölsfelder Revieren - Der tiefe Gonnaer Erbstollen - Historische Entwicklung - Der Querschlag oder südliche Stollenflügel - Der östliche oder Pölsfelder Stollenflügel - Der westliche oder Wettelröder Stollenflügel. – Zu seinem heimat- und montanhistorischen Gesamtwerk „Die Geschichte des Sangerhäuser Berg- und Hüttenwerks“ bemerkt der Autor: „Mit der Einstellung des Bergbaues 1990 im Sangerhäuser Gebiet ging endgültig ein über Jahrhunderte betriebener Abbau auf Kupferschiefer zu Ende. Das Ende war eindeutig, wo die Anfänge liegen, ist ungewiss. Über Jahrhunderte haben Bergleute zwischen Pölsfeld im Osten und Morungen im Westen das kupferhaltige Gestein vom Ausgehenden des Kupferschieferflözes in seiner Fallrichtung abgebaut. […] So wechselhaft wie die Besitzverhältnisse waren, war auch seine technische Entwicklung. […] Im gesamten Gebiet verstecken sich noch viele Spuren die Geschichte. Wenig ist über die Betriebsgeschichte dieses Werkes bekannt. Eine umfassende Darstellung der Geschichte, auf der Grundlage von Archivmaterial, fehlte bis heute. Dieser Aufgabe möchte ich mich stellen. […] Ich möchte versuchen, ein Stück Industriegeschichte unserer näheren Heimat wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rufen. – „Der Tiefe Gonnaer Erbstollen“ sowie weitere Broschüren von Thilo Ziegler sind im Sangerhäuser Buchhandel oder beim Autor via http://bergbau-sangerhausen.de/ erhältlich.


Armenwesen

Sonntag, 4. September 2011

Hospiz bezeichnet im lateinischen Sprachgebrauch eine Herberge. Im Mittelalter konnten Pilger im Hospital oder Hospitium Unterkunft und Verpflegung finden, gleichermaßen Fremden und Kranke. Allmählich aber wandelte sich die Begrifflichkeit von Herbergsunterkunft zu Krankenpflegeeinrichtung. Ein Spital oder Spittel war demnach eine Pflegestätte von Kranken bzw. Armen. In vielen Orten haben sich entsprechende Straßennamen erhalten, die Spital- oder Spittel als Wortteil beinhalten (Artern: Spittelunstrut, Sangerhausen: Hositalstraße, Sondershausen: Spittel). Aus der Geschichte der Stadt Artern sind mehrere Standorte von Spitälern bekannt: Nahe der Spittelunstrut am Ortsausgang Richtung Reinsdorf, am westlichen Ende der Harzstraße, in der Leipziger Straße und Gabelstraße sowie seit Ende des 19. Jahrhundert als Krankenhaus in der Fräuleinstraße. Begehrt waren früher lebenslange Rechte auf Spitalplätze als soziale Absicherung Bedürftiger, denn oft waren - auch in Artern – Hospitäler und Armenhäuser gekopppelt, die zumeist unter gemeindlicher Aufsicht standen und heute ein lohnendes Objekt historisch-kommunaler Sozialforschung bieten würden (unser Bild). – Ein weiterer Bedeutungswandel der Hospize trat spätestes mit der moderne Hospizbewegung und Palliativmedizin ein, die in den 1960er Jahren in England entstand und wesentlich auf Cicely Saunders (1918-2005) zurückgeht. Das erste stationäre Hospiz wurde 1967 in England eröffnet, in Deutschland aber erst 1986! - Nachdem bereits in Artern bis 2010 eine ambulante Hospizgruppe bestand, wurde nach deren Auflösung und Neugründung am vergangenen Mittwoch die offizielle Arbeitsaufnahme feierlich in den Räumen der Volkshochschule begangen. Unter dem Dach der Novalis-Diakonie in Ebeleben arbeiten jetzt drei Hospizgruppen (Artern, Sondershausen, Sömmerda) in unserer Region. Jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr werden Sprechstunden in der VHS Artern für Hilfesuchende, Betroffene und Trauernde angeboten, weiterhin über die ständige Rufbereitschaft 0172 / 3587969. Neben den Ansprechpersonen vor Ort stehen zudem Partner aus sozialen Netzwerken, aus Pflege, Medizin, Politik und Gesellschaft zur Hilfe bereit! Neben aller Arbeit im Hospizwesen wird damit auch eine alte Tradition in Artern fortgeführt: selbstlose Hilfe für Sterbende, Schwerstkranke sowie Angehörige.


Freitag, 2. September 2011

Was für ein Tag heute vor hundert Jahren: Artern im Mittelpunkt der Zeitungsredaktionen des Deutschen Reiches – und nur, weil sich der steinerne Bismarck am Rathaus eines Armes samt Schwert entledigt hatte, dass lärmend auf den Boden vor dem Amtssitz aufschlagen war. Der Schwertwurf des Eisernen Kanzlers wäre wohl kaum der Rede wert gewesen, hätte man diesen in der Geschichte wohl einmaligen Akt der Selbstverstümmelung eines Denkmals nicht als schlimmes Omen der politischen Weltlage (Zweite Marokko-Krise) interpretieren wollen. Kaiser Wilhelm II. hatte das Kanonenboot „Panther“ nach Agadir (Marokko) entsandt, nachdem französische Truppen in dem nordafrikanischen Land die Städte Fes und Rabat besetzt hatten. Ziel dieser Intervention war die Abtretung von Kolonialgebieten Frankreichs an Deutschland als Gegenleistung für die Akzeptanz der französischen Herrschaft über Marokko als Folge der ersten Marokko-Krise. Am 4. November 1911 wurden die Feindseligkeiten schließlich mit dem Marokko-Kongo-Vertrag beigelegt; demnach verzichtet das Deutsche Reich auf Ansprüche in Marokko und wurde mit Neukamerun „entschädigt“. – Der Schwertwurf Bismarcks zu Artern ging nicht nur in die Tagespolitik ein, auch in der lokalen Numismatik hat dieses Thema einen festen Platz – als Motiv eines Notgeldscheines aus Artern. Bildhauer Paul Juckoff (1874-1936) hatte das Bismarckdenkmal geschaffen, das linksideologisch Verblendete nach dem Zweiten Weltkrieg vom Sockel holten, ehe 1994 eine Kopie des Denkmals, von allen Fraktionen des Arterner Stadtrates unterstützt, Aufstellung fand. Bis dahin zierte das etwas verschämt das Arterner Stadtwappen den leeren Platz oberhalb des Denkmalsockels des großen Reichseinigers.