Artern

Zur freundlichen Beachtung (neue Publikationen, Spendenaktionen, Archivwesen) & Aktuelle Meldungen zur heimatkundlichen Arbeit (einmal wöchentlich)

Heimatblätter 2019

Freitag, 25. Januar 2019

Eine erneut interessante und inhaltlich mannigfaltige Bereicherung der Literatur zur historischen Regionalforschung in der Landschaft zwischen Südharz, Kyffhäuser und Goldener Aue liegt seit wenigen Tagen mit der dritten Ausgabe der Schriftenreihe des Heimat- und Geschichtsvereins Goldene Aue e.V. vor. Die kurz und prägnant mit „Heimatblätter“ titulierte Veröffentlichung ziert auf der Umschlagseite eine Zeichnung (Schnitt) des Steintors zu Wallhausen (vormaliges Stadttor) und beinhaltet auf 94 Seiten sechs Artikel, die mit 62 Abbildungen und Faksimiles illustriert sind. Schwerpunkt diesmal ist Wallhausen an der Helme. – Den Auftakt macht ein reich bebilderter Artikel, der sich mit der vormaligen Stadtbefestigung von Wallhausen beschäftigt und damit einen wichtigen Baustein zur lokalen Fortifikationstechnik und Mittelalter-Archäologie leistet. Die Darstellung historischer Bezüge Kaiser Ottos III. mit den Gemeinden Berga und Wallhausen im späten 10. Jahrhundert sowie relevanter Urkundenübersetzung schließen sich danach an. Himmelskundliche Untersuchungen und Deutungen von historischen Häusernamen im Kerndorf von Wallhausen, deren Schildzeichen ausschließlich astronomische Relationen (Tierkreiszeichen, Sonne und Mond) aufweisen, stehen im dritten Artikel im Mittelpunkt. Anschließend werden auf einer heimatkundlichen Wanderung Ort und Flur Wallhausen historisch beleuchtet. Den umfangreichsten Artikel zu stellen, hatte diesmal der Heimatverein ARATORA die Ehre, und zwar mit der Abhandlung „Braunkohlenbergbau am Hutdeckel während des 19. Jahrhunderts: Quellentextliche Beiträge zur Montangeschichte der südöstlichen Goldenen Aue (Erster Teil: 1724-1858)“. Diese historischen Aufzeichnungen lehnen sich thematisch eng an die schon seit Jahren ausverkaufte Broschüre „Braunkohlen-Bergbau um Artern – Beiträge zur heimischen Montangeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts“ an und verstehen sich zugleich als Ergänzung des dort bereits 1995 veröffentlichten Datenmaterials. Somit dürften diese 28 Seiten besonders für Heimatfreunde in Artern, Voigtstedt, Edersleben, Borxleben und Kachstedt von Interesse sein. Die Fortsetzung dieses Berichts zur Montangeschichte soll dann 2020 erscheinen. – Als Schlussartikel, hier mit militärhistorischen Bezügen, wurde eine Analyse zur Einquartierung brandenburgischer Truppen 1677 und 1678 in der Grafschaft Stolberg veröffentlicht. Ein bebilderter Jahresrückblick der Aktivitäten des Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue in 2018 rundet die neue, nicht nur für regionalgeschichtliche interessierte Leser sehr empfehlenswerte Jahresschrift ab, die für 9,95 Euro im Buchhandel oder beim Verlag Harald Rockstuhl in Bad Langensalza erworben werden kann (ISBN: 978-3-95966-392-2).


Schleuse bei Bretleben

Dienstag, 22. Januar 2019

Die beiden Vorschläge des Heimatvereins ARATORA vom Herbst 2018 zur Neubenennung von Straßen, die aufgrund der ideo dicitur freiwilligen Gemeindefusion von Roßleben und Wiehe nebst deren Ortsteilen nötig wurde, haben leider keine Berücksichtigung gefunden. Ins Spiel gebracht worden sind damals zwei historische Personen, deren mit der Schiffbarmachung bzw. der Regulierung der Unstrut verbundenes Lebenswerk durchaus mit Straßennamen hätten geehrt werden sollen: Friedrich Mende (1743-1798) und Hermann Wurffbain (1804-1889). Beide Männer hatten mit ihren ingenieurtechnischen Leistungen wesentlichen Anteil an der darauf folgenden ökonomischen Nutzung des Flusses durch die Schifffahrt bzw. beim modernen Hochwasserschutz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. – Seltsam ist, dass von beiden Koryphäen keine Porträts bekannt sind! Umso wichtiger wäre es gewesen, diese Techniker und deren Leistungen wenigstens in der öffentlichen Erinnerung zu bewahren und deren Namen für die Benennung von Straßenzügen zu nutzen. Hinzu gekommen wäre der lokale und regionale Bezug besonders in Orten der neugebildeten Stadt Roßleben-Wiehe. Doch es kam anders, aber dennoch ist ein weiteres „Eisen im Feuer“, denn vorausahnend wurde wenigstens Hermann Wurffbain als Vorschlag noch einer anderen Gemeinde unterbreitet, die historisch mit selbigem in direktem Kontext steht und gleichfalls von Umbenennungen einiger Straßen betroffen ist. Vielleicht klappt es ja dort mit der Ehrung mit einem Straßenamen. – Unser Bild zeigt die Einlassschleuse zum Unstrut-Flutkanal bei Bretleben. Beide Bauwerke erinnern augenscheinlich an das Wirken von Ingenieur Hermann Wurffbain an der Unstrut vor mehr als anderthalb Jahrhunderten.


Pläne Kleinbahn

Freitag, 18. Januar 2019

Unverhofft kommt oft, und längst nicht immer nur im negativen Sinne! So geschehen am vergangenen Dienstag, als die Postfrau klingelte und ein zuvor nicht angekündigtes, in Brandenburg abgeschicktes Paket übergab. Lange und schmale Verpackung, das roch bereits im ersten Moment nach Landkarten oder großen Plänen. Und richtig, schon beim Auspacken war unübersehbar, dass der Inhalt historischen Charakter trug. Ein bislang unbekannter Adressat hatte sich von Teilen seiner Sammlung getrennt und Unterlagen zur Eisenbahngeschichte unserer Region als Schenkung und zum Verbleib nach Artern versendet. Die Freude war entsprechend groß, als sieben Zeichnungen und Risse zur Vergangenheit der Deutschen Reichsbahn und besonders der Kyffhäuser-Kleinbahn Artern-Berga/Kelbra entrollt werden konnten. Vorbehaltlich der näheren Sichtung dieser Unterlagen in der kommenden Zeit, verbunden mit der Kontaktierung von regionalen Eisenbahn- und Heimatfreunden sowie der beabsichtigten hochauflösenden Digitalisierung mit 1:1-Ausdrucken, sollen hier vorab kurz die Akten benannt werden, die uns im Original, teils in Plakatgröße, vorliegen. In chronologischer Reihenfolge sind dies: Normalzeichnung eines gewölbten Durchlasses aus Bruchsteinmauerwerk für „Bahnlinien untergeordneter Bedeutung“ (1887), Grundriss und Schnitt der Drehscheibe am Arterner Bahnhof (1910), Skizze für eine Überfahrt der Kyffhäuser-Kleinbahn bei Artern an der Schönfelder Chaussee (1912), Entwurf für Plattendurchlasse der Kyffhäuser-Kleinbahn (1914), Plan der gemeinnützigen Bau- und Kleinsiedlungs-Gesellschaft „Sachsen“ zu Merseburg mit Darstellung eines Teils der Ortslage von Kelbra mit Gleisführung der Kyffhäuser-Kleinbahn ebendort (1919) und Gleisplan des Arterner Westbahnhofes der Kyffhäuser-Kleinbahn (1926). – Der Heimatverein ARATORA sagt besonders herzlich Dankeschön für diese Schenkung und wird hoffentlich schon in absehbarer Zeit Möglichkeiten schaffen können, wenigstens einen Teil dieser Objekte öffentlich zugänglich zu machen. Unser Bild zeigt die kleine Sammlung, als entrollte Auflage der Plan der Arterner Drehscheibe.


JHV

Dienstag, 15. Januar 2019

Das erste Wiedersehen mit langjährigen Heimatfreunden im neuen Jahr bescherte der vergangene Samstag, als fast vierzig Mitglieder und Freunde des Heimat- und Geschichtsvereins Goldene Aue im Saal des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz in Roßla ihre Jahreshauptversammlung abhielten. Nach reibungsloser Absolvierung der hierzu notwendigen obligatorischen Punkte der Tagesordnung sowie einstimmiger Entlastung des Vorstandes für das Vorjahr waren Präsentationen und Vorträge über heimatgeschichtliche Themen aus der Landschaft zwischen Südharz, Kyffhäuser und der Goldenen Aue an der Reihe. Gastgeberin und Hausherrin Christiane Funkel eröffnete die Ausführungen mit Neuigkeiten aus dem Biosphärenreservat, ehe Sophie Rohland aus Bennungen einen reich illustrierten Jahresrückblick zum Vereinsleben 2018 gab. Manfred Schröter aus Berga und Uwe Kramer vom Biosphärenreservat blickten anschließend auf anderthalb Jahrzehnte Grenzsteinwanderungen um Breitenstein zurück. Heinz Noack aus Bennungen präsentierte sein kürzlich publiziertes Buch „Die historischen Grenzsteine der ehemaligen Schwarzburg-Rudolstädter Grenze bei Uftrungen und Breitungen“ und Hartmut Müller aus Oberröblingen/H. referierte zur Geschichte der ehemaligen Kalkhütte in Gonna/Harz. Brigitte Schaumkeller aus Großleinungen berichtete dann über die 1527 zum ersten Male erwähnten Zober-Brüderschaft in ihrem Heimatort, eine vormalige Dorfgesellschaft aus Landbesitzern mit eigenen internen Regeln und Vorschriften. Einem ebenso so spannenden wie hypothetischen Thema nahm sich Jürgen Sander aus Sangerhausen mit „Die Schildzeichen von Wallhausen astronomisch betrachtet“ an, wobei die dortigen historischen Häusernamen und deren relevante „Wappen“ himmelskundlich untersucht wurden (bemerkenswerterweise stimmt die Lage der nach den Tierkreiszeichen benannten Gebäude im Ortsbild von Wallhausen, übertragen auf den jahreszeitlich relevanten Sternenhimmel, mit deren Richtung bzw. Position überein – Zufall oder Absicht?). Zuvor hatte bereits Enrico Kalb aus Tilleda das dritte Heft der Vereinsschriftenreihe „Heimatblätter“ vorgestellt, die jüngst publiziert worden ist (Besprechung hierüber in ein paar Tagen an dieser Stelle). Ausblicke auf Veranstaltungen, Vorhaben und Ideen im Jahr 2019 beendeten eine zeitlich zwar recht ausgedehnte, jedoch durchweg kurzweilige und informative Versammlung unserer Freunde und Partner vom Heimat- und Geschichtsvereins Goldene Aue. Danke für einen schönen Tag in Roßla und auf ein Neues im Jahr 2019! – Unser Bild zeigt Sophie Rohland beim Jahresrückblick der Vereinsaktivitäten in 2018, rechts Vorstandsmitglied Heinz Noack und Vorsitzenden Michael Richter im Präsidium.


Grabenstraße

Freitag, 11. Januar 2019

Eine der leichteren Übungen von zahlreichen, über die vergangenen Feiertage angefangenen bzw. erledigten Tätigkeiten war die Erarbeitung, Komplettierung und Fertigstellung des (N)Ostalgie-Kalenders für das Jahr 2020, der diesmal essentiellen Bezug nimmt auf die bevorstehende dreißigste Wiederkehr der Einheit Deutschlands und deshalb unter dem Titel „Artern zu Beginn der 1990er“ steht. In den nächsten Wochen wird der Kalender vom Layouter digital gesetzt, danach nochmals korrekturgelesen und für den Druck vorbereitet. Das Erscheinungsbild des Kalenders wird analog denen der vergangenen fünf Jahre sein: also erneut 24 Kalenderblätter, für jeden Monat deren zwei. Zur Bebilderung genutzt wurden diesmal ausschließlich Fotos, die der spätere Ehrenbürger Walter-Wilhelm Funcke aus Einbeck bei Besuchen in genanntem Zeitraum in Artern erstellt hat (unser Bild zeigt die untere Gabelstraße mit Blick zum Salzdamm). Insgesamt sind dann 32 historische Abbildungen zu sehen, die das komplette Kalendarium schmücken. – Wenngleich erneut nur beispielhafte Augenblicke und Situationen aufgezeigt werden können, war es nur allzu notwendig, auch Motive abzubilden, die den heutigen Ansprüchen der Attraktivität und vorteilhaften Präsentation einer Kommune nicht (mehr) genügen. Besonders dadurch sollen aber die Augen geöffnet werden, welche Fortschritte sich seither im Stadtbild vollzogen und damit die Lebensqualität in Artern verbessert haben. – Zu gegebener Zeit wird an dieser Stelle erneut über den Kalender für das kommende Jahr zu sprechen sein, dann werden auch die zur Publikation ausgesuchten Motive näher vorgestellt. Die Erstveröffentlichung findet am 5. und 6. Oktober 2019 zum Zwiebelmarkt in Artern statt. Wie immer wird die Auflage nicht allzu hoch angesetzt. Im Verkaufspreis ist erneut ein Spendenbetrag zugunsten der Sanierung der Orgel in der Arterner Marienkirche eingegliedert.


Graf Hermann

Dienstag, 8. Januar 2019

Ein Ende vergangenen Jahres zugestellter Brief der Volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen in Erfurt macht einen ersten Anlauf zur Schaffung einer längst überfälligen, arbeitsintensiven und inhaltlich interessanten Institution: Es soll ein thüringisches Sagenarchiv entstehen! Da ein solches bislang fehlt, steht man noch am Anfang. Geschaffen werden sollen deshalb zunächst ein aussagefähiger Materialfundus sowie eine zeitgemäße Verzeichnung der Quellen aus Thüringen. Aufgrund des Umfangs dieses Vorhabens sind zunächst fünf Jahre vorgesehen. Erster Schritt ist die Sammlung und Zusammenstellung von Biografien der Sagensammler und -herausgeber. Hierzu sollen zunächst sämtliche erreichbaren Editionen sowie Zeitschriften- und Zeitungsartikel katalogisiert, weiterhin Bestände in öffentlichen und privaten Archiven sowie Museen durchforstet, Porträts, Gedenktafeln und Begräbnisstätten von Sagensammlern eruiert werden. Die Manuskriptfassung zu diesen Aufgaben wird von der Volkskundlerin Dr. Gudrun Braune in Erfurt übernommen. Um Wortmeldungen zu diesem Projekt seitens der Heimatvereine, von Ortschronisten und Interessierten wird bis zum 31. März 2019 erbeten an: gudrun.braune[at]web.de. – Es wäre für obiges Projekt eine große Unterstützung, wenn auch aus unserer Gegend möglichst viele Unterstützer teilnehmen würden, denn auch in der Kyffhäuserlandschaft haben einst Sammler alte Sagen zusammengetragen und oft auch veröffentlicht.  Der Heimatverein ARATORA wird sich diesbezüglich besonders um die Sammler Gustav Poppe und Ewald Engelhardt bemühen und sich deren Sagenwerk annehmen. – Unser Bild zeigt den geköpften Grafen und Raubritter Hermann von Stolberg-Voigtstedt, der als spukende Sagengestalt nachts auf dem alten Feldweg zwischen Artern und Voigtstedt umhergehen soll.


Nutzgarten

Freitag, 4. Januar 2019

Herzlich willkommen bei den aktuellen Meldungen, die nach der Pause zum Jahreswechsel heute wieder aufgenommen werden. Zuvor unsere besten Wünsche für das neuen Jahr an unsere hoffentlich wieder zahlreichen Besucher. Die erste Meldung beschäftigt sich mit einem 2019 besonders in den Fokus gestellten Thema: die historische Kultur der Nutzgärten. – Der Bund Heimat und Umwelt Deutschland e.V. ist der Bundesverband der Heimat- und Bürgervereine. Erhalt, Vermittlung sowie Entwicklung der Vielfalt des Kultur- und Naturerbes sind dessen zentrale Aufgaben. Hierzu wird jährlich auf ein besonders gefährdetes Element in der Landschaft aufmerksam gemacht und dieses zum Kulturdenkmal des Jahres erklärt. Hierzu schreibt der BHU: „Bundesweites Kulturdenkmal des Jahres 2019 sind historische Nutzgärten. Nutzgärten stellen die Urform der Gärten dar und haben eine lange Tradition. Ebenso vielseitig wie ihre Erscheinungsformen, beispielsweise Bauern-, Schloss-, Amts-, Pfarr- oder Arzneigärten, sind die in ihnen angebauten und kultivierten Nutz- und Zierpflanzen. Mit Arten- und Sortenvielfalt der Nutzpflanzen, aber auch mit der begleitenden Fauna sind die Gärten Orte hoher biologischer Vielfalt. Das Wissen um Anbautechnik und Sortenvielfalt ist immaterielles Kulturerbe, das über Generationen hinweg weitergegeben wird. Nutzgärten spiegeln in Gestaltung und Nutzung regionale Besonderheiten wider und sind so Zeugen einer jahrhundertelangen Garten- und Ernährungskultur. In den letzten Jahrzehnten sind Nutzgärten jedoch seltener geworden. [...] Historische Nutzgärten sind als Teil unseres Kultur- und Naturerbes besonders erhaltenswert.“ – Auch in unserer Heimat finden sich noch zahlreiche solcher Gartenanlagen, überwiegend aus dem späten 19. sowie dem 20. Jahrhundert. Auch diese werden somit in 2019 im Mittelpunkt bundesweiten Interesses stehen. Zugleich wird auf deren Gefährdungen hingewiesen (brachliegende Gärten durch Mitgliederschwund in Gartenvereinen, Desinteresse an der Eigenversorgung infolge Überangeboten im Handel, mangelnde vorausschauende Vorsorge für potentielle Notzeiten usw.). – Unser Bild zeigt einen noch immer bestehenden Nutzgarten in der Karl-Hühnerbein-Straße in Artern, wohl zur Mitte der 1930er Jahre. Im Hintergrund zieht sich der westliche Abhang des Weinbergs mit Kirschplantagen zu Tal.


Winternacht

Freitag, 21. Dezember 2018

Weihnachten, das schönste Fest der Christenheit, ist traditionell verbunden auch mit dem wohligen Gefühl von Heimat und Zuhause. Das ist heute noch genauso wie früher, auch wenn derzeit wieder einmal die Heimat als Begrifflichkeit und in ihrer althergebrachten Definition infrage gestellt, inhaltlich aufgeweicht bzw. umgedeutelt werden soll. Wie einhellig war die Ansicht darüber noch im 19. Jahrhundert! Wenngleich nicht unbedingt weihnachtlich, so doch um so mehr heimatlich, soll deshalb zum Jahresausklang nachstehender Text aus der Feder des Autors August Trinius (1851-1919) wiedergegeben werden. Er widmet sich darin dem schönsten Begriff, den deutsche Zunge je hervorgebracht hat: „Heimat“ und ist somit ein würdiges Zitat zum Ende des Jahres 2018! Trinius, der große Verehrer und Schriftsteller der Natur, Kultur und Landeskunde Alt-Thüringens, schreibt dazu: „Dieses wundersame Wort gehört uns Deutschen ganz allein, ist eine Perle in dem reichem Wortschatze unserer Sprache, die so herrlich zu malen weiß, die mit allen Wurzeln aus deutscher Erde herausgesprossen ist, aus der es uns heraufklingt wie Abendsäuseln und dann wieder wie einherbrausendes Sturmeswetter. Kein Volk dieser Erde besitzt ein gleiches Wort, es ahnt aber auch nicht, was aus ihm für das deutsche Gemüt hindurchzittert. Alle versonnene Innigkeit, die ganze Verträumtheit unseres eigensten Wesens, das Bodenständige, die heiße Liebe zur Scholle, die uns geboren, dies alles flutet in diesem kleinen Worte zusammen: Heimat! Jauchzen und Wehmut, Mutterliebe und verhallendes Abendgeläut, so umweht es uns, wenn dieses Wort an unser Ohr schlägt.“ – Beigefügtes Bild versucht, Heimatgefühle und Weihnachtsstimmung miteinander zu verbinden! Es zeigt die Wassermühle an der Unstrut bei Oldisleben, aufgenommen in einer Winternacht um 1960. Rechts erstreckt sich das Gelände des sich südlich anschließenden Parkgeländes, vorn fließt der Mühlgraben entlang. – Unseren Vereinsmitgliedern und Freunden, allen Interessierten sowie den zahlreichen Besuchern dieser Homepage ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen fröhlichen Jahreswechsel. Die aktuellen Meldungen aus der Vereinsarbeit, zur Arterner Ortsgeschichte sowie über die Vergangenheit unserer Heimat werden am Freitag, 4. Januar 2019 wieder aufgenommen.


AiD

Dienstag, 18. Dezember 2018

Ob es schon im vierten Jahrtausend vor Christus, ähnlich wie im Mittelalter, ein „Berggeschrey“ gab, als man zwischen dem später (Arterner) Weinberg benannten Hügel und dem Tal der Helme fündig geworden war, kann heute nicht mehr gesagt werden. Allerdings gab in der Fachwelt durchaus als überrascht freudige Aufschreie zu bezeichnende Bekundungen, als ebendort 2016 archäologische Grabungen stattfanden und aufsehenerregende, weil völlig unerwartete Funde zutage kamen. Das Resultat: Östlich von Artern, das es damals natürlich noch nicht gab, wurde während der Jungsteinzeit Bergbau nach Feuersteinen betrieben. Eine wissenschaftliche Sensation! Vorträge u. a. in Artern und Bad Frankenhausen sowie Präsentationen wichtiger Funde brachten diese großartigen Ergebnisse auch populärwissenschaftlich „unters Volk“. – Indessen wird fachspezifisch und interdisziplinär intensiv an diesen montanarchäologischen Funden weitergearbeitet. So müssen z. B. die Art und Weise der Auffindung dieser glazial abgelagerten Rohstoffe oder die Organisation und der Ablauf des Abbaus noch detailliert geklärt und in Kontext mit anderen Fundstellen (so auch bei Helfta/Eisleben) gesetzt werden. Zudem dürfte in der Nähe der Abbaustellen eine Siedlung mit zugehörigem Friedhof bestanden haben, die beide aber noch nicht aufgefunden worden sind. – Eine erste größere und bebilderte Publikation über den Altbergbau bei Artern war bereits Anfang dieses Jahres als sechsseitiger Artikel in der Fachzeitschrift „Archäologie in Deutschland“ Nr. 1/2018 unter dem Titel „Jungsteinzeitliche Bergleute in Nordthüringen“ von Dr. Mario Küßner, Karin Schwerdtfeger und Jan Novacek erschienen. In derselben Zeitschriftenreihe, hier in der aktuellen Ausgabe Nr. 6/2018 (unser Bild), werden auch diese Funde und Befunde im Titelthema „Bergbau in der Steinzeit“ wieder aufgegriffen sowie weitere Aspekte aus der Gesamtthematik der neolithischen Feuersteingewinnung beleuchtet. Interessierte melden sich bei diesbezüglichem Interesse bitte beim Heimatverein ARATORA, bzw. es können oben genannte Zeitschriften unter aid-magazin.de bestellt werden. – Noch zeichnet sich die archäologische Bedeutung der jungsteinzeitlichen bergbaulichen Gruben bei Artern nur schemenhaft ab, doch ist bereit jetzt klar, dass diese Befunde sehr bedeutsame Stellenwerte in der modernen Urgeschichtsforschung und Montanarchäologie einnehmen werden!


Radpartie Schönfeld

Freitag, 14. Dezember 2018

Während eines Besuchs im Vorfeld der Erstellung des nächstjährigen Bildbandes „Damals in Artern“ vor einigen Tagen in Sangerhausen wurde das bislang für dieses Buch vorgesehene fotografische Material durch unerwarteten Zuwachs erweitert (unser Bild). Nach Begutachtung und bereits erfolgter Digitalisierung eines überlassenen, dicken Briefumschlages voll mit Arterner Fotos aus den 1930er Jahren muss die mental bereits umrissene Gestaltung für besagtes Buch nun jedoch geändert bzw. erweitert werden, weil dies die Qualität der neuen Motive erfordert, die unbedingt veröffentlicht werden sollen. Urheber ist ein Angestellter der Stadt Artern, der damals als Amateurfotograf wirkte. Neben zahlreichen, aus dieser Tätigkeit resultierenden Bildern, die bereits seit längerem vorliegen, wird „Damals in Artern“ nun voraussichtlich um folgende Wiedergaben ergänzt: Büroarbeiten im Rathaus, Ausstellung von Bildern Otto Engelhardt-Kyffhäusers im Sitzungssaal des Rathauses, Rummelplatz (!) um die Marienkirche, Blick in die Harzstraße, Brücke über den Mühlgraben, Häuserzeile am Markt, Blick von den Weinbergtreppen auf Artern, Stadtansicht von Schönfeld aus, Friedhof und Solebach, Voigtstedter und Harz-Straße sowie weitere. Als ganz besondere historische „Leckerbissen“ zu bezeichnen sind zwei bislang unbekannte Bilder vom Absturz eines Flugzeuges in den Kindergarten Magdalenenstraße sowie die bildliche Wiedergabe eines offenen Durchflusses des Solebaches in einem gemauerten Graben an der Schönfelder Straße hin zur Unstrut. – Der avisierte Bildband „Damals in Artern“ wird aus zwei großen Fotosammlungen bestehen, die Motive während der 1930er und 1960er Jahre zeigen. Gegebenenfalls könnten bei noch freier Platzkapazität einige weitere Fotos dieser Zeit aus einer anderen Kollektion hinzukommen. Als Termin der Veröffentlichung ist der Sommer 2019 geplant.


Versand Kleinbahn

Dienstag, 11. Dezember 2018

Nachdem auch in diesem Jahr erfreulich hohes Interesse an aktuellen Erzeugnissen zur publizierten Stadtgeschichte verzeichnet werden konnte, war der Weihnachtsmarkt in Artern am vergangenen Wochenende eine erneute Bestätigung dessen. So lauerten die ersten Käufer am Sonnabend bereits eine Dreiviertelstunde (!) vor Markteröffnung ungeduldig an unserer Verkaufsbude, die natürlich noch geschlossen war. Und so ging's beide Nachmittage munter weiter: viel Publikum trotzdem Wind und Regen! Im Mittelpunkt stand natürlich die erst einen Tag zuvor ausgelieferte Neuveröffentlichung der inzwischen sechsten Auflage der Broschüre „Die Kyffhäuser-Kleinbahn Artern – Berga/Kelbra 1916-1966“ als definitiv letzte Charge, die gedruckt wird. – Während sich auf dem Weihnachtsmarkt die Mehrzahl der Käufer aus Artern und der näheren Umgebung rekrutierten, waren etliche auch aus dem Kreis Mansfeld-Südharz und von anderswoher gekommen, um Broschüren zu erwerben. Seit gestern kann die „Kleinbahn“ nun auch im Guten Buch in Artern sowie über den Heimatverein ARATORA zum Preis von 7,00 Euro erworben werden. Andere Bezugsmöglichkeiten gibt es nicht! – War der Handverkauf am Wochenende schon sehr beachtlich, war die bisherige Anzahl der Besteller via Telefon und Internet (teilweise im Stundentakt und kürzer) beinahe überwältigend. Deshalb war prozentual schon vor Erscheinen ein Drittel der Gesamtauflage reserviert und mittlerweile zur Postverschickung gegeben worden (unser Bild)! – Die auf dem Arterner Weihnachtsmarkt häufig gestellte Frage, ob die proklamierte letztmalige Auflage der „Kleinbahn“ nur ein Werbetrick sei, muss verneint werden. Grund ist, dass die bisherige Herstellungsweise modernen Anforderungen im Druckwesen nur noch sehr bedingt entspricht. Mit Schließung der Druckerei Möbius in Artern zum Jahresende 2018 kann deshalb dieses Buch mit der bislang benutzten Vorlage nicht mehr weiterverwendet werden. Hierzu müssten ein kompletter Neusatz sowie auch textliche und bildliche Erweiterungen erfolgen, wozu aber mittelfristig die Kapazitäten fehlen. Deshalb ist die aktuelle Auflage der „Kyffhäuser-Kleinbahn“ definitiv leider die letzte! So, wie sich aktuell Nachfragen, Bestellungen und Verkauf präsentieren, wird auch diese Charge in absehbarer Zeit schnell wieder ausverkauft sein!


Schwimmbad

Freitag, 7. Dezember 2018

Etliche „zarte Fräuleins“, angetan mit sicherlich nur damals als schick empfundenen Badeanzügen sowie markanten Pneumant-Badekappen über der Haarpracht, zieren als Blickfang eine kleine Sammlung von Dokumenten über die feierliche Übergabe des Arterner Sole-Schwimmbades am 24. Juni 1967, die dieser Tage dem Heimatverein ARATORA überlassen worden ist. Weitere privat aufgenommenen Fotos zeigen die große Gästeschar am Rande des Schwimmerbeckens mit auf Startblöcken stehenden Jungs; bereit zum ersten Sprung ins Wasser (unser Bild). Ebenso, wie diese jungen Hüpfer von damals inzwischen zu gestandene Damen und Herren gereift sein dürften, haben auch die beigefügten gedruckten Dokumente zwischenzeitlich etwas mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel. – Denn komplettiert wird die Sammlung durch etliche Zeitungsausschnitte mit Berichterstattungen über die Errichtung des neuen Bades. Detailliert werden die in lediglich 128 Tagen vollzogene Erbauung geschildert sowie maßgebliche, am Bau beteiligte Personen benannt. Damals hatte sogar der Bürgermeister noch Zeit, Leserbriefe zu schreiben, wie ein solcher von Karl Rumpf beweist, der die Bauarbeiten beschreibt und die Beteiligten lobt. Im Nachgang der Arbeiten jubelte eine Zeitung, die Organisation und der Bau des Bades in Artern wären „lexikonwürdig“! Eine andere übertitelt „... so machen wir Geschichte“. – Die wohl interessanteste Abbildung aus der damaligen Presse zeigt das Gelände an der Unstrut vor Beginn des Umbaus. Die weiteren Zeitungsfotos bilden Bauarbeiten ab: Bagger im Einsatz sowie Handwerker beim Betonmischen, Kiesfahren und während der Pflasterarbeiten. Von den damaligen Koryphäen auf der Baustellen werden mit Porträt gewürdigt: Paul Degenhardt, Karl Schünzel, Paul Schröder sowie Kurt Schönerstedt. Letzterer, ein hervorragender Turner, war – vielen ehemaligen Schülern noch als Sportlehrer bekannt – aufgrund seines strengen Regiments im Unterricht unbeliebt; deswegen hatten ihm seine Zöglinge einen „treffenden“ Spitznamen verpasst.


Ernst Schröder

Dienstag, 4. Dezember 2018

Das trübe und regnerische Wetter am ersten Advent lud so gar nicht ein, dem an diesem Tag anberaumten Flohmarkt in der vormaligen Kyffhäuserhütte einen Besuch abzustatten. Dennoch wurde der vorgestrige Vormittag eben dafür genutzt; zum Glück! Leicht fröstelnde Händler boten dort ihre „Antikwaren“ an, bzw. es wühlten sich Besucher durch die Auslagen. Dem inzwischen auch auf Flohmärkten geübten Auge nach lokalen und regionalen Historien aller Art entging dabei nicht, dass auf einem Tisch in der äußersten Ecke der Halle ein überdimensionales altes Foto herausragte. Und tatsachlich, die Hoffnung trog nicht: Es war eine historische Aufnahme aus Artern. Das leicht bestaubte Glas ließ auch sogleich das schon etwas verblasste Motiv erkennen: der Altbau des Geschäftes von Handelsmann Ernst Schröter am westlichen Ausgang des Salzdamms mit der Hausnummer 2 (unser Bild). Die Aufnahme muss um 1900 von einem professionellen Fotograf gemacht worden sein; darauf lassen die Qualität und der Detailreichtum des 40 x 30 Zentimeter großen Fotos schließen. In der Tür ist wohl der Hausherr zu sehen, daneben stehen bzw. sitzen sechs Kinder bzw. Jugendliche. Links und rechts vom Hauptmotiv wurden noch Teile der beiden Nachbargebäude abgebildet. Ein unerwarteter und sehr schöner Fang – mit diesem fröhlichen Gedanken ging es zum Bezahlen. „Und das andere Bild willst Du wohl gar nicht haben?“, fragte der Händler beiläufig und wies auf eine vor lauter Aufregung ignorierte Aufnahme, die sichtlich jünger war und um 1920 aufgenommen worden sein muss. Diese zeigt, in gleichen Abmessungen wie das andere Bild, ebenfalls das Grundstück von Ernst Schröter, diesmal jedoch im Hochformat und mit zwischenzeitlich gemachten baulichen Veränderungen (Anbau eines weiteren Wohngeschosses). Auch die zwei Nachbarhäuser waren erneut mit auf dem Bild. Leider ist dieses Foto mit einem erheblichen Riss versehen, was jedoch dessen historische Aussagekraft nicht mindert. – So waren es letztlich sogar zwei sehr schöne Alt-Arterner Abbildungen, die den Weg ins Archiv des Heimatvereins ARATORA antraten, erworben für einen äußerst fairen Preis! Aufgefunden worden waren beide Fotos bei einer Haushaltsauflösung in der Altstadt. In der kommenden Zeit werden entsprechende Recherchen zur Hausgeschichte vorgenommen, um etwas mehr Licht in die Vergangenheit dieses markanten Wohn- und Geschäftshauses zu bringen.


Winterspaziergang

Freitag, 30. November 2018

Die in gut drei Wochen beginnenden Weihnachtsferien sind für ebenso umfangreiche wie zeitintensive Vorbereitungsarbeiten (Texterstellung, Scannen und Layouten) zu zwei Veröffentlichungen im nächsten Jahr vorgesehen: Neben der angestrebten kompletten Fertigstellung des (N)Ostalgie-Kalenders 2020, der dann zum Zwiebelmarkt 2019 erscheint, wird vor allem der Bildband „Damals in Artern“ als letzter Teil einer Trilogie mit bildlichen Wiedergaben von alten Stadt- und Einzelansichten angegangen. – Nach der erfreulich hohen Resonanz der beiden vorherigen Bildbände „Alte Heimat Artern“ (2017) und „Alt-Artern in Bildern“ (2018) ist mit der Herausgabe des „Damals in Artern“ betitelten Buches im Sommer nächsten Jahres eine Edition vollendet, die eine hervorragende stadthistorische Bilddokumentation seit den 1880er Jahren darstellt. Das neue Buch beschränkt sich diesmal auf rund vier Jahrzehnte bildlicher Wiedergaben von Stadt- und Einzelansichten, nämlich von ca. Mitte der 1930er Jahre bis um 1965. Waren bei den beiden zuvor veröffentlichen Bücher die überlassenen Fotokollektionen aus Privatbesitz noch derart umfangreich, dass damit je ein Buch mühelos gefüllt werden konnte, müssen nun mehrere mittelgroße Sammlungen mit alten Ansichten bemüht und zusammengeführt werden, wobei die Bildergeber in Berlin, Sangerhausen und Artern wohnen. Im Laufe des kommenden Halbjahres wird hier immer wieder über den Fortschritt bei der Herstellung des neuen Buches berichtet, das in Umfang und Layout „Alte Heimat Artern“ und „Alt-Artern in Bildern“ angeglichen sein wird, ehe die Veröffentlichung entweder zum Tag der Vereine oder anlässlich des Tages des offenen Denkmals 2019 erfolgen soll. Vorab hier schon ein der Jahreszeit angepasstes Bild aus dem neuen Buch, einen Spaziergang im winterlichen Salinepark um 1960 zeigend.


Spinnrad

Dienstag, 27. November 2018

Neulich auf dem Nachhauseweg: „Guten Tag, Herr Schmölling!“, rief eine Dame aus einer dem Blickwinkel des Fußgängers tatsächlich nur schwer zugänglichen Ecke ihres Grundstücks. „Warten Sie mal“, und war sogleich wieder verschwunden. Zurück kam sie mit einer sichtlich alten Papiertüte im Format etwas kleiner als DIN A5, die sich als Werbeträger der Arterner Löwen-Apotheke wohl von Ende des 1930er Jahre entpuppte, als Apotheker Dr. Ernst Lohr dieses Geschäft führte. Als Blickfang der vormaligen Medikamententüte dient eine sehr akkurate und detailreiche Zeichnung der Apotheke mit Ansicht der Vorderfront in der Nordhäuser Straße. Darüber die Werbung für „Capsicum-Pflaster auf dehnbarem Stoff“, das ist ein Wärmepflaster gegen Rückenschmerzen. – Nachdem auch der Ehemann hinzugekommen war und „Komm mal mit“ äußerte, ist das erfahrungsgemäß das Zeichen dafür, dass noch etwas Spannendes nachkommt. Den großen Hofhund so gut es ging ignorierend, führte der Weg aufs Grundstück. Und da stand es: Ein offensichtlich gut erhaltendes Spinnrad, dessen noch immer funktionierende Mechanik den historischen Vorgang des Fadenspinnens sogleich nahebrachte. Dieses hübsche Exemplar alter Volkskunst kann sogar datiert werden, denn mit roter Farbe aufgemalt worden sind darauf die Initialen „F. H. 1867“. Das inzwischen über 150 Jahre alte Spinnrad ist allerdings nicht in Artern genutzt worden, es stammt aus Frankenhausen. Mithilfe der Jahreszahl und des Namenkürzels könnte mit etwas Mühe dort sogar der damalige Besitzer ermittelt werden. Dass mit dem Spinnrad früher offenbar oft gearbeitet wurde, zeigt dessen Trittbrett, an dem merklicher Abrieb feststellbar ist. Die Bemalung des Objekts überwiegend in Grün, Rot und Blau ist zwar mittlerweile etwas blass geworden (unser Foto täuscht etwas, weil das Blitzlicht die Farben kräftiger erscheinen lässt), doch der Gesamtzustand dieses Zeugnisses häuslicher Technikgeschichte ist gut. In der kommenden Zeit soll das Spinnrad mithilfe der Literatur sowie der Volkskundeforschung möglichst näher deklariert werden. Wohl bereits im kommenden Jahr soll diese Schenkung im Oberen Hof, zusammen mit dem noch beim Heimatverein ARATORA befindlich Ölgemälde von Ewald Engelhardt aus 1944 mit der Unstrut bei Artern als Motiv (siehe Aktuelle Meldung vom 21. August 2017), öffentlich ausgestellt werden.