Artern

Zur freundlichen Beachtung (neue Publikationen, Spendenaktionen, Archivwesen) & Aktuelle Meldungen zur heimatkundlichen Arbeit (einmal wöchentlich)

Harz-Zeitschrift 2017

Dienstag, 17. Oktober 2017

Als Leuchtturm regionalgeschichtlicher Veröffentlichungen unserer weiteren Heimat sticht hinsichtlich der Langlebigkeit, des Unfangs sowie der inhaltlichen Qualität und Fülle die Harz-Zeitschrift besonders hervor, die dieser Tage mit der Ausgabe für das Jahr 2017 im Lukas-Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte in Berlin (http://www.lukasverlag.com) erscheint. Das neue Werk umfasst 175 Seiten und bringt 50 Abbildungen in Schwarzweiß und Farben zur Ansicht. Erfreulich zumal, dass auch in der aktuellen Ausgabe der Süd- und Ostharz wieder thematisch vertreten sind. Neun „Aufsätze und Miszellen zur Harzgeschichte“ bilden diesmal den Hauptlesestoff, und zwar mit folgenden Berichten: Bauten des Harzraums als Vorbilder für den protestantischen Kirchenbau des Barock / Ein Sachsengott „Krodo“? Eine literarische, kunst- und religionsgeschichtliche Spurensuche / Die Wüstung Linzke im Blankenburger Stadtgebiet / Neues zum Stadtrecht von Aschersleben / Nach dem Riechenberger Vertrag: Fabian Luther in Goslar / Aus den Baurechnungen der Königshütte 1733–1737 bei dem damaligen Flecken Lauterberg/Harz / Zur Gipsbrennerei und Gipsindustrie am Harz / „In Blankenburg lebte ein Ehepaar namens Elster“ / Zur Erinnerung an [den Historiker] Heinrich Spier (1910–1996). Es folgen Literaturschau und Berichte. – Die Harz-Zeitschrift 2017 ist mit ISBN 978-3-86732-277-5 für 20,00 Euro im Buchhandel bestellbar. Auch die vorherigen Jahrgänge können noch geordert werden. Im kommenden Jahr jährt sich dann zum 150. Male die Erstausgabe der Harzzeitschrift 1868, die als Reihe bis 1942 erschienen ist. Seit 1909 kamen sporadisch die Harz-Forschungen als Publikationen hinzu. Beiden Zeitschriften werden seit 1999 bzw. 2000 im Lukas-Verlag veröffentlicht.


Motorschlepper mit Kahn

Freitag, 13. Oktober 2017

Im Zusammenhang mit der Fortsetzung des Buches „Die Unstrut – Geschichte(n) vom Fluss von der Sachsenburger Pforte bis zum Wendelstein“ wurde kürzlich ein Vortrag gehalten, in dessen Nachgang ein einmaliges historisches Filmdokument leihweise überlassen worden ist. Gezeigt wird auf dem digitalisierten Amateurfilm in einer rund dreißig Sekunden währenden Sequenz das Ziehen eines Lastkahns mittels Motorschlepper auf der Unstrut, aufgenommen im Arbeitsbereich unseres Buches 1939/40. Zu sehen ist zunächst der aus der Ferne langsam näherkommende Schlepper mit Frachtkahn (unser Bild). Der Filmer ließ anschließend das Schleppschiff an der Kamera vorüber fahren, sodass dessen Einzelheiten erkennbar werden, ehe der Lastkahn ins Bildmotiv rückt und diverse Details an Bord (u. a. Seilwinde und Anker) zeigt. Als Ladung konnten Kalksteine identifiziert werden. Insgesamt vier Personen befinden sich auf dem Schiff, wobei der Steuermann am Helmholzruder steht. Ein am Heck des Lastkahns befestigtes Beiboot kündet vom Ende eines damals wohl schon nicht mehr allzu häufig zu sehenden Schleppzuges. – Mittels dafür geeigneter Software ist nun der gesamte Film sukzessive in Einzelbilder zerlegt worden. Diese Bilddateien wurden der Ablauffolge nach gespeichert. Aus der großen Anzahl von so entstandenen Fotos konnten nun jene ausgewählt werden, die hinsichtlich der Qualität und nach digitaler Bearbeitung für eine Veröffentlichung infrage kommen. Aufgrund der eher mangelhaften Qualität des bald achtzigjährigen Films sowie wegen dessen freihändiges Aufnahmeverfahren gestaltete sich diese Aufgabe etwas mühselig. Zwei Dutzend Bilder fielen schlussendlich in die engere Auswahl, um dann im Buch mittels chronologischer Bilderfolge diesen "cineastischen Leckerbissen" nachvollziehen zu können. Ein aussagereicher Text wird dann diese Fotos näher erläutern.


Orgel mit Peter Telschow

Dienstag, 10. Oktober 2017

Vielen herzlichen Dank an die Käufer des (N)Ostalgie-Kalenders 2018, denn allein am vorigen Zwiebelmarkt-Wochenende wurden sage und schreibe annähernd zwei Drittel der Auflage veräußert! Interessenten möchten sich jetzt bitte zwecks rechtzeitigen Erwerbs dieses Erzeugnisses an das „Gute Buch“ in Artern oder direkt an den Heimatverein ARATORA wenden, zumal demnächst noch fast fünfzig Exemplare in den Postversand gehen! Die mit dem Verkauf verbundene Spendenaktion zugunsten der Wiederherstellung der Statik der Orgel in der Arterner Marienkirche erbrachte, inklusive vorab überwiesener Beträge, knapp 500 Euro ein – eine sehr erfreuliche Summe. Dieser Betrag wird sich bis Dezember noch weiter erhöhen und zum Jahresende 2017 an die evangelische Kirchengemeinde Artern zur Aufstockung der Eigenanteils für die anstehende Sanierung weitergeleitet. Danke sehr für dieses Ergebnis, weitere Spenden für die avisierte Normalisierung der bedrohlichen Orgelstatik sind herzlich willkommen. – Nachstehend zur allgemeinen Information einige Eckpunkte zur Orgelgeschichte der Marienkirche Artern: Der Heimatverein ARATORA konnte vor etwa sieben Jahren ermitteln, dass die Geschichte der Orgel in der Marienkirche viel weiter als bis dato bekannt war zurückreicht und demnach ein solches Instrument von 1693 bis 1697 durch den „Mechanikus Thiele“ aus Erfurt in der Stadtkirche Artern eingebaut worden ist, das 1807 vom „Mechanikus Krug“ aus Merseburg umfänglich repariert wurde. Auch danach war diese Orgel schadensanfällig, und es wurde schließlich 1844 vom „Mechanikus Witzmann“ aus Klein-Rudestedt ein neues Instrument installiert. Durch die Orgelbaufirma Strobel aus Frankenhausen erfolgt 1856 bis 1860 ein Umbau, hundert Jahre später, 1960 bis 1962, dann eine Generalreparatur. Welche Teile der Vorgängerorgeln in der heutigen Orgel verbaut sind, muss ein Fachmann entscheiden. Naheliegend ist, dass Teile des Orgelprospekts die heute ältesten erhaltenen Stücke darstellen. 1972 war die Orgel weitgehend zerstört worden, vermutlich durch spielende Kinder. 1979 wurde die 1854 gebaute Orgel der St.-Nicolai-Kirche in Eisleben erworben und in Artern aufgebaut. Die Weihe des Instruments fand 1984 statt. (Ab hier ist wohl mit der mangelnden Statik als Ursache des heutigen Dilemmas zu rechen.) Im Frühjahr 2017 wurde dann publik, dass die Standfestigkeit des Instruments im Westschiff äußerst bedroht ist und rasch Abhilfe geschaffen werden muss, damit die Orgel keinen größeren Schaden nimmt. Von horrenden 200.000 Euro Kosten ist für diese Behebung die Rede! – Unser Bild zeigt den langjährigen Organisten Peter Telschow an den Manualen der Orgel in St. Marien Artern.


Agenda

Freitag, 6. Oktober 2017

Nachdem bereits im vergangenen Frühjahr der historische Foliant im Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig behandelt worden war, um diesen zu trocknen, zu reinigen sowie auf Kontaminationen zu untersuchen, ist das für die Kirchen- und Stadtgeschichte sehr wichtige Originaldokument kürzlich zur Sanierung und Neubindung nach Halle/S. verbracht worden: die erste Auflage der „KirchenAgenda […] Für die Prediger in der Graff/ vnd Herrschaft Mansfeld“ von 1580, quasi eine Handreichung für Pastoren zur Durchführung von Gottesdiensten, für verschiedene geistliche Handlungen sowie zur allgemeinen Organisierung des Gemeindeleben im lutherischen Sinne; weiterhin sind dort evangelische Lieder abgedruckt. Aus diesem Werk kann somit direkt auf das kirchliche und religiöse Leben (auch in Artern) zu nachlutherischer Zeit geschlossen werden. – Die Werkstatt in Halle/S., die sich nun der Wiederherstellung dieser Agenda annimmt, hatte bereits im Sommer 2016 jenes Arterner Kirchenbuch (Beerdigungen von 1855 bis 1905) zur vollsten Zufriedenheit saniert, dessen Kosten komplett der Heimatverein ARATORA übernommen hatte, weiterhin auch andere Arterner Kirchenbücher. – Die vormals im aufgelösten Archiv der Superintendentur Artern befindlich gewesene und über einen Flohmarkt sowie einen Privatmann erworbene Agenda ist ein kultur- und kirchenhistorisch wichtiges Buch. Interessant ist, dass es in relativ großer Schrift gedruckt wurde – einzig, damit auch ältere Pfarrer die Buchstaben noch gut lesen konnten. Einige Stiche mit biblischen Themen schmücken das Buch. In der folgenden Zeit wurde die Kirchenagenda immer wieder nachgedruckt, bis in das 18. Jahrhundert hinein. Dies zeigt die religiöse Zeitlosigkeit des Buchinhaltes und somit der Lehre Luthers an. Von besonderem Interesse, aber auch von sehr bedeutenden Nutzungsspuren beschädigt, sind etliche handschriftliche Seiten, die besonderer Sorgfalt bei der Sanierung bedürfen, um diese dann besser lesen zu können. Nach erfolgter Wiederherstellung und Neubindung wird die Agenda als Schenkung des Heimatvereins ARATORA dem Archiv der evangelischen Gemeinde Artern zugeführt. Gleiches gilt für weitere interessante kirchliche Akten aus dem 19. Jahrhundert, deren Sichtung aber noch Zeit in Anspruch nehmen wird.


Kalenderblatt Juni 2018

Dienstag, 3. Oktober 2017

Erstmals zum Arterner Zwiebelmarkt am 7. und 8. Oktober 2017 bietet der Heimatverein ARATORA die neueste Ausgabe des 28seitigen und mit 32 Fotos illustrierten (N)Ostalgie-Kalenders an, der für 2018 unter dem Motto „Artern in den 60er bis 80er Jahren“ steht (unser Bild). Bitte jedoch wegen der Bauarbeiten in der Innenstadt zu beachten: der Info-Stand des Heimatvereins ARATORA befindet sich diesmal nicht in der Wasserstraße, sondern in der Torfahrt zwischen der Leipziger Straße 9 (vormals griechisches Restaurant) und dem Wohnhaus Nr. 10. An beiden Markttagen ist von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Ab Montag, 9. Oktober 2017 werden dann die Restexemplare im „Guten Buch“ Artern angeboten. Es liegen zudem bereits zahlreiche Vorbestellungen für den Postversand vor! Die Auflage des Kalenders beläuft sich auf 350 Exemplare, der Einzelpreis beträgt 8,00 Euro. – In diesem Zusammenhang eine besonders herzliche Bitte an alle Interessenten dieses wiederum sehr attraktiven Erzeugnisses aus der Druckerei Möbius in Artern. Wie bekannt, gibt es aktuell mit der Orgel in der Arterner Marienkirche erhebliche Bedenken und Probleme hinsichtlich deren Statik. Die Behebung dieses Missstandes wird etwa 200.000 Euro kosten! Um die Einwerbung von Eigenmitteln zu unterstützen, möchte der Heimatverein der evangelischen Kirchengemeinde Artern gern wie folgt helfen. Alle Interessenten werden herzlich gebeten, den Kaufpreis unseres neuen Kalenders freiwillig von 8,00 auf 10,00 Euro oder gern auch mehr zu erhöhen! (Wenigstens) zwei Euro ist ein Betrag, den sicherlich jedermann aufzubringen vermag und nicht allzu im Portemonnaie sehr wehtut, zumal dieses Geld für einen guten und sehr wichtigen Zweck eingesetzt wird. Sollten optimalerweise sämtliche Kalender unter diesen Vorzeichen verkauft werden, kämen wenigstens 700,00 Euro zugunsten der Orgel zusammen. Das wäre doch ein sehr schönes Ergebnis und hilft bestimmt schon etwas weiter, um der Arterner Königin der Instrumente wieder mehr Standfestigkeit zu verleihen! – Unser Bild zeigt das Kalenderblatt für die ersten zwei Wochen im Juni 2018 mit Blick in die Leipziger Straße, teils noch mit längst abgerissener Altbebauung.


Kleine Sammlung Leibnitz

Freitag, 29. September 2017

Erneut war es Heimatfreund Günther Burghardt aus Bad Frankenhausen, der kürzlich dem Heimatverein ARATORA wichtige Bilddokumente aus der Vergangenheit der Stadt Artern überließ, insgesamt über vierzig Fotos (unser Bild). Darunter befand sich ein Fotoalbum von Buchbindermeister Wilhelm Leibnitz, vormals Leipziger Straße 12, mit 24 professionellen Aufnahmen aus den 1930er bis 1950er Jahren. Zu sehen sind: Artern vom Weinberg aus, Rathaus mit Fünfjahresplan-Symbol, obere Wasserstraße, Markt mit Kirche, Sündergasse, Veitskirche, Bismarckplatz mit Leipziger Straße, Sockel des Ehrenmals auf dem Bismarckplatz, Mühlgraben, Badehaus im Salinepark, Unstrut-Flussbad, vereister Mühlgraben, Freilichtbühne, Solequelle, Kirche Schönfeld mit Unstrut, Kalbsrieth, Sachsenburgen, Schafherde bei Tilleda, Goldene Aue mit Kyffhäuser, Kyffhäuser-Denkmal und Rothenburg. Die Liebe von Wilhelm Leibnitz zu seiner Heimat und zur Stadt Artern insbesondere brachte er im Album mit kalligrafisch niedergeschriebenen Sinnsprüchen zum Ausdruck, zusammen zehn Zitate. Eines, besonders sich in jetziger Zeit mehr als bewahrheitend, lautet: „Man kann das große Vaterland nicht lieben, wenn man die kleine Heimat nicht im Herzen trägt“. – Aus der dem Album beigefügten losen Bildersammlung stechen betreffs der Seltenheit der Motive bzw. des Blickwinkels der Aufnahmen hervor: Süßwasserbrunnen an der Sole, Turm des Rathauses, Kaufhaus Schaefer in der Nordhäuser Straße und Kinderbildnis des späteren Waffenmeisters Adolf Diebner mit Spielkamerad Hans Burghardt, beide aus der Harzstraße. – Sehr schade ist es, dass aus zeitlichen und organisatorischen Gründen obiges Album nicht mehr in den bereits fertiggestellten Bildband mit einer großen Foto-Sammlung von Wilhelm Leibnitz integriert werden kann, der im schon November 2017 als Bildband „Alte Heimat Artern“ erscheinen wird. Dafür werden diese neuen Fotos nun in den voraussichtlich Mitte 2018 erscheinenden Band "Damals in Artern 1925-1975 – Streifzüge durch fünf Jahrzehnte Stadtgeschichte" publiziert. – Nicht unerwähnt bleiben soll noch eine kürzlich zur Verfügung gestellte Sammlung mit über 30 historischen Fotos und Reproduktionen, die den Heimatverein ARATORA dankenswerterweise aus Laucha/Unstrut erreichte. Ein nicht geringer Teil dieser Abbildungen eignet sich perspektivisch zur Illustration von Artikeln, die bereits für die avisierte Fortsetzung unseres in 2. Auflage erhältlichen Buches „Die Unstrut – Geschichte(n) vom Fluss zwischen der Sachsenburger Pforte und dem Wendelstein“ vorliegen. Es handelt sich hierbei zumeist um Darstellungen aus der regionalen Schifffahrtsgeschichte.


CG 3-2017

Dienstag, 26. September 2017

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Computer-Genealogie“ 3/2017 widmet sich einem ebenso wichtigen wie in der Realität mitunter leidigem Thema: Nachwuchs und Nachwuchsförderung in der Ahnenforschung. Die mittel- bis langfristige Bedeutung dieses Komplexes ist bereits daraus zu ersehen, dass sich mehr als die Hälfte des Heftes, das sind sechs Artikel, mit eben diesem Inhalt beschäftigt. Wert wird demnach schon im frühen Lebensalter auf die kindgerechte Hinleitung sowie auf die praxisnahe Durchführung genealogischer Ermittlungen und später auch Forschungen (alte Schriften lesen, Quellen aufspüren) gelegt: zu Hause, in der Verwandtschaft und in der Schule. Besonders Eltern und Pädagogen sollten sich deswegen dieses Heft besorgen (6,10 Euro inkl. Versand), um förderliche Anregungen und Hinweise zu erhalten, wie Kinder und Jugendliche für die Familienforschung begeistert werden könn(t)en. – Ein weiterer wichtiger Bericht widmet sich dem Ende des Mikrofilm-Zeitalters bei Familiysearch, denn die bislang genutzten Filme als Datenträger wurden bzw. werden noch digitalisiert. Wie es nun weiter geht und wie sich Forscher verhalten sollen, wird erläutert. Näheres auch auf der Homepage von Familiysearch. – Die wie stets äußerst informativen „Splitter“ und Kurzberichte aus der Welt der Genealogie (Bücher, Software, Websites) beschließen die neue Ausgabe der „Computer-Genealogie“. – Das nächste Heft kommt am 15. Dezember 2017 heraus und widmet sich der „Geschichte zwischen den Standarddaten“ der Ahnenforschung – ein besonders interessantes und weites Forschungsfeld, denn jenseits der Eintragungen in Kirchenbüchern („Er ward geboren, nahm sich ein Weib und starb“) ist schließlich für jede zu erforschende Person, egal wann und wo, so gut es eben geht ein Lebenslauf zu recherchieren. Wir sind schon gespannt auf die Tipps der „Computer-Genealogie“.


Lonicerus

Freitag, 22. September 2017

Gezielte und tiefgründige Recherchen in mittlerweile recht zahlreich online verfügbaren Archiven und Portalen bringen immer wieder auch lokal- oder regionalgeschichtlich relevante Dokumente zutage: vom Inhalt her bereits bekannte, jedoch auch bislang ungekannte Informationen. Von der intensiven Digitalisierung historischer Unterlagen sind nämlich nicht selten auch Akten aus unserer Gegend betroffen, die dann komplett zur Verfügung stehen bzw. deren Erreichbarkeit und Kopierung dadurch möglich sind. Im Rahmen einer solchen Durchforstung wurde die „Die Porträtsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel“ ermittelt. Diese Kollektion entstand in der heutigen Form um 1970 infolge der Auflösung bzw. Zusammenführung dreier älterer Sammlungen, die hernach restauriert und auf Karton gezogen bzw. unter Passepartouts gelegt worden sind. Die gesamte Sammlung beinhaltet rund 32.000 Blätter (darunter etwa 6.000 Dubletten) verschiedenster druckgraphischer Verfahren, wobei überwiegend Personen des 17. und 18. Jahrhunderts dargestellt sind, besonders Gelehrte, Amtspersonen, Herrscher, Adelige und Personen aus dem höheren Bürgentum. Der Schwerpunkt liegt auf den protestantischen deutschen Gebieten. – Mittels der Suchfunktion auf der zugehörigen Webseite http://portraits.hab.de/ ist es möglich, Porträts des 16. bis 19. Jahrhunderts aus besagter Sammlung zu ermitteln, wobei auch etliche Persönlichkeiten aus unserer Heimat gefunden werden können. Mit folgenden Suchanfragen wird man u. a. gut fündig: Allstedt, Artern, Eisleben, Frankenhausen, Gorsleben, Greußen, Heldrungen, Kelbra, Kindelbrück, Mansfeld, Nordhausen, Oldisleben, Querfurt, Reinsdorf, Sachsenburg, Sangerhausen, Sömmerda, Sondershausen, Stolberg/Harz, Unstrut, Weißensee, Wiehe. Ein Beispiel hierzu: Nach Eingabe des Suchbegriffes „Artern“ wird u. a. der 1497 (oder 1499) geborene Gelehrte Johannes Lonicerus mit Daten und hier sogar mit zwei Porträts wiedergegeben. Unser hier wiedergegebenes Bild zeigt eines dieser Brustbilder jenes Mannes aus dem weiteren Wirkungskreis um Martin Luther, entnommen aus der Sammlung des Heimatvereins ARATORA. – Darüber hinaus sind relevante Suchanfragen betreffs Porträts auch über die Internetseite http://www.portraitindex.de/ möglich. Beide Homepages sind, unter Beachtung der Bildnutzungsrechte, wichtige und bedeutende Hilfsmittel in der kulturgeschichtlichen, historischen und heimatkundlichen Forschung.


Alte Heimat Artern

Dienstag, 19. September 2017

Die Setz- und Korrekturarbeiten für die nächste Buchveröffentlichung des Heimatvereins ARATORA sind vor wenigen Tagen beendet worden. Nun wird der Bildband „Alte Heimat Artern - Die Bildersammlung des Buchbindermeisters Wilhelm Leibnitz (1898-1983)“ bis ca. Mitte November gedruckt und gebunden. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft ist das 128seitige Buch im Querformat A5 beim Verein sowie im „Guten Buch“ Artern erhältlich. Der exakte Veröffentlichungstermin wird rechtzeitig mitgeteilt, auch in der Presse; selbiges gilt für den Preis. Die Höhe der Auflage beläuft sich auf lediglich 300 Stück, nur ggf. könnten deshalb noch Exemplare zum Weihnachtsmarkt in Artern am 9. und 10. Dezember angeboten werden. Vorbestellungen werden aber gern schon jetzt entgegengenommen. – Das Buch umfasst 124 Fotografien aus der Sammlung des Buchbindermeisters Wilhelm Leibnitz aus der Leipziger Straße 12, der diese 1958 in zwei großen Folianten eingebunden hatte. Durch die Großzügigkeit seiner Tochter in Göttingen kam diese einmalige Sammlung in diesem Sommer von Niedersachsen wieder nach Artern zurück und wird nun komplett als Bildband veröffentlicht. Gezeigt werden pro Seite je ein stadtgeschichtliches Motiv aus der Zeit von ca. 1880 bis in die 1950er Jahren, untermalt mit kurzen Bildunterschriften. Artern präsentiert sich hier als pulsierende Kleinstadt mit mannigfaltiger Industrie, Handel und Handwerk sowie Möglichkeiten der Naherholung. – Währenddessen der überwiegende Teil der Fotos wohl mit großen Plattenkameras bzw. längeren Belichtungszeiten aufgenommen worden ist und daher sehr gute Auflösung und Detailtreue aufweist, sind einige wenige Bilder leider leicht fehlerbehaftet (z. B. Überbelichtung). Ähnliches gilt für ein paar sehr alte, damals abfotografierte Aufnahmen, die gleichfalls qualitativ nicht an die offensichtlich professionellen Aufnahmen heranreichen. Trotz dieser vertretbaren Mängel stellen diese aber doch wichtige Zeitdokumente dar und werden deshalb publiziert. Der Betrachter sollte sich daran nur wenig stören! – Unser Bild zeigt das Layout des Umschlages dieser attraktiven Neuerscheinung mit Stadtansicht vom Weinberg aus.


Ernst Richter

Freitag, 15. September 2017

Kenntnis vorausgesetzt sowie mit einigermaßen scharfem Blick über das Tor des ehemaligen Gehöftes in der Fräuleinstraße 17 in Artern erkennbar, ist über dem Tor der etwas weiter hinten befindlichen Scheune eine historische Tafel angebracht, darauf die Abkürzung E.R. Sicherlich wurde die Platte aus Anlass der Errichtung oder Erneuerung des Klinker-Gebäudes im vorletzten Jahrhundert dort befestigt. Welche Person sich jedoch dahinter verbirgt war bislang unbekannt, auch den Eigentümern Familie Altrock. Mithilfe der kürzlich massenhaft fotografierten und nunmehr für Recherchen digital aufgearbeiteten Akten zur Erhebung sämtlicher Wohnhäuser und der darin seitdem späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert wohnhaften Eigentümer, Mieter und sporadisch dort Lebenden ist dies nun möglich! Es handelt sich bei E.R. um den 1799 geborenen „Ernst Richter / Altsitzer“ (unser Bild). Diese heute in unserem Raum nicht mehr gebräuchliche Benennung bezeichnet einen Bauern nach Übergabe seines Hofes an dessen Nachfolger, der jedoch den Altbauern mitversorgen durfte. Da Ernst Richter nicht im Arterner Taufverzeichnis von 1799 nicht aufgeführt ist, muss dieser von außerhalb stammen. Hier sollte also noch recherchiert werden, wann und warum Richter in Besitz des Gehöftes Fräuleinstraße 17 gekommen ist. – Dafür konnten die Vorbesitzer dieses Anwesens ermittelt werden: zunächst der 1809 als Sohn eines Bäckers in der Altstadt geborene, spätere Posamentierer (Hersteller von Schmuckbesatz an Kleidungsstücken) Friedrich Gottlob Bertram, dessen 1807 geborene und 1840 verstorbene Ehefrau Christiane, geb. Schröter aus Ringleben, und deren drei Kinder. Danach wird als Ehefrau (vermutlich als jene des zwischenzeitlichen Witwers Friedrich Gottlob Bertram) die 1813 in Hackpfüffel geborenen Pauline Buchmann genannt, die 1841 jedoch fortgezogen ist. Als Besitzers des Hofes folgen: der 1824 in Wandersleben unterhalb der Burg Gleichen geborene Sattler Heinrich Wilhelm Ritter (oder Richter) und dessen 1819 ebendort geborene Gattin Friederike. Nach diesen kommt bereits erwähnter Altsitzer Ernst Richter als Eigentümer am die Reihe, ehe Ökonom August Schönau (geb. 1819) mit Ehefrau Caroline (geb. 1819) und deren Kinder Ernst, Marie, Carl, Bertha, Franz, Emil und Otto (geb. zwischen 1853 und 1869 in Artern) als Besitzerfamilie erwähnt ist. Hier endet die Akte; wann die Familie Altrock das Gehöft übernommen hat, sollte in der Familienüberlieferung bekannt oder über die Katasterunterlagen zu ermitteln sein. In der Konsequenz läge dann eine komplette Besitzerliste über knapp 200 Jahre für das Gehöft Fräuleinstraße 17 vor. Weiterführende Forschungen in Kirchenbüchern oder z. B. alten Steuerregistern bringen sicherlich weitere Details ans Tageslicht. Ergänzt werden könnten diese noch mit den Mietern besagten Wohnhauses, die gleichfalls namentlich in obigen Erhebungsakten aufgeführt sind. Analog für fast jedes Haus in Artern (leider fehlen aktenmäßig die damaligen Nr. 1-49) sind mit den digitalisierten Besitzer- und Bewohnerverzeichnissen seit ca. 1800 entsprechende Erhebungen möglich. Einzig die sehr individuellen Handschriften der Verfasser bereiten bei der Transkription teils Mühe.


Paul Meyer

Dienstag, 12. September 2017

Vor einem halbem Jahr konnte an dieser Stelle berichtet werden, dass das erst kurz zuvor während Bauarbeiten im Sumpf westlich von Artern wiederentdeckte, vormalige Thälmann-Denkmal auf Vermittlung des Heimatvereins ARATORA zwecks historischer Umwidmung an den Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue weitergeleitet und nach Tilleda gebracht worden ist. Dieser Stein mit der Namensgravur des Kriegsdeserteurs, Arbeiterfunktionärs, lauthalsigen Klassenkämpfers und KPD-Chefs von Stalins Gnaden ragte Jahrzehnte zuvor im Salinepark, ehe der jetzt noch dort befindliche Gedenkstein aus Quarzit dessen Stelle einnahm. (Zeitweise sollen beide Steine gemeinsam dort gestanden haben, jedenfalls wurde bei Erdarbeiten im Frühjahr 2017 das Fundament des ersten Thälmann-Denkmals gefunden und auch fotografisch dokumentiert.) Engagierte Mitglieder des Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue haben in der Zwischenzeit das vormals Arterner Denkmal einer eindrucksvollen Verjüngungskur unterziehen lassen. Es wurde z. B. die Patina entfernt und die Namensgravur Ernst Thälmanns fast unkenntlich gemacht. Als Handwerker in Erscheinung trat hierbei Paul Meyer aus Tilleda. Der rüstige Rentner, der kein Steinmetz ist, hat dennoch in beeindruckender Weise das Werkstück umgewidmet. (Paul Meyer war während der archäologischen Erforschung der Pfalz Tilleda aktiv als Grabungstechniker mitbeteiligt. Er betreibt zudem in Tilleda ein kleines Privatmuseum, pikanterweise in der Ernst-Thälmann-Straße). – Schon Mitte nächsten Monats soll das Denkmal nahe des Gietenkopfes im Kyffhäuser-Gebirge aufgestellt werden und dann erneut an den 1884 durch einen Wilddieb erschossenen Waldhüter Carl Rose aus Tilleda erinnern. Dieses ursprünglich auf fürstlich-schwarzburgischen Befehl hin 1886 für den Ermordeten errichtete Denkmal ist leider seit 1984 verschollen und wird also künftig durch den Ex-Thälmann-Stein aus Artern ersetzt. Besonders Heimatfreund Manfred Schröter aus Berga ist es zu verdanken, dass die Schriftzüge des originalen Rose-Steins ebenso auf dessen Duplikat graviert wurden. Die Aussage des alten Steins ist somit identisch mit der des neuen Denkmals. Einzig dessen Form variiert zum verschwundenen Original: der neue Erinnerungsstein ist höher und schlanker. Von der feierlichen Übergabe wird demnächst auch hier berichtet. – Unser Bild zeigt links Paul Meyer bei der Arbeit am neuen Rose-Stein, der jedoch erst später gezeigt wird. Rechts steht Manfred Wirth aus Tilleda, der im Frühjahr 2017 den Stein aus Artern holen ließ (Foto: Manfred Schröter, Berga).


Uwe Landes

Freitag, 8. September 2017

Ein Glücksfall für die Industriearchäologie, aber auch für die Heimat- und Kulturgeschichte, befindet sich nur wenige Kilometer entfernt in Oldisleben: die Zuckerfabrik von 1872. Diese ist die weltweit einzig noch bestehende Rübenzuckerfabrik, die nach der letzten gefahrenen Kampagne 1990 komplett als Industriedenkmal erhalten worden ist (allerdings ist deren Bewerbung als touristisch bedeutsamer Anziehungspunkt verdientermaßen noch ausbaufähig). Eben dorthin lud kürzlich Bundestagsabgeordneter Manfred Grund (CDU) ein, und mehr als dreißig Interessierte aus dem Kyffhäuserkreis schlossen sich einer mehr als zweistündigen Führung durch die alten Gemäuer an. Jederzeit und zu allen Themen der Zuckerherstellung kompetent brachte Uwe Landes (unser Bild) als Verantwortlicher für die denkmalgeschützte Fabrik den Gästen den historischen Betrieb nahe. Zuvor gab es ein zwanzigminütiges Video der letzten Kampagne zu sehen, das die Besucher auf den bevorstehenden Ausflug in die heimische Industriegeschichte einstimmte. Mit Beginn der Rübenverarbeitung, immer gegen Ende September, wurde aus der Fabrik ein beinahe lebendig erscheinender Organismus, der Rübenmassen in sich hineinfraß bzw. nach zahlreichen physikalisch-chemischen Prozessen Weißzucker ausspie und mittels eines für den Laien kaum entschlüsselbaren Gewirrs von Handrädern, Schiebern, Leitungen, Rohren, Kesseln, Tanks, Behältern, Apparaten, Schalt- und Regelkästen in Gang gehalten wurde. Währenddessen nach 1990 viele Fabriken in der Umgebung, so Artern, Oberröblingen/H., Roßleben, Straußfurt usw., der Abrissbirne zu Opfer fielen und heute „schicke“ Solarparks beherbergen, blieb die Fabrik in Oldisleben von diesem Schicksal verschont – der Südzucker AG sei Dank! Heute ist das Denkmal ein buntes Anlagen-Gemisch seit Kaisers Zeiten bis hin zur BMSR-Technik aus späten DDR-Tagen. Besonders eindrucksvoll sind die Diffusionsbatterie von 1906, der Kalkofen von 1898 und die Dampfmaschine von 1882 – diese und mehr Geräte in Baulichkeiten aus der Gründungszeit, die seit der Errichtung nur wenige Änderungen erfahren haben. Mann muss dieses Technik nicht im Detail verstehen, um einfach nur begeistert zu sein, was sich da in Oldisleben erhalten hat und mit Millionenaufwand (!) für die Zukunft gepflegt wird. Als weltweit einzig erhaltene historische Weißzuckerfabrik ist daher auch die Verleihung des Titels als Weltkulturerbe irgendwann in der Zukunft so unrealistisch nicht! Denn Oldisleben ist ein Kleinod der Technikgeschichte, in dessen Erhalt bereits fünf Millionen Euro investiert worden sind – Gelder, die sich aufgrund der Einmaligkeit jedoch lohnen. Gäste sind nach Voranmeldung stets willkommen (Tel. 034673 / 78562 oder oldisleben[at]suedzucker-de. Besonders ehemals in die Zucker- und Nahrungsmittel-Industrie Beschäftigte werden ihre helle Freude haben, denn nicht ohne Grund gilt noch immer die Festellung „Zucker klebt“. – Wer also sich oder seinen Gästen etwas Gutes tun will, jenseits von Kyffhäuser-Denkmal, Panorama-Museum und Barbarossahöhle, der sollte die Zuckerfabrik Oldisleben besuchen. Greifbarer können fast 120 Jahre Technik- und Produktionsgeschichte in unserer Heimat nicht vor Augen geführt werden! Auch unseren Geschichtsfreunden aus der Partnerstadt Einbeck wurde die Zuckerfabrik Oldisleben kürzlich „schmackhaft“ gemacht, sodass für deren nächsten Besuch in Thüringen schon ein sehr lohnendes Reiseziel feststehen dürfte. Einheimische können sich allerdings bereits zum Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag vom Stand der Restaurierungen in der Zuckerfabrik ein Bild machen.


Bastion Mansfeld

Dienstag, 5. September 2017

Martin Luther überall: in den Tagen kurz vor dem 500. Jubiläum des Thesenanschlags zu Wittenberg kann man sich des medialen Einflusses des Reformators kaum entziehen. So war es nur folgerichtig, dass das diesjährige Treffen von Mitgliedern des Einbecker Geschichtsvereins und des Heimatvereins ARATORA, diesmal ergänzt durch den Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue, am vergangenen Sonnabend ebenso den großen Eisleber als zentrale Figur vereinnahmte. Als Besuchsziel stand jedoch nicht dessen Geburtstadt auf den Plan, sondern Mansfeld, wo frohgelaunte Geschichtsfreunde aus Einbeck, Tilleda und Artern am dreiteiligen Besuchsprogramm teilnahmen. Begleitet von passablem Spätsommerwetter führte die erste Station in die soeben sanierte, prachtvolle Stadtkirche St. Georg mit Emporenbildern aus dem Neuen Testament, Prunkgräbern der Mansfelder Grafen sowie einem der seltenen Ganzkörperporträts Luthers aus der Werkstatt von Lucas Cranach. Bemerkenswert dort: man war über die Sanierung des Lutherdenkmals von 1819 in Artern vor zwei Jahren informiert und erfreut! Nach dieser gelungenen historischen Einstimmung wurde das primäre Ziel angesteuert: die Ausstellung in Luthers Elternhaus, wo der spätere Reformator 13 Jahre lebte, und das 2014 umfassend saniert bzw. durch einen modernen Museumsneubau erweitert worden ist. Dort zu sehen sind u. a. die 2003/4 und 2008 archäologisch ergrabenen Hinterlassenschaften aus dem damaligen Vierseitenhof, die das private Lebensumfeld der Familie Luder (Luther) begreifbar machen. Demnach konnte sich die Familie einen gehobenen Lebensstandard leisten, der als Basis der späteren Ausbildung Martins anzusehen ist. Wie hoch das Interesse an der Reformation kurz vor dem großen Jubiläum ist, zeigte die hohe Frequentierung von Kirche und musealem Elternhaus sowie die offensichtlich vor allem unter terminlichen Druck stehenden Mitarbeiterinnen. Nach äußerst schmackhafter Mittagsverköstigung im Forellenhof zu Möllendorf ging’s zurück nach Mansfeld, nun aber hoch über die Dächer des Städtchens auf das Schloss. In einer fast neunzigminütigen Führung wurden die drei Schlösser Vorder-, Mittel- und Hinterort erklärt, ehe zum Abschluss die Kapelle mit sehr üppiger Ausstattung aus mehreren Jahrhunderten gezeigt worden ist. Unser Bild zeigt vorn Familie Puchta aus Artern sowie mittig Manfred Wirth aus Tilleda beim Erkunden einer Bastion der ehemaligen Festung. Der gelungene und bestens organisierte Besuchstag in Mansfeld ging mit Kaffee und Kuchen auf dem Schloss zu Ende. Zum Abschied überreichte Vereinsvorsitzende Dr. Elke Heege das kürzlich erschienene Buch „Das Chorgestühl der Stiftskirche St. Alexandri zu Einbeck“ – ein opulentes Werk, dass das 1288 hergestellte (und damit älteste in Deutschland datierte) Gestühl der Münsterkirche in Wort und Bild behandelt. Und noch in diesem Herbst wird ein weiteres großartiges Buch publiziert; es behandelt die fast komplette wissenschaftliche Aufnahme und Vermessung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kelleranlagen in der Altstadt Einbecks. Mit Hilfe dieser Veröffentlichung kann z. B. die Entwicklung der Bebauung entlang einzelner Straßenzüge über viele Jahrhunderte nachvollzogen werden. Wohl dem, der einen solch seltenen „Schlüssel“ zur städtischen Vergangenheit in Händen hat!


Wehr bei Bretleben

Freitag, 1. September 2017

Heute einige kurze Neuigkeiten über aktuelle Schenkungen und Neuanschaffungen von heimatkundlich und genealogisch relevantem Material. Thematisch passend zu unserer Meldung vom 25. August 2017 trafen aus Osterwieck im Nordharz etliche historische Unterlagen eines Sammlers über die Glocken der Kirchen in Artern beim Heimatverein ARATORA ein. Im Gegenzug wurde sich mit anderen Dokumenten zu alten Arterner Glocken bedankt, zzgl. einer umfangreichen (und im Nachgang als sehr aussagekräftig gelobten) Fotodokumentation über den Glockenguss am 19. August 2017 in Sangerhausen. – Als fotografische Rarität konnte kürzlich eine wohl nur in Kleinstauflage hergestellte Ansichtskarte mit dem Wohnhaus von Friseur Willy Otto in der Nordstraße 6 erworben werden, versehen mit handschriftlichen Pfingstgrüßen vom Mai 1930. Ebenso selten dürfte eine weitere Privatpostkarte sein, die die Front des Wohnhauses Ritterstraße 53, damals Neue Straße 1, zeigt, davor einige Personen. Auf der Rückseite hat sich 1909 Eigentümer Friedrich Vollrath verewigt. Auch diese Fotos werden nächstes Jahr im Bildband „Damals in Artern 1925-1975 – Streifzüge durch fünf Jahrzehnte Stadtgeschichte“ veröffentlicht. – Der bereits im November 2017 erhältliche Bildband „Alte Heimat Artern“ mit Fotos aus der Sammlung von Buchbindermeister Wilhelm Leibnitz ist zwischenzeitlich komplett gesetzt und wurde auch schon auf Korrekturen gelesen. Damit steht einer rechtzeitigen Veröffentlichung zum Weihnachtsgeschäft kaum noch etwas im Wege! – Die nur scheinbar ins Hintertreffen geratenen Arbeiten an der Fortsetzung von „Die Unstrut - Geschichte(n) vom Fluss zwischen der Sachsenburger Pforte und dem Wendelstein“ erfuhren vor wenigen Tagen erfreuliche bildliche Bereichungen aus Bretleben: mehr als 50 private Aufnahmen aus den 1950/60er Jahren mit sehr schönen lokalen Bezügen zu Hydrographie und Hydrologie, so Unstrut-Hochwasser, diverse Wasserbauarbeiten, altes Wehr, Bahnbrücke über den Fluss, Ausbau der Schleuse am Flutkanal usw. Unser Bild aus dieser Sammlung datiert ungefähr in das Jahr 1962 und zeigt den damals noch sehr jugendlichen Bildgeber vor dem Unstrut-Wehr bei Bretleben.


Plakette Veitskirche

Dienstag, 29. August 2017

Heute vor achtzig Jahren wurde in der St. Veitskirche ein Heimatmuseum mit großen Feierstunde eröffnet. Ein Artikel aus dem Mitteilungsblatt „Thüringer Heimatschutz – Mitteilungen der Thüringer Landesvereine Heimatschutz“ vom Oktober 1937 berichtet darüber wie folgt: „Artern neues Heimatmuseum eröffnet. Mit einem Heimatfest eröffnete Artern sein Geltemuseum in der alten Veitskirche. Der Raum der Kirche hat durch Herausnahme einer Mauer wieder seine ursprüngliche Kreuzform erhalten. Nach weiteren Erneuerungsarbeiten wurden dann die Museumsschätze nach modernen Vorbildern aufgestellt. Gleichzeitig haben die alten Arterner Fahnen und Innungszeichen einen Ehrenplatz bekommen. Das neue Museum enthält pergamentene und papierne Urkunden mit umkapselten Siegeln, Hunderte von alten Abschriften, Regesten und Auszügen, besonders die wertvollen Handschriften von Archivrat Dr. [Eduard] Jacobs [aus Wernigerode], ferner eine beachtenswerte Sammlung heimischer Gesteinsschichten und Versteinerungen, vorgeschichtliche Gefäße und Werkzeuge, Reste urzeitlicher Tiere und Sammlungen von Pflanzen und Tieren des letzten Jahrtausends. Von den mittelalterlichen Stücken sind neben der wertvollen Ho[h]lstedter Madonna mit dem Jesuskind besonders die prächtigen Innungsbriefe der Schuhmacher von 1392 zu erwähnen. Ergänzend zu früheren Sammlungen traten alte Chroniken, Flugblätter, Steindrucke, Kupferstiche und Landkarten der engeren und weiteren Heimat. Wappen heimischer Familiengeschlechter wechseln mit alten Felgenwappen [Irrtum: es waren ursprünglich Regenbögen, später auch Sichelmonde] und Siegeln. Die an Alter wertvollsten Fahnen sind die reich bemalte Jubelfahne von 1730 und die alte weißseidene Leineweberfahne von 1795. Interesse beanspruchen auch ein Gipsabguß von Goethe Hans (Goethes Ahnen stammten aus Artern) und Bilder vom Leben und Schaffen Thomas Münzers.“ – Bereits ein Jahr zuvor hatte dieselbe Zeitschrift über damals laufende Vorbereitungen für das neue Arterner Museum berichtet: „Das im Aufbau befindliche Museum in der Veitskirche wurde durch den Leiter der Landesanstalt für Volkheitskunde Halle, Prof. [Hans] Hahne [vormals Schüler in Artern] und den Kustos [Paul] Grimm [später Ausgräber der Pfalz Tilleda] eingehend besichtig. In mehrstündigen Beratungen mit Vertretern der Stadtverwaltung und des Heimatvereins Aratora befaßte man sich mit den Schwierigkeiten, die bei der Errichtung des Museums aufgetreten sind. Zur Freude der Arterner Heimatfreunde erhielt man die Zusicherung, daß dem Museum seine Selbständigkeit nicht genommen wird. Allerdings steht zur Bergung vorgeschichtlicher Funde künftig nur der südliche Teils des Kreises Sangerhausen zur Verfügung. Darüber hinaus wird aber sein Wirkungskreis durch nicht beschränkt, so daß das Arterner Museum einst nach Fertigstellung ein getreues Spiegelbild von Kultur und Geschichte der Nordthüringer Gelte zwischen Steinklöbe und Walkenried, zwischen Sachsenburgpaß und mittleren Harz geben wird.“ – Der hohe, regional sehr ausdehnte Anspruch wurde in den zwei Jahrzehnten der Existenz des Museums nie erreicht. Schicksale und Verbleib des reichen Inventars nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute sind eines Trauerspiels würdig! Unser Bild zeigt eine Plakette zur Eröffnung 1937, darauf die Inschrift "Veits= u. Moritzkirche zu Artern / Gelteheim". (Dem Heilige Mauritius oder Moritz geweiht ist auch der Dom in Magdeburg. Mit der Namendoppelung sollte auf die historische Zugehörigkeit Arterns zum Erzstift Magdeburg seit 1346 hingewiesen werden).