Artern

Zur freundlichen Beachtung (neue Publikationen, Spendenaktionen, Archivwesen) & Aktuelle Meldungen zur heimatkundlichen Arbeit (einmal wöchentlich)

Hochwasser in Thüringen 2017

Freitag, 9. Juni 2017

Am vergangenen Mittwoch konnte in Jena im Rahmen einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) eine neue Publikation der hauseigenen Schriftenreihe mit dem Titel „Hochwasser in Thüringen. Ursachen, Verlauf und Schäden extremer Abflussereignisse (1500-2015)“ vorgestellt werden. Bei dem von Dr. Mathias Deutsch (Erfurt) und Prof. Dr. Karl-Heinz Pörtge (Göttingen/Nienstädt) erarbeiteten Werk handelt es sich um die dritte, stark erweiterte Auflage ihrer bereits 2002 bzw. 2003 vorgelegten und inzwischen längst vergriffenen Veröffentlichung „Hochwasserereignisse in Thüringen“. – Erneut ist es ein wichtiges Anliegen der Autoren, die Leserinnen und Leser über sehr schwere Hochwasser, die ab 1500 im Gebiet des heutigen Bundeslandes Thüringen abgelaufen sind, zu informieren. Dazu gehören sowohl die Flutkatastrophen vom Mai 1613 (die sog. „Thüringer Sintflut“) und November 1890 als auch die extremen Abflussereignisse in den Jahren 1981, 1994 und 2013. Wie die Ausführungen verdeutlichen, verursachten derartige Naturereignisse bei ungünstigen Ausgangsbedingungen (u. a. bei hoher Bodenfeuchte und ergiebigen, lange anhaltenden Niederschlägen) immer wieder extrem hohe Pegelstände bzw. Abflüsse. Die damit unweigerlich verbundenen Überschwemmungen führten u. a. auf landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie in den Siedlungsbereichen zwischen der Sachsenburger Pforte und dem Wendelstein stets zu außerordentlichen Schäden und Verlusten. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass bestimmte hydro-meteorologische Konstellationen, die in der Vergangenheit schwere Hochwasser verursachten, zukünftig nicht wieder auftreten! – Das 217 Seiten umfassende und mit 142 Abbildungen (Karten, Tabellen, Fotos etc.) reich illustrierte Buch gliedert sich in sechs Kapitel. Nach einer Einleitung sowie allgemeinen Angaben über Hochwasser und Hochwasserursachen gehen die Autoren auf die hydrologische Situation in Thüringen ein. Es folgen Ausführungen über Eingriffe des Menschen in das Abflussgeschehen sowie Erläuterungen zu verschiedenen Quellen, die im Rahmen historischer Hochwasserforschungen zu nutzen sind. Nach einer Chronologie herausragender Hochwasser in Thüringen ab 1500 werden im Hauptkapitel insgesamt 15 ausgewählte historische Abflussextreme näher vorgestellt. Zu nennen sind beispielsweise die Flutkatastrophen von 1799, 1871, 1946 und 1947, die auch im Raum Artern bedeutende Zerstörungen verursachten. Für heimatgeschichtlich interessierte Leser dürfte von Interesse sein, dass zum Hochwasser 1799 u. a. ein Bericht aus dem Schönfeld an der Unstrut zum Abdruck kam. Die neue Publikation von Dr. Deutsch und Prof. Pörtge schließt mit einem Glossar, in dem wichtige hydrologische bzw. wasserwirtschaftliche Fachbegriffe in Kurzform erläutert werden, sowie mit einem umfangreichen Quellen- und Literaturverzeichnis. – Seit dem 7. Juni 2017 kann die Publikation, welche nicht im Buchhandel erhältlich ist, zum Preis von 15 Euro (zuzüglich Versandkosten) direkt bei der TLUG Jena unter der Mail susanne.oberlaender@tlug.thueringen.de oder über die Telefonnummer 0361-573 942-000 bestellt werden. Natürlich ist es auch weiterhin möglich, die Bestellung postalisch aufzugeben. Die Anschrift hierfür lautet: TLUG Jena, Göschwitzer Straße 41, 07745 Jena.


Freiheit 1963

Dienstag, 6. Juni 2017

Fürst Otto von Bismarck postulierte einst: „Die Presse ist für mich Druckerschwärze auf Papier“ und traf mit diesem Aphorismus, trotz Pressefreiheit infolge des Reichspressegesetzes von 1874, eine eher zwiespältige persönliche Diagnose über die „vierte Macht in Staate“ zu seiner Zeit. – Dessen ungeachtet nimmt sich die aktuelle, im Vormonat eröffnete Sonderausstellung des Spengler-Museums Sangerhausen „200 Jahre Zeitung für Sangerhausen“ der Geschichte der Presse in unserer langjährigen Kreisstadt an und gib vielfältige Einblicke in die Vergangenheit der lokalen und regionalen Veröffentlichungsorgane. – So erschien am 24. Oktober 1817 die erste Ausgabe einer Zeitung in Sangerhausen, nämlich die „Sangerhäusischen wöchentlichen Intelligenzblätter“. Nach Umbenennung in „Sangerhäuser Kreisblatt“ wurde aus diesem die „Sangerhäuser Zeitung“, die bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges erschien. Als Konkurrenzblatt sind die „Sangerhäuser Nachrichten“ zu nennen, später die „Kyffhäuser-Zeitung“. Die rot lackierte „Freiheit“ (im Volksmund: „Frechheit“) mussten die Leser dann von 1946 bis 1990 erdulden (unser Bild zeigt die Titelseite vom 3. September 1963), ehe ab 1990 die „Mitteldeutsche Zeitung“ mit der Regionalausgabe für Sangerhausen das führende Tagesblatt wurde. – Die aktuelle Sonderausstellung im Spengler-Museum berichtet im Jubiläumsjahr über die Zeitungsgeschichte Sangerhausens von den Anfängen bis zur Gründung der MZ. Im Fokus stehen dabei alte Zeitungsausgaben im Original. Zudem gibt es Leseproben aus ausgewählten Jahrgängen. Eine Vielzahl von Bildern, Dokumenten und Informationen runden die Thematik ab. Nicht erwähnt werden muss, dass neben der damals tagesaktuellen Berichterstattung im Laufe der Jahre und Jahrzehnte auch ungezählte heimatgeschichtlich und thematisch ähnliche Artikel aus dem Gebiet des Altkreises Sangerhausen in den Zeitungen publiziert worden sind, die ebenso längst wichtige Quellen historischer Forschungen sind. Im Museum bzw. im Stadt- oder Kreisarchiv Sangerhausen können diese Folianten nach Voranmeldung gern eingesehen werden. Zum historischen Studium muss man „lediglich“ Zeit aufbringen, denn (im krassen Gegensatz zu heute, wo von der Journaille jeden Tag „eine andere Sau“ durch Dorf getrieben wird) fesseln diese alte Zeitungen mit hohem Informationsgehalt und auch Meinungsreichtum (!) fast durchweg. Und sogar die bisweilen damals schon umfangreiche und detaillierte Werbung hat längst Bedeutung als Quelle für die Stadt- und Kreisgeschichts- sowie Firmen-, Personen- und Familienforschung erlangt. Die sehenswerte Ausstellung im Spengler-Museum ist noch bis 5. November 2017 geöffnet.


Schneider-Innung

Freitag, 2. Juni 2017

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt und drittens wird auch noch die Zeit knapp! So könnte man den turbulenten Ausgang eines Besuches im Arterner Stadtarchiv in der ersten Hälfte des Vormonats umschreiben. Was war passiert? Auf der Suche nach historischen Unterlagen zu völlig anderen Themen wurde mit Hilfe von Archivarin Charlotte Loeschmann ein Aktenkarton ausgehoben, dessen Inhalt bereits zu DDR-Zeiten nicht eindeutig deklariert worden ist. Gleich oben auf liegend „lachte“ eine damals unkorrekt abgelegt Akte mit dem verführerischen Titel „Innungs Articul Derer Schneider zu Artern Anno 1689“ entgegen (unser Bild). Verführerisch deshalb, weil eben diese oder eine thematisch möglichst ähnliche Akte aus der Zeit vor oder kurz nach dem großen Stadtbrand 1683 in Artern bis vor kurzem händeringend gesucht wurde. Warum? Wie in der aktuellen Meldung vom 18. April 2017 veröffentlicht, erscheint im Sommer eine Biografie von Johann Wolfgang von Goethes Großvater Friedrich Georg Göthe (1657-1730), und der war bekanntlich Schneider von Beruf – ein Handwerk, das er in Artern erlernt haben muss. Leider waren die Akten darüber 1683 verbrannt, sodass kein historisch verwertbares Dokument darüber hätte berichten können. Das änderte sich mit dem 9. Mai 2017 schlagartig: mit den entdeckten Innungsartikeln von 1689 können nun tiefgehende Einblicke in diesen Zusammenschluss Arterner Schneider genommen werden. Und nun kommt die Zeit ins Spiel, denn das angesprochene Buch über „Monsieur Göthé“, den Schneider aus Artern und Sohn des Hufschmiedes Hans Christian Göthe, ist so gut wie fertig! Aber diese neuen Erkenntnisse müssten auf jeden Fall noch in das Buchmanuskript, lassen diese doch die Lehr- und Gesellenzeit Friedrich Georg Göthes erst richtig lebendig werden. – Also: kaum vom Archiv kommend zuhause eingetroffen, wurde einer der Autoren telefonisch kontaktiert und über den spektakulären Fund berichtet. Auch dieser möchte möglichst die komplette, gerade einmal 14seitige Akte mit ins Buch bringen, wurde doch bislang dafür ersatzweise eine andere sächsische Schneiderordnung (hier aus Leipzig) zurate gezogen. Aufgrund des Fertigungsstandes der Biografie und verbunden damit akuter Zeitnot bis zur Veröffentlichung wird aber wohl nur ein Kompromiss zustande kommen. So werden die Innungsartikel wohl „lediglich“ als Fotos, versehen mit ausführlicheren Bildunterschriften, noch Einzug in den Band halten. (In einer zweiten Auflage könnte diese Situation durch Einarbeitung und Bewertung der aufgefundenen Innungsartikel auch im Text abgeändert werden.) Immerhin konnte wenigstens noch ein Verlust historischer Authentizität abgewendet werden, und jener Lebensabschnitt Friedrich Georg Göthes in Artern wird nun der Aktenlage entsprechend korrekt wiedergegeben werden. Alles andere wäre für das bislang bereits 460 Seiten (!) umfassende Buch ein nicht unerhebliches historisches Manko geworden!


Wappenstein saniert

Dienstag, 30. Mai 2017

Der vorigen Mittwoch enthüllte Arterner Wappenstein widerspiegelt einen bedeutsamen Teil der kursächsischen Landesgeschichte, die sich hier in den Wappen Sachsens und Polen-Litauens manifestiert (unser Bild). Hintergrund dieser heraldischen Konstellation ist die 1697 erfolgte Union zwischen dem Kurfürstentum Sachsen und dem Königreich Polen-Litauen mit August dem Starken als Staatsoberhaupt. – Damit im Zuge der Fertigstellung des Wappensteins auch diesen historischen Gegebenheiten sowie heraldischen Vorgaben Genüge getan wird, wurde dessen Bemalung durch den Steinmetzbetrieb Marko Gödicke gemäß der „Richtlinie für die Gestaltung von Wappenteilen an kursächsischen Postmeilensäulen“, erschienen im Rundbrief der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen e.V. (90, 2013), ausgeführt. Um den Arterner Stein historisch korrekt erklären zu können zu können, ist es unerlässlich, sich mit seinen beiden Wappen und deren Elementen zu beschäftigen. Eine kurze und prägnante Blasonierung wurde deshalb dieser Richtlinie entnommen und ist nachstehend wiedergegeben: „Das kursächsische Wappen besteht aus zwei senkrecht aneinander grenzenden Schildern. Das linke Schild ist in der oberen Hälfte schwarz und in der unteren silbern. Es enthält zwei gekreuzte rote Schwerter, deren Spitzen nach oben weisen. Im rechten Schild sind, oben i.d.R. mit Gold beginnend, 5 schwarze, erhabene Balken auf goldenem Feld enthalten, die von einem grünen Rautenkranz mit i. d. R. 5 Rauten und 5 Sporen überdeckt sind, welcher i.d.R. schräg von links oben nach rechts unten verläuft. Das Wappen ist von einer erhöhten ovalen Begrenzung umgeben, die zu vergolden ist. – Das polnische Wappen besteht aus vier roten Schildern, die durch zwei erhaben stehende, sich kreuzende Linien getrennt sind. Dieses Trennkreuz ist schwarz. Im ersten (links oben) und vierten (rechts unten) Schild ist je ein silberner Adler mit blauem Brustband sowie mit goldener Krone, goldenem Schnabel und vier goldenen Krallen enthalten. Seine Blickrichtung ist nach links. Im zweiten und dritten Schild befindet sich je ein silberner, nach links galoppierender Reiter, dessen silbernes Pferd goldene Hufe trägt. Er hält in der Rechten ein silbernes, mit der Spitze nach oben zeigendes Schwert und in der Linken ein blaues Schild mit einem goldenen Patriarchenkreuz (Doppelkreuz) und einer schmalen goldenen Umrandung. Satteldecke und Zügel des Pferdes sind blau. Das Wappen ist von einer erhöhten ovalen Begrenzung umgeben, die zu vergolden ist.“ – Trotz Recherchen war bislang nicht zu ermitteln gewesen, ob das Arterner Wappenstein früher bemalt gewesen war. Dass sich für eine farbliche Gestaltung entschieden worden ist, kann aber als richtig gewertet werden, da das Denkmal dadurch erheblich an optischer Attraktivität erheblich gewinnt (ähnlich den Wappen auf Postmeilensäulen), andererseits seine historische Aussage noch hervorgehoben wird!


Wappenstein Gruppenbild

Freitag, 26. Mai 2017

Petrus meinte es vorgestern gut mit den Veranstaltern und Besuchern der feierlichen Übergabe des Wappensteins und bescherte einen angenehm temperierten Nachmittag, zwar nicht mit Sonne, dafür immerhin ohne Niederschlag. An die vierzig Arterner und Gäste waren in die untere Ritterstraße gekommen, um der Enthüllung dieses Denkmals aus Johann Gottfried Borlachs Zeiten beizuwohnen. Dass ausgerechnet der 24. Mai zum Termin der Übergabe gewählt wurde, hatte seinen Hintergrund: an diesem Tag vor 330 Jahren nämlich erblickte der spätere Salinengründer Borlach als Sohn eines Tischlers in Dresden das Licht der Welt! Sein Leben und Wirken, besonders aber sein Charakter und die persönlichen Eigenarten des Bergrates wurden durch die Rezitation eines historischen Textes hervorgehoben, den Hedi Bialkowski vortrug. Zuvor hatte sich Bürgermeisterin Christine Zimmer mit einem Grußwort an die Gäste gewandt, erinnerte gleichfalls an den Salinengründer und dankte für die erfolgte Denkmalsanierung. Kantor a. D. Peter Telschow war für die musikalische Umrahmung zuständig und spielte zeitgenössische Stücke auf dem Keyboard, darunter das Arterner Tempete, einen Tanz der hiesigen Saliner, wohl aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als „Zeitzeugen“ in Gewandung gaben sich zwei Schüler der Borlach-Schule als Salinengründer Borlach und Arterner Stadtrat sowie Ronald Römer als Salinenarbeiter die Ehre und bildeten eine optisch ins Auge stechende Gruppe von Personen aus der Arterner Geschichte. Bei der Enthüllung des Denkmals kamen mit Bürgermeisterin Christine Zimmer, Sonja Helm, Leiterin der Borlach-Schule, und Salzprinzessin Sarah II. gleich drei Frauen zum Zuge, unterstützt von Heimatfreund Manfred Schröter aus Berga/Kyffh., Kleindenkmalforscher und langjähriger Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Goldene Aue. Nach seiner Abdeckung präsentierte sich der Wappenstein leicht angewinkelt aufgestellt und die Schaufläche zur Straße hinzeigend dem Publikum. Eingebettet in Schnörkel und Arabesken beschauten sich die Besucher das farbige Doppelwappen des wettinischen Kurfürstentums Sachsen sowie das des Königreiches Polen und des Großfürstentums Litauen auf dem mehr als eine Tonne auf die Waage bringende Koloss. Andreas Schmölling vom Heimatverein ARATORA sprach einige erläuternde Sätze zur Geschichte des Steins bzw. diese scheinbar eigentümliche Wappenkonstellation (August der Große als sächsischer Kurfürst war seit 1697 zugleich König von Polen-Litauen). Erfreulich, dass von fachmännischer Seite die handwerkliche Ausführung des Denkmals durchweg positiv ausfiel!  Der Wappenstein war ursprünglich am Unteren Salinetor angerbracht, nun steht er nur einige Meter entfernt. Aus Anlass der Denkmalaufstellung zu Borlachs 330. Geburtstag wurden zum Abschluss der kleinen Feier die Gläser erhoben und sich damit auf die Geselligkeit am bevorstehenden Himmelfahrtstag eingestimmt. – Ganz besonderen Dank für das Gelingen der Denkmalübergabe wird auf diesem Wege übermittelt an: Bürgermeisterin Christine Zimmer, Amtsleiterin Antje Große, Christine Wehling und Frank Wölk vom Städtischen Bauhof, Patrick Helm vom Kyffhäuser Textilservice in Artern, Ronald Römer vom VdK Artern, Rezitatorin Hedi Bialkowski aus Artern, Kirchenmusiker Peter Telschow aus Schönfeld, Salzprinzessin Sarah II. sowie die beiden Schüler der Borlach-Schule. Besonders lobend erwähnt werden muss, dass seitens des Steinmetzfirma Marko Gödicke zwei Rechnungspositionen als Sponsoring erlassen worden sind. – Unser Bild zeigt den Stein sowie „Saliner“ Ronald Römer, Salzprinzessin Sarah II., Vereinsvorsitzenden Andreas Schmölling sowie Bürgermeisterin Christine Zimmer (Foto: Manfred Schröter, Berga).


Industrieviertel Artern

Dienstag, 23. Mai 2017

Der bereits angekündigte, jedoch noch in Entstehung befindliche, sehr umfangreiche Bildband zur jüngeren Geschichte der Stadt Artern hat inhaltlich Änderungen erfahren. Die zunächst avisierte Zeitspanne von etwa 1925 bis 1955 wurde aufgrund von in letzter Zeit verstärkt zu diesem Zweck vermittelter Fotos nun auf das Jahrzehnt bis ca. 1975 ausgedehnt. Somit lautet der Arbeitstitel des Buches jetzt „Damals in Artern 1925-1975 – Streifzüge durch fünf Jahrzehnte Stadtgeschichte“. Der Umfang soll nicht geändert werden und weiterhin 280 Seiten umfassend. Somit ist mit 450 bis 500 Fotos zu rechnen, die den genannten Zeitraum bildlich dokumentieren sollen. Schön, dass bislang so viele Unterstützer unser Buchprojekt mit Fotos ausschmücken halfen, und noch immer können möglichst private Bilder mit aussagefähigen Motiven für den Bildband abgegeben werden (bitte keine Familienbilder im engeren Sinne). Eine Garantie zur Veröffentlichung kann natürlich nicht gegeben werden, da zahlreiche Fotos oftmals dieselben Motive zum Inhalt haben und dann nur die optisch besten bzw. inhaltsreichsten und interessantesten ausgewählt werden können. In der Arbeitsfassung des Bildbandes sind folgende zehn Kapitel geplant: 1. Schöne Ausblicke: Stadtansichten vom Weinberg und aus der Aue, 2. Auf dem Weinberg: Park, Plantage und Straßen am Hang, 3. Spaziergang durch die Siedlung, 4. Am Stadtrand: Solequelle, Friedhof, Naturschutzgebiet und Talgebind, 5. Entlang der Unstrut zur Kleinen Helme, 6. Die Altstadt: Kirche, Gutshöfe und Mühlgraben, 7. Mit viel kleinstädtischem Charme: Streifzug in der Innenstadt, 8. Im Industrie- und Bahnhofsviertel, 9. Leben in Artern: Menschen und Anlässe, sowie 10. Dörfliche Impressionen aus Schönfeld. – Besonders das Kapitel über Schönfeld betreffend, werden noch dringend Fotos erbeten, die über die „üblichen“ Motiven hinaus gehen und gern auch Hinterhöfe, rückwärtige Ansichten von Häusern und Gehöften, Gärten oder Feldarbeit zeigen dürfen. Soweit Bildmaterial vorhanden, soll gern auch der Ortsteil Kachstedt einige Seiten mit historischen Bildern zugestanden bekommen, doch ist hier die Situation mit Illustrationen seit jeher prekär. Wer kann hierbei helfen? – Erstmals in einer Veröffentlichung des Heimatvereins ARATORA sollen im Layout sog. auslaufende Bilder gesetzt werden, d. h. die Fotos schlagen jeweils direkt an der oberen linken bzw. rechten sowie unteren linken bzw. rechten Schnittkante der jeweiligen Seite an. Dadurch wird Platzgewinn erreicht, weil die Flächen der Aufnahmen dann maximal ausgenutzt werden kann. – Unser Bild zeigt ein Gemälde von Otto Engelhardt-Kyffhäuser, das historische Industrie- und Bahnhofsviertel der Stadt Artern darstellend.


Lena Burghardt Schönfeld

Freitag, 19. Mai 2017

Die wichtigste kulturhistorische Veranstaltung, wohl auch in der weiteren Umgebung, fand am vergangenen Sonnabend im Arterner Ortsteil Schönfeld statt. Eingeladen wurde zu einer festlichen Andacht anlässlich der Fertigstellung des Altarraumes in der Kirche St. Kilian, und das kleine Gotteshaus an der Unstrut war bis auf den letzten Platz auf der Empore mit Einheimischen und Gästen gefüllt: 150 Menschen. Immerhin galt es, einen Meilenstein bei der Sanierung der Kirche von 1747/1748 zu feiern: Chorraum und spätbarocker Altar wurden denkmalgerecht instandgesetzt! Hierzu hielt zunächst Pfarrerin Lena Burghardt aus Artern eine Andacht, und zwar direkt vom Kanzelaltar aus – eine Aufgabe, die ihr einiges abverlangte, wie sie uns verriet, denn der senkrechte Blick von dort, d. h. direkt nach unten, war alles andere als vertrauenerweckend, zumal die Standfläche für den Redner sehr knapp bemessen und die Sicht in die Tiefe ungestört ist. Die Freude und der Stolz über das Geschaffene war aber nicht nur den Offiziellen anzusehen, auch die Kirchenbesucher aus Schönfeld, der Partnergemeinde Neerda in Nordhessen sowie aus Artern waren des Lobes voll. Pfarrerin Dr. Friederike Spengler, die in den Anfangsjahren den Erhalt der Schönfelder Kirche unterstützte, richtete Worte an die Gemeinde, ebenso Restauratorin Bianca Witte-Schäfer, die über die Sanierung des in Weiß und Gold strahlenden Altars sprach. Dr. Axel Römer aus Pulheim, ARATORA-Vereinsmitglied und seit Jahren großzügiger Mäzen der Kirche seines Ahnendorfes, legt sich fest, der Altar müsse aus der abgerissenen Kapelle des Arterner Wasserschlosses nach Schönfeld gekommen sein und hob zudem die Seltenheit von Kanzelaltären in unserer Region hervor. Nicht zuletzt dankte auch Bürgermeisterin Sonja Helm für das hohe Engagement in ihrem Ort und erinnerte an die Zeit, als die Schönfelder Kirche noch eine Ruine war. – Unterstützungen für die weitere Sanierung von St. Kilian kamen an diesem Wochenende von den Besuchern, wobei die Bürger der Gemeinde Neerda ausdrücklich als mittlerweile langjährige Spender erwähnt seien. Ebenso gelobt wurde das hohe Engagement von Elke Eisenhut, die mit Tür-zu-Tür-Aktionen Geld sammelte und auch die Erlöse aus dem Verkauf eines Kalenders der Wiederherstellung der kleinen Kirche überließ. Für die sehr ansprechende musikalische Umrahmung der Andacht sorgten in altbewährter Weise Ursula und Peter Telschow sowie zwei Musiker aus Nordhausen mit eher jazzinspirierten Vorträgen. Zum Schluss wurden zwei Schautafeln aufgestellt, wofür Ursula Telschow und Dorothea Kleinschmager Bilddokumente aus der Geschichte der Kiliankirche zusammengetragen hatten. Der Erhalt des kleinen Gotteshauses geht weiter, auch wenn die Sanierung des Dachstuhls bzw. der Dachdeckung noch sehr viel Engagement kosten und noch mehr an Geldern fordern wird. Doch die Schönfelder schaffen das, da sind sich die Initiatoren sehr sicher, zumal der Jahresplan 2017 noch sieben weitere Veranstaltungen anbietet, die Besucher anlocken werden. Und nicht ohne Grund lautet schließlich die keltische Urform von Kilian übersetzt: Kämpfer! – Das heftige Gewitter während der Andacht wurde im Trocknen des Kirchenschiffes überstanden, und als es zu Kaffee und Kuchen ging, strahlte auch schon wieder Sonne und bescherte eine herrliche Aussicht. Wenn das mal kein gutes Omen ist! – Schöner „Nebeneffekt“ der gelungenen Veranstaltung in Schönfeld für den Heimatverein ARATORA: die Ankündigung von weiteren historischen Privatfotos für den derzeit in Arbeit befindlichen Arterner Bildband sowie eine äußerst inhalts- und detailreiche heimatgeschichtliche Chronik von 1906. – Unser Foto zeigt Pastorin Lena Burghardt bei der Präsentation historischer Kelche und weiterer alter Objekte aus der Schönfelder Kirche.


Wappenstein Sockel

Dienstag, 16. Mai 2016

Die Sanierung des um 1730 angefertigten Wappensteins aus der Arterner Saline ist beendet! Während der vergangenen Monate wurde das Kleindenkmal in der Werkstatt des hiesigen Steinmetzbetriebes Marko Gödicke aufgearbeitet. Besonders die beiden durch Erosion völlig verwaschenen Wappen sind komplett neu graviert sowie anschließend mittels hochwertiger Acrylfarbe heraldisch korrekt bemalt worden. Mit Abschluss dieser Arbeiten wurden binnen nur zweier Jahre schon drei städtische Denkmale des 18. und 19. Jahrhunderts mit lokaler bzw. regionaler Bedeutung wiederhergestellt. Für den Lutherstein, den Friedensstein und auch den Wappenstein hatte der Heimatverein ARATORA die Organisation der Sanierung sowie die jeweiligen Kostenübernahmen der Restaurierungen (im aktuellen Fall mit rund neunzig Prozent Spendenanteil durch Mitglieder und Freunde) übernommen. Besonderer Dank, auch während der Zeit der Wiederherstellung des Wappensteins, ergeht an die Bürgermeisterin, das Bauamt, den Bauhof und die Friedhofsverwaltung für stets gute und angenehme Zusammenarbeit! – Die Übergabe des kursächsischen Wappensteins wird mit einer kleinen Feierstunde begangen, die am Mittwoch kommender Woche, also am 24. Mai 2017 (Tag vor Himmelfahrt) um 16.00 Uhr am Unteren Saline-Tor (Einmündung der Ritterstraße in den Salzdamm) stattfinden wird. Bürgerinnen und Bürger der Stadt Artern, Vereinsmitglieder, Freunde, Unterstützer und Interessierte sind hierzu besonders herzlich eingeladen. – Als nächstes historisches Objekt in Artern, das vielleicht noch in diesem Jahr der Wiederherstellung unterzogen wird, ist ein verkehrsrechtliches Kleindenkmal an der Sangerhäuser Straße (sog. „Provinzstein“). Mittelfristig stehen auch der Versteinerte Baum vor der Veitskirche, der Gustav-Adolf-Stein auf dem Königstuhl und vor allem der Wasserstein bei Ringleben auf der Wunschliste für denkmalgerechte Wiederherstellungen in bzw. um Artern! – Unser Bild zeigt den am 10. Mai 2017 durch den Städtischen Bauhof gesetzten Sockel für den Wappenstein in der Ritterstraße vor dem Erweiterungsneubau des Hauses Anna am Park, gemeinnützige Betriebsgesellschaft für soziale Dienste und Einrichtungen mbH. Die bis dahin dort abgelagerten alten Werksteine wurden abgefahren, sodass das neue und weit über eine Tonne schwere Kleindenkmal ab Mitte nächster Woche optisch ungestört auf der Rasenfläche wirken kann.


Gtrab Wurfbain

Freitag, 12. Mai 2017

In unserer Heimat, insbesondere im Bereich zwischen Bretleben und Memleben, sind zahlreiche Hochwasserschutzprojekte des 19. Jahrhunderts (darunter der Bau des Unstrut-Flutkanals) eng mit dem Namen des preußischen Bauingenieurs Hermann Wurffbain verbunden. 1805 in Breslau geboren, zog Wurffbain 1816 mit seiner verwitweten Mutter nach Berlin, wo er das Gymnasium besuchte. Es folgte eine intensive Beschäftigung mit Fragen des Vermessungswesens und der Architektur, später ein Studium. Seit 1848 betreute Wurffbain ein Meliorationsprojekt in der Boker Heide. Seit 1854 in der Preußischen Provinz Sachsen ansässig, übertrug man ihm die Leitung von Meliorations- und Regulierungsarbeiten an der Unstrut im Raum Artern, die Mitte der 1860er Jahre abgeschlossen werden konnten. Weiterhin wirkte Wurffbain u. a. an der Regulierung der schwarzburgischen Wipper sowie am Bau des Pretziener Wehrs bei Magdeburg mit. Seit ca. 1862/63 lebte er mit seiner Familie in Arnstadt, wo ihm anlässlich seines 50. Dienstjubiläums die Ehrenbürgerschaft angetragen wurde. Das Grab des im Herbst 1889 verstorbenen königlich-preußischen Regierungs- und Baurates befindet sich noch heute auf dem dortigen Friedhof. Nach fast 130 Jahren war das Grabmal aber so stark verwittert, dass eine Sanierung des Steins und der Beschriftung unumgänglich wurde. Mit Mitteln der Förderstiftung für die Geschichte der Wasserwirtschaft, mit Eigenmitteln des Vereins zur Förderung des Archivs zur Geschichte der deutschen Wasserwirtschaft (AGWA) sowie durch private Spenden ist dies mittlerweile denkmalgerecht vollzogen worden (unser Bild). Zudem klärt eine Gedenktafel über das Wirken von Hermann Wurffbain, einen bedeutenden preußischen Wasserbauingenieur des 19. Jahrhunderts, auf. Am 4. Mai 2017 fand auf dem Arnstädter Friedhof die offizielle Übergabe der restaurierten Grabplatten für Hermann Wurffbain und seine Gattin Auguste statt; verbunden mit einer Würdigung des Ingenieurs. Unser Vereinsmitglied Dr. Mathias Deutsch aus Erfurt hielt die Festrede, Hans-Georg Spanknebel vom AGWA-Verein legte Blumen am Grab nieder. – In unserer Heimat entlang der Unstrut bzw. des Unstrut-Kanals steht eine angemessene Würdigung von Hermann Wurffbain leider noch immer aus! Daher die nochmalige freundliche Erinnerung an die Bürgermeister sowie Stadt- und Gemeinderäte: wenn demnächst oder zukünftig ein Name für eine Straße bzw. einen Platz gesucht wird, bietet sich Hermann Wurffbain als Benennung an. Mit seinem Namen verbinden sich ingenieurtechnisches Fachwissen und Können sowie eine regionale Verwurzlung in unseren Unstrut-Gemeinden. – Noch ein Hinweis auf eine bevorstehende Buchneuerscheinung zum Thema: die nunmehr 3. Auflage von “Hochwasser in Thüringen” aus der Feder von Dr. Mathias Deutsch und Prof. Dr. Karl-Heinz Pörtge befindet sich derzeit im Druck. Während die erste bzw. zweite Auflage gerade einmal 100 Seiten umfasste, hat die aktuelle Ausgabe 217 Seiten! Am 7. Juni soll die Publikation im Rahmen einer Info-Veranstaltung der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie in Jena präsentiert werden. Über das neue Werk, in dem natürlich auch Hermann Wurffbain zu Ehren kommt, wird in nächsten Monat an dieser Stelle gern berichtet.


St. Wigberti Allstedt

Dienstag, 9. Mai 2017

Ganz im Zeichen von Luther, Müntzer und der Reformationszeit in der Region zwischen Südharz, Kyffhäuser und Goldener Aue stand das vergangene Wochenende. Bereits am Freitagnachmittag pilgerten Mitglieder der Heimatvereine Goldene Aue und ARATORA sowie Interessierte im Rahmen der 28. Tour „Geschichte erleben im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“ zu „Müntzer-Stationen in Allstedt“. Kenntnisreich geführt von Sonja Becker wurden den rund 20 Teilnehmern zunächst die eindrucksvolle St.-Johannes-Kirche von 1765 gezeigt, in deren Vorgängerbau Müntzer wirkte; ein altes Taufbecken von dort ebendort dürfte noch von Pfarrer Thomas Müntzer für Taufen genutzt wurden sein. Vorbei am Rathaus mit gotischem Treppengiebel zogen die Geschichtsfreunde dann zur Ruine der Wigberti-Kirche, dem um 1200 errichteten „Dom“ von Allstedt mit eindrucksvollem Tympanon “Jesus als Lamm Gottes“ (unser Bild). Mit der Besteigung des Turmes, wo angeblich Müntzer gewohnt hat, und herrlichen Blicken zum Schloss, ins Helme-Tal und zum Kyffhäuser endete die knapp zweistündige Führung durch die schmucke Kleinstadt an der Rohne. Nebenbei wurde publik, dass das kürzlich erschienene Buch „Auf den Spuren von Reformatoren im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“ (siehe aktuelle Meldung vom 2. Mai 2017) auf sehr gute Resonanz gestoßen ist und sicher bald ausverkauft sind wird.  – Reformatorisch ging es nur einen Tag später in Sondershausen weiter, wohin der Nordthüringer Verband Heimatkultur i.G. zum 12. Tag der Heimatgeschichte eingeladen hatte. Knapp 40 Besucher, darunter leider nur eine Handvoll aus dem Altkreis Artern, kamen zur Tagung in den Carl-Schroeder-Saal, in deren Mittelpunkt die geistlichen und weltlichen Umwälzungen zur Mitte des 16. Jahrhunderts, unter lokalen und regionalen Aspekten betrachtet, standen. Hervorstechend war das vorzügliche Referat von Dr. Ulrich Hahnemann über die „Die Reformation in Schwarzburger Landen“, wobei der Titel insofern täuscht, als der Vortrag auch sächsische und mansfeldische Gebiete einbezog. Nach einem weiteren Vortrag über Justus Jonas, einem Humanisten und Reformator aus Nordhausen, wurden für kommende Tage der Heimatgeschichte thematische Vorschläge unterbreitet, wobei 2018 z. B. das Kur- und Heilbäderwesen in Nordthüringen (Bad Frankenhausen, Artern, Oldisleben) relevant werden könnte. Auch das bibliophile Angebot kam nicht zur kurz: neben einem großen Angebot von heimatgeschichtlicher Literatur an einem Buchstand bot die Volkskundliche Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen in Erfurt relevante Veröffentlichungen an, darunter die Neuerscheinung „Gartenzeit – was man sich vom (eigenen) Garten erzählt“. Zu gegebener Zeit wird dieses Büchlein von und über Kleingartenkolonisten, Schrebergärtner und Laubenpieper in Thüringen hier vorgestellt.


OFB Katharinenrieth

Freitag. 5. Mai 2017

Ein neues und wiederum sehr wichtiges genealogisches Projekt für unsere Heimat wurde jüngst vollendet und im Internet publiziert. Familienforscher Ingo Brambach aus NRW, vormals Bottendorf, veröffentlichte ein Ortsfamilienbuch für das Dorf Katharinenrieth, nachdem aus seiner Feder bereits relevante Zusammenstellungen von Schönfeld und Riethnordhausen online publiziert worden sind. Unter www.online-ofb.de/katharinenrieth sind seine neuesten genealogischen Recherchen und Erkenntnisse nun nachzuvollziehen. Das Ortsfamilienbuch von Katharinenrieth (unser Bild) ist insofern auch für den Raum Artern von hohem Interesse, da dieser Ort bekanntlich mit Schönfeld und Nikolausrieth dem benachbarten Amt Voigtstedt zugehörig war. Der Verfasser schreibt über seine Arbeit: „Katharinenrieth ist heute ein Ortsteil von Allstedt. Während Allstedt weimarisch war, war Katharinenrieth jahrhundertelang sächsisch. […] Meine Arbeit beruht auf dem 1. Kirchenbuch von St. Katharina, welches leider erst seit 1661 erhalten ist. Das Kirchenbuch habe ich abgeschrieben und dabei die Familiennamen auf die moderne, gängige Form konzentriert. Während zum Beispiel Formen von Pagenhardt früher Bogenhard/Bagenhardt waren, relativ harmlos also, kann man bei Herfurth, Herbarth, Herbert, in späterer Zeit dann wieder Herfurth, schon verzweifeln. Es kann also durchaus möglich sein, dass einem dieselbe Person in diesem Ortsfamilienbuch unter anderem Namen mehrfach begegnet. Es obliegt dem geneigten Familienforscher, der diese Familien/Namen mit besonderem Interesse erforscht, die vermutlichen Mehrfachnennungen zu sortieren. Ich bitte alle Forscher, Ergänzungen oder Korrekturen freundlichst mitzuteilen.“ – Trotz dieser Unwägbarkeiten zunächst ein besonders herzlicher Dank unsererseits für diese aufwendige Arbeit, zumal besonders Genealogen und Heimatforscher solche historische Zusammenstellungen sehr zu schätzen wissen. Dies umso mehr, als auch Personen und/oder Familien aus Artern und den Ortschaften der näheren Umgebung mit zahlreichen Einträgen gut vertreten sind.


Reformatoren Südharz

Dienstag, 2. Mai 2017

„Auf den Spuren von Reformatoren im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“ (unser Bild) ist endlich einmal ein Buch über die Reformation, das sich fast ausschließlich unserer näheren Heimat während dieser Zeit widmet. Im vergangenen Monat wurde diese Neuerscheinung im großen Saal der Verwaltung des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz in Roßla vorgestellt. Das Buch wird unter den heimatgeschichtlich interessierten Bürgern ganz bestimmt viele Freunde finden. Es umfasst 108 Seiten im Din-A4-Format, ist reich bebildert und basiert auf Referenten-Texten anlässlich der gleichnamigen, sehr abwechslungsreichen Herbsttagung 2016 in Roßla. Bemerkenswert an „Auf den Spuren von Reformatoren im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“ ist, dass die dort vorgestellten, regionalen Themen und Personen erstmals nach einhundert Jahren wieder von Fachleuten aufgegriffen und neu bewertet worden sind! Die Beiträge handeln vom Alltag der Menschen vor 500 Jahren, von damaliger Politik, von Glaube und Kirche; sie zeichnen Lebensbilder der Reformatoren Thomas Müntzer, Martin Luther, Johannes Spangenberg und Tilemann Plathner nach und betonten besonders deren Wirken in der Region zwischen Kyffhäuser und Auerberg. Zudem werden einige Frauen vorgestellt, die in der Reformationszeit, und sogar z. T. an der Seite von Reformatoren, wirkten. Diesen personengeschichtlichen und regionalhistorischen Betrachtungen schließen sich Exkursionsberichte an, entsprechend des zweiten Tages der Herbsttagung vom 22./23. Oktober 2016 in Roßla. So schreibt Heinz Noack über die Sankt-Salvator-Kirche in Tilleda, und zur Geschichte des ehemaligen Zisterzienserinnen-Klosters St. Georgii in Kelbra teilt Pfarrer Matthias Dräger historische Daten und Informationen mit. – „Auf den Spuren von Reformatoren im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“ ist ein rundum gelungenes heimatgeschichtliches Buch in Kleinauflage und dürfte bei Lesern verstärkt Interesse vor allem an lokalen und regionalen Aspekten der Lutherzeit wecken. Es kann für eine Spende zugunsten der Kinder- und Jugendarbeit im Biosphärenreservat, Hallesche Straße 68a in 06536 Südharz, OT Roßla, erworben werden (Bestelung per E-Mail: poststelle@suedharz.mule.sachsen-anhalt.de). Sehr erfreulich zudem, dass dieses Buch das erste aus einer Reihe sein wird, die in unregelmäßigen Abständen über Natur, Geschichte und Kultur im Biosphärenreservat Südharz berichten wird. Das Auftaktbuch zur Reformation macht schon jetzt Lust auf das, was da (hoffentlich schon bald) noch kommen wird!


St. Trinitatis

Freitag, 28. April 2017

Der diesjährige Tag der Heimatgeschichte (vormals: im Kyffhäuserkreis) findet am Sonnabend, 6. Mai, in Sondershausen im statt. Hierzu lädt der Nordthüringer Verband Heimatkultur i.G. herzlich in den Carl-Schroeder-Saal ein, wo die Tagung 9.00 Uhr mit der Eröffnung, Begrüßung sowie Grußworten beginnt. Wie könnte die Thematik im Jahr 2017 anders sein, wird auch in dieser Tagung die Reformation Martin Luthers im Fokus stehen. Sicherlich ist dieses Thema aktuell reichlich überstrapaziert und wird zudem weit über die evangelische Kirche und die Geschichtsforschung hinaus für oftmals nur wenig theologisch oder historisch zentrierte Zwecke vereinnahmt. Doch sind trotzdem noch genügend historische Nischen vorhanden, die im Gros der Veranstaltungen zur Luther-Ehrung eben nicht ins rechte Licht gerückt werden können. Hier nun setzt der mittlerweile 12. Tag der Heimatgeschichte an und widmet sich der Reformation auf lokaler und regionaler Ebene. Als erster Referent spricht Dr. Ulrich Hahnemann über „Die Reformation in Schwarzburger Landen“. Nach einer Kaffeepause greift ab 10.50 Uhr Dr. Martin Müller-Schmied das Thema „Reformation und Musik“ auf. Um 11.15 Uhr spricht dann Klaus Großmann über „Justus Jonas – Luthers Wegbegleiter in Nordhausen“. Vor der Mittagspause wird gegen 11.45 Uhr zur Diskussion eingeladen. Angestrebt werden soll damit ein Austausch zu Fragen der Heimatpflege sowie die Aufnahme von Anregungen und Ideen zur Regionalkultur. Etwa 13.00 Uhr steht der Besuch der evangelischen Stadtkirche St. Trinitatis (unser Bild) an, wo Einblicke in das frühere und aktuelle religiöse Leben der Stadt Sondershausen gegeben werden. Geplant sind zudem die Besichtigung der dortigen Fürstengruft und die Besteigung des Turmes. – Der Nordthüringer Verband Heimatkultur i.G. bittet um Weitergabe der Information über diese Veranstaltung an Interessierte, was hiermit gern geschehen ist. Vorherige Anmeldungen zum Tag der Heimatgeschichte sind nicht nötig! Bei der Präsentation von Veröffentlichungen mögen jedoch bitte zuvor die dafür nötigen Bedarfsangaben mitgeteilt werden (Tel. 036020 / 88830). Die Tagungsgebühr beträgt 4,00 Euro pro Person. Der Heimatverein ARATORA ruft besonders die Geschichtsfreunde aus dem Altkreis Artern um Teilnahme an dieser Veranstaltung in der Kreisstadt Sondershausen und um Unterstützung des Nordthüringer Verbandes Heimatkultur i.G. auf! – Zudem mögen sich Heimatfreunde auch den darauffolgenden Sonnabend, also den 13. Mai 2017 terminlich vormerken. Dann findet um 14.00 Uhr in der Kirche St. Kilian im Arterner Ortsteil Schönfeld eine Andacht anlässlich der Beendigung der grundlegenden Sanierung des barocken Altars statt, am dem Diplom-Restauratorin Bianca Witte-Schäfer monatelang gearbeitet hat. Zudem konnte der Chorraum wiederhergestellt werden. Aus diesem Anlass werden auch Vertreter aus der Partnergemeinde Needar, einem Ortsteil von Willingen in Nord-Hessen, teilnehmen. Und wie immer haben die Schönfelder Kirchenfrauen sicherlich auch diese Veranstaltung hervorragend vorbereitet und laden zudem zu Kaffee und Kuchen sowie sicherlich angenehmen Gesprächen in dem mehr und mehr der Wiederherstellung zustrebenden Gotteshaus ein.


Modellbahn

Dienstag, 25. April 2017

Wie jeden Abend zehn vor sieben im MDR bemühte sich auch am 17. März 2017 das Sandmännchen, die lieben Kleinen in die Betten zu bringen. Nach dem obligatorischen Filmchen und getaner Arbeit durch großzügiges Ausstreuen von virtuellem Schlafsand machte sich der stop-motion-animierte Bartträger wieder auf die Socken und bestiegt ein diesmal echt historisches Teil seines umfangreichen Fuhrparks: eine knallgelbe Postkutsche. Mit zwei PS vor dem hölzernen Gefährt entschwand der kleine Mann winkend vom Bildschirm! Noch am selben Abend meldete sich ein befreundeter Heimatforscher, dessen Spezialgebiet auch Postmeilensteine umfasst, per Email und machte die geneigte Leserschaft in Wort und Bild begeistert darauf aufmerksam, dass ein ebensolches Kleindenkmal, liebevoll als detailreiche Dekoration ins Bild gestellt, im Abspann der gerade beendeten Sandmännchen-Sendung zu sehen war, eben als dieser im Abspann auf der Kutsche das Weite suchte. Diese kleine amüsante Geschichte über die Liebe zu Denkmalen und der Denkmalpflege im Allgemeinen bzw. zu Postsäulen im Speziellen wäre nicht der Rede wert, hätte nicht kürzlich ein Foto aus der Oberlausitz den Weg zum Heimatverein ARATORA gefunden, das gleichfalls Parallelen zu Kleindenkmalen aufweist, hier zu zwei Arterner Gedenksteinen! – Wenn das Kind im Manne durchkommt, kann es nämlich sein, dass die Modelleisenbahn wieder einen höheren Stellenwert gewinnt. Dann wird gebastelt und geschraubt, und es können sämtliche Möglichkeiten zur Dekoration einer ordinären Spanholzplatte gehörig ausgelebt werden. Große Teile sind oft schnell gesetzt, doch der Reiz liegt bekanntlich im Detail: beim genaueren Betrachten des besagten und hier wiedergegebenen Bildes zeichnen sich nämlich recht vertraut erscheinende Konturen ab: ein hoher schmaler Obelisk und ein eher kastenförmiger grauer Stein. Diese modellhafte Ehrerweisung zwischen Schienen und Weichen im Format H0 zeigt den Lutherstein von 1819 sowie den Friedensstein von 1871 in Artern. Mit diesen beiden Modellen kann besagte, sich in Sachsen bei Unstrutbuch-Mitautor Hans-Joachim Büchner befindliche Modellanlage ganz bestimmt ein weltweites Alleinstellungsmerkmal für sich beanspruchen! Schön, dass man sich auch in der Ferne mit solch einmaligen Reminiszenzen an die alte Heimatstadt an der Unstrut erinnert, auch wenn es diesmal noch nicht für das Buch der Rekorde (Guinness World Records) ausreicht.


CG 1/2017

Freitag, 21. April 2017

Mit der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Computergenealogie“ (Heft 1/2017) liegt wiederum eine sehr ansprechende und spannende Veröffentlichung für Familienforscher und Historiker vor (unser Bild). Schwerpunkt sind diesmal „Ahnen vor Gericht“, die auch gleich im ersten Artikel „Von Nachbarschaftsstreit bis Straßenraub“ aktenmäßig thematisiert werden. Es folgt als weiterer juristisch relevanter Bericht „Angeklagt wegen Hexerei“, der aufzeigt, dass „Hexen“ gar nicht so selten wie vielleicht gedacht in Unterlagen von Ahnenforschern auftauchen können. In „Wer ist der Vater?“ wird dann auf die historische Problematik unehelicher Kinder, deren mutmaßlicher Erzeuger sowie die damit zusammenhängender Schwierigkeiten für Genealogen eingegangen. Ergänzt wird das Hauptthema des neuen Heftes mit Leserbeiträgen über Verwandtschaften in alten Gerichtsakten. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch das „Deutsche Steckbriefregister“ mit 150.000 Einträgen, das kurz vorgestellt wird. In dieselbe Richtung zielt das gleichfalls präsentierte DES (Datenerfassungssystem), in dem rund 200.000 historische Personen gespeichert sind, die „in irgendeine Form in Gaunergeschichten oder Kriminalfälle involviert waren.“ Es folgen Kurznachrichten, die Vorstellung der Projekt-Koordinatorin für das Archivportal-D am Landesarchiv Baden-Württemberg, weiterhin Informationen zur Familienforschung in den Niederlanden sowie die Vorstellung der Software „Der Stammbaum 8.0 Premium“. Kurzmeldungen und Leserpost beenden das aktuelle und wie gehabt wiederum sehr empfehlenswerte Heft „Computergenealogie“ 1/2017 (fünf Euro im Quartal, die sich wirklich lohnen!). Näheres auf http://compgen.de/. Das nächste Heft erscheint am 16. Juni 2017 mit dem Schwerpunkt „Wo unsere Ahnen lebten…“.