Artern

Zur freundlichen Beachtung (neue Publikationen, Spendenaktionen, Archivwesen) & Aktuelle Meldungen zur heimatkundlichen Arbeit (einmal wöchentlich)

Verwandtschaftsbezeichnungen

Dienstag, 16. Mai 2023

Einen kompakten Einstieg in die Grundlagen der Familienforschung bzw. zur Vertiefung genealogischer Verhältnisse gibt die kürzlich in 3. Auflage vom „Roland zu Dortmund - Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft e.V.“ publizierte Broschüre „Verwandtschaftsbezeichnungen und Verwandtschaftsgrade - Hilfen für die Familiengeschichtsforschung“ (unser Bild). Die äußerst informative Schrift von Heiko Hungerige bringt auf 39 Seiten zahlreiche Aspekte familiärer Relationen und die damit im Kontext stehenden Abstammungs- bzw. Verwandtschaftsverhältnisse in ihren komplexe Strukturen. Die Broschüre ist eine primär für Genealogen verfasste Handreichung für die Arbeit zur Familien- und Personengeschichte, wobei sich aber auch Interessierte über die oftmals komplizierten Systeme der Verwandtschaftsbeziehungen gut informieren lassen können. Nachstehend die Titel der 20 dort veröffentlichten Artikel: Verwandtschaftsbezeichnungen und -grade (Deutsch); Verwandtschaftsgrade nach altem und neuem Kirchenrecht; Juristischer Verwandtschaftsgrad; Biologischer Verwandtschaftsgrad: Verwandtschaftskoeffizient (R) und Inzuchtkoeffizient (F); Berechnung des Inzucht- und Verwandtschaftskoeffizienten über eine Pfadanalyse; Varianten konsanguiner Ehen; Vetter, Oheim, Base, Muhme, Neffen, Nichten, Cousins und Cousinen; Verwandtschaftsbezeichnungen und -grade (Englisch); Verwandtschaftsbezeichnungen (Vergleich Deutsch – Englisch); Englische Verwandtschaftsbezeichnungen; Relationship Chart (Englisch); Englischsprachige Verwandtschaftsbeziehungen mit WolframAlpha besser verstehen; Lateinische Verwandtschaftsbezeichnungen; „Stammbaum der Blutsverwandtschaft“ (1886); „Stammbaum der Schwägerschaft“ (1886); Liste lateinischer Verwandtschaftsbezeichnungen; Verwandtschaftsbezeichnungen und -grade nach langobardischem, salischem und ribuarischem Recht; Verwandtschaftsbezeichnungen Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch; Verwandtschaftsbezeichnungen Kroatisch und Norwegisch; Verwandtschaftsbezeichnungen in anderen Sprachen. - Ein über zweiseitiges Literaturverzeichnis ergänzt die wichtige Veröffentlichung, die trotz ihres überschaubaren Umfang eine Fülle von Informationen bietet, die die Arbeit mit historischen Quellen und besonders die familiären Verhältnisse begreifbar und nachvollziehbar macht. Die Broschüre kann hier kostenlos im PDF-Format heruntergeladen werden (ca. 4 MB): https://roland-zu-dortmund.weebly.com/aktuelles/verwandtschaftsbezeichnungen-und-verwandtschaftsgrade


Grabstein 1850

Dienstag, 9. Mai 2023

Es ist eines der höchsten Einzeldenkmale auf dem Arterner Friedhof – das Grabmal der Marie Sophie Elisabeth Walter aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Rund vier Jahre sind vergangen, nachdem der rund zwei Tonnen schwere Stein 2019 von seinem Altstandort weichen musste, nachdem Erdbewegungen oberhalb der Grabstätte Romeiß dessen Standfestigkeit bedrohten. In Einzelteile zerlegt befand sich danach das Objekt auf dem Städtischen Bauhof, als der Heimatverein ARATORA dessen Wiederherstellung initiierte. Widrige Umstände verzögerten die Sanierung leider bis zum Frühjahr 2023, ehe sich der Steinmetzbetrieb Marko Gödicke in Artern der Renovierung wie folgt annehmen konnte: Reinigung und Verfestigung des Korpus, Nachziehen und Farbgestaltung der Inschriften sowie Aufstellung an einem neuen Standort, die am 3. Mai 2023 erfolgte. Nunmehr grüßt der hohe Stein auf halbem Wege zwischen Haupteingang des Friedhofes und der Feierhalle. - Die auf dem Grabstein namentlich Verewigte Marie Sophie Elisabeth Walter (1796-1850) war die Ehefrau des Arterner Schiffseigners sowie Pächters des Ziegelwerks in der Unstrutstraße Christian Wilhelm Walter und erlag vor 173 Jahren der Cholera. Beide lebten im Wohnhaus Reinsdorfer Straße 2 neben der Brücke über die Unstrut. - Mit der Sanierung und Neuaufstellung wurde ein für den Arterner Friedhof wichtiges Einzeldenkmal aus der Frühzeit dieses Gottesackers (Einweihung 9. Juni 1833) erhalten. Die Finanzierung dieser Maßnahme erfolgte komplett mit Eigenmitteln des Heimatvereins ARATORA, der sich über künftig regen Besuch dieses alten Steins besonders freut! Zum Schluss noch ein besonderer Dank an Steinmetz Marko Gödicke, der die fällige Rechnung mit folgender Begründung nicht unerheblich herabsetzte: „Das erforderliche Fundament zum Wiederaufstellen des Denkmals wird nicht berechnet. Es ist unser Beitrag zum Erhalt der alten Grabmale.“


Müntzer-Denkmal

Dienstag, 2. Mai 2023

Große Ereignisse werfen lange Schatten voraus, so bereits jetzt – zwei Jahre vor dem 500. Jubiläum des Bauernkrieges 2025. Die Sonderausstellung im Regionalmuseum Bad Frankenhausen „Aufbruch bis zum Ende – 500 Jahre Bauernschlacht bei Frankenhausen. Ein Ereignis prägt Stadt und Region“ bereitet Geschichtsinteressierte darauf vor. Die neue Schau wird am Mittwoch, 10. Mai feierlich eröffnet. Die Plattform bauernkrieg2025.de informiert darüber: „Im Frühjahr des Jahres 1525 erfasste auch den thüringischen Raum ein Ereignis, dass in die Geschichte als der „Deutsche Bauernkrieg“ eingegangen ist. Unter dem Einfluss des Pfarrers und Reformators Thomas Müntzer und seiner Anhänger kristallisierten sich mit Mühlhausen und Frankenhausen zwei Städte als Zentren des Aufruhrs heraus. Im Unterschied zu manch anderen Zentren im deutschsprachigen Raum beteiligte sich in der nordthüringischen Kleinstadt Frankenhausen die übergroße Mehrheit der Einwohner am Aufruhr und verbündete sich mit den aufständischen Bauern und Landbewohnern der gesamten Kyffhäuserregion. […] Das Charisma und der unbedingte Wille eines Thomas Müntzer, den Aufruhr zum Erfolg zu führen, ließen keinen Raum für Kompromisse. Am 15. Mai 1525 führte dies zu einer entscheidenden wie blutigen Niederlage der Aufständischen. [...]. Unter dem Titel „Bauernschlacht bei Frankenhausen 15. Mai 1525 – ein Ereignis prägt eine Stadt und Region“ wird das Regionalmuseum die offizielle Landesausstellung Thüringens „freiheyt 1525 – 500 Jahre Bauernkrieg“ 2025 begleiten. Das Regionalmuseum ist Partner der Landesausstellung. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft deutscher Bauernkriegsmuseen beteiligt sich das Regionalmuseum an der gemeinsamen Wanderausstellung „Aufbruch bis zum Ende“. Anhand von ehedem am Aufruhr beteiligten Personen stellt jedes Mitgliedsmuseum einen Bezug zu den Bauernkriegsereignissen seines Ortes und seiner Region her. Die Wanderausstellung verknüpft auf diese Weise die herausragenden Ereignisse des Bauernkrieges miteinander. - Seitens des Regionalmuseums wird die Sonderausstellung mit einem Einblick in die Vorbereitungen für das Gedenkjahr 2025 verknüpft. Im Mittelpunkt steht die Präsentation von Objekten zur Rezeptionsgeschichte des Bauernkrieges in und um Bad Frankenhausen, die dem Museum in den zurückliegenden Jahren übereignet oder leihweise zur Verfügung gestellt wurden. Ergänzt wird die Präsentation mit Objekten aus nun mehr als 100 Jahren Sammeltätigkeit des 1922 gegründeten Regionalmuseums. Begleitet wird die Sonderausstellung von Vorträgen und Führungen.“ - Auch in Artern soll in absehbarer Zeit an den glücklosen Bauernanführer erinnert werden. So wird die Gedenktafel aus DDR-Zeiten am Wohnblock Thomas-Müntzer-Straße 1-4 gereinigt und die Schriftzüge farblich erneuert. Zu gegebener Zeit wird außerdem näher auf relevante Überlieferungen eingegangen, die Eduard Jacobs und Gustav Poppe im Aufsatz „Die Betheiligung von Artern und Umgegend am Münzer'schen Bauernaufruhr“ niedergeschrieben haben. - Unser historisches Bild zeigt das 1955 errichtete Denkmal für Thomas-Müntzer im Stadtpark Stolberg/Südharz, seinem Geburtsort.


Taternlinde

Dienstag, 25. April 2023

Ernsthaft betriebene orts- bzw. heimatgeschichtliche Tätigkeit führt unweigerlich irgendwann auch zur Flurnamen-Thematik und in der Folge fast unweigerlich zum Flurnamen-Projekt an der Uni Jena bzw. dem dort ansässigen Flurnamen-Portal. Dieses Projekt befasst sich mit der Digitalisierung und Aufbereitung der Belegsammlung des Thüringischen Flurnamen-Archivs der Friedrich-Schiller-Universität sowie der Erforschung der thüringischen Flurnamen-Landschaft. Die Digitalisierung des Flurnamen-Archivs sowie die Verknüpfung mit GND-Daten ermöglichen die weitere Befassung mit den Flurnamen Thüringens durch Wissenschaftler und Laien gleichermaßen. Die bereits digitalisierten Belege sind online abrufbar, so auch die Namen der Flur Artern und weiterer Orte der Umgebung. - In einem Aufruf von vor einigen Tagen wird nun wie folgt um Mitarbeit gebeten: „… neben der Arbeit am Thüringischen Flurnamen-Portal und der Unterstützung von ehrenamtlichen Sammlern ist es uns ein großes Anliegen, die Flurnamenforschung auch im wissenschaftlichen Diskurs weiter zu etablieren. Aus diesem Grund werden Barbara Aehnlich und David Brosius Ende des Jahres in Mainz auf der Tagung „Namen und Politik“ mit einem gemeinsamen Vortrag vertreten sein. Der geplante Beitrag soll jene Flurnamen vorstellen und untersuchen, die die Erinnerung an Örtlichkeiten bewahren, die früher mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen und ethnischen Minderheiten in Verbindung gebracht wurden. Beispiele wären etwa Flurnamen wie Judenbach, Tatarkreuz oder Zigeunergrund. - Für unser Vorhaben möchten wir um Ihre Mithilfe bitten. Sind Ihnen Flurnamen mit einem (wenn auch nur vermeintlichen) direkten Verweis auf Juden, Sinti oder Roma bekannt? Haben Sie eventuelle Hinweise auf Erstnennungen oder sonstige Quellen und Arbeiten, die sich mit diesen Namen beschäftigt haben? Dann nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf (flurnamen[at]uni-jena.de). Wir sind an jeglicher Zuarbeit interessiert.“ - Unser Foto zeigt zwar keinen Flurnamen-Nachweis als namentliche Urkunde, dennoch ein relevantes sachlich-botanisches Objekt zur Thematik: die etwa 250jährige Taternlinde am Solquell bei Auleben in Nachbarkreis Nordhausen (Foto: Manfred Schröter, Berga/Kyffh.). Dort durfte das fahrende Volk einst drei Tage lang lagern.


Grabtafel Dänert

Dienstag, 18. April 2023

Eine schlichte Grabtafel an der südlichen Friedhofsmauer erinnert an eine Persönlichkeit der jüngeren Arterner Salinengeschichte: Hermann Dänert (1857-1936) sowie dessen Ehefrau Berta. geb. Staudte (1860-1951). Allerdings hat der Zahn der Zeit das inzwischen 87 Jahre dort prangende Erinnerungsmal bereits sichtlich gezeichnet (unser Bild). In Absprache mit der Friedhofsverwaltung wird die Tafel auch deswegen auf Initiierung des Heimatvereins ARATORA demnächst abgenommen und sichergestellt. Nach Begutachtung soll das Objekt soweit wie möglich saniert und somit für die Zukunft erhalten werden. Die Tafel könnte dann an einer noch festzulegenden Stelle neu angebracht werden und so weiterhin an den Verblichenen erinnern. Der hatte zu Lebzeiten das Amt eines Bergobersekretärs inne und war in leitender Position bei der Saline-Verwaltung angestellt. Über seinen Beruf hinaus wurde Hermann Dänert als Autor bekannt. Er verfasste die Gedenkschrift „200 Jahre Saline Artern 1728-1928“, dem Salzwerk anlässlich dessen 200-Jahrfeier vom 14. bis 16. Juli 1928 gewidmet, die in offenbar recht hoher Auflage gedruckt worden war. Deswegen findet sich besagte Broschüre noch heute in nicht wenigen heimischen Haushalten. Als knappe, dennoch historisch wichtige Darstellung wurde die Abhandlung auch in das vom Heimatverein ARATORA 2013 veröffentlichte Konvolut „Beiträge zur Geschichte der Saline in Artern vom 15. Jahrhundert bis 1928“ aufgenommen. - Besagte Grabtafel ist die einzige auf dem Arterner Friedhof, die noch an einen höheren Beamten der Saline erinnert, gleichwohl über Leben und Schaffen von Hermann Dänert bislang nicht allzu viel bekannt ist. Hierzu bietet sich die Auswertung einer Akte im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz an, die Personalakte „Dänert, Hermann; Sekretär“ betreffend. Darüber hinaus sollten die beiden damals in Artern erschienenen Tageszeitungen weitere Details aus dem Leben von Hermann Dänert liefern. - Die Sicherstellung und Renovierung der Grabtafel des Ehepaares Dänert ist auch im Kontext zum anstehenden 300. Jubiläum der Saline Artern 2028 zu sehen. Im Vorfeld dieses Jubiläums gibt es bereits jetzt Ansätze für eine angemessene Würdigung.


Nostalgie-Kalender 2024

Dienstag, 11. April 2023

Nur noch gut fünf Monate dauert es, bis die neue Ausgabe des Arterner Nostalgie-Kalenders für das Jahr 2024 veröffentlicht wird. Aktuell wurden die letzten Korrekturen in der PDF-Fassung ausgeführt, sodass nunmehr der Kalender als druckfähige Datei jederzeit in die Herstellung gehen kann. - Der neue Kalender erscheint als Jubiläumsausgabe und stellt die mittlerweile zehnte fortlaufende Ausgabe dar! Seit 2015 sind fast dreitausend Einzelexemplare verkauft worden und haben hoffentlich das Heimatgefühl in Artern und in der Ferne gestärkt. Das Layout wurde seither nicht geändert, sodass auch 2024 alle zwei Wochen ein neues Blatt umgeschlagen werden muss. Die im nächsten Kalender genutzten Bilder zeigen Artern gegen Mitte der 1990er Jahre und wurden vom Einbecker Ehrenbürger Walter Wilhelm Funcke fotografiert. Insgesamt werden 32 Aufnahmen auf 28 Seiten präsentiert. Unser Bild zeigt die Dezember-Seite 2024 mit Blick von der Johannisstraße zum Rathaus. - Als Erstverkaufstermin steht der Zwiebelmarkt fest, zuvor evtl. schon im September, falls in Artern ein Heimattag stattfinden sollte.


Heinroth Stammbaum

Dienstag, 4. April 2023

Eine Bitte des befreundeten Heimat- und Geschichtsvereins „Goldene Aue“ um Unterstützung aufgreifend, wurde kürzlich Kontakt nach Südamerika aufgenommen. Aus Paraguay abgesendet, lag zunächst nur die Bitte eines Interessierten über Mitteilung vorhandener Publikationen zur Geschichte der Goldenen Aue vor. Auf Nachfrage seitens des Heimatvereins ARATORA stellte sich jedoch außerdem heraus, dass der Absender historische Vertreter des Familiennamens Heinroth sucht, der sich mit zahlreichen urkundlichen Nachweisen auch in den beim Arterner Heimatverein vorliegenden Stammbäumen findet. Allerdings sind noch keine Belege für eben jenen Zweig, der in Paraguay gesucht wird (unser Bild), vorhanden, wobei es in erster Linie um gemeinsame Vorfahren in Edersleben und Artern vom 17. bis 19. Jahrhundert geht. - Aufgabe ist es nun, diesen bislang fehlenden Familienzweig mit Belegen nachzuweisen und genealogisch zuzuordnen. Diese an sich schon historisch reizvolle Aufgabe wird von den teils hochinteressanten Lebensgeschichten der im Stammbaum aus Paraguay vermerkten Lebenswege zeitlich jüngerer Personen des 20. Jahrhunderts in Europa, Afrika und Amerika forciert. Bis zum Sommer 2023 sollen die genealogische Suche und Zuordnung abgeschlossen sein, sodass dann die Stammbäume aus Südamerika und Artern hoffentlich möglichst lückenlos zusammengeführt werden können. Wer zudem Material zur Familiengeschichte der Heinroths in der Goldenen Aue und darüber hinaus beitragen kann und möchte, möge sich bitte melden!


Band 7 Eile

Dienstag, 28. März 2023

Eher im Stillen arbeitend, dennoch äußerst fleißig und produktiv, hat sich Michael Eile aus Erfurt bereits seit etlichen Jahren der Geschichte der Schifffahrt auf der oberen Saale und Unstrut gewidmet und darüber publiziert. Dieser Tage erschien der siebente Band (420 Seiten, 83 Abbildungen und Dokumente) seiner auf zehn Bücher angesetzten historischen Darstellung zu diesem Thema. Dazu hat der Autor erneut zahlreiche historische Quellen ausgehoben, Kontakte zu Archiven, Museen und Privatleuten geknüpft sowie Feldarbeit vor Ort geleistet. Die daraus resultierenden Erkenntnisse hat er ausgewertet und darüber veröffentlicht. Sein dieser Tage erschienenes, jüngsten Buch, gleichzeitig Band 7 der Reihe „Die Schifffahrt auf der oberen Saale und Unstrut“, trägt den Titel „Auf dem Gipfel des Erfolgs - Die Ereignisse der Jahre 1872 bis 1889“ (unser Bild). Zeitlich gesehen umfasst diese Periode demnach die Jahre zwischen Reichsgründung und Bau der Unstrut-Eisenbahn. - In der Pressemitteilung wird dies wie folgt beschrieben: „Mit der Gründung des Wilhelminischen Kaiserreiches erreichte die Schifffahrt auf der oberen Saale und Unstrut hinsichtlich der transportierten Gütermengen ihren Höhepunkt. Im Dienste der voranschreitenden Industrialisierung fanden hier hunderte von Schiffern stromauf und stromab Lohn und Brot. Zuckerfabriken, Eisengießereien, Kalkbrennereien, Ziegeleien, Textil- und Papierfabriken sowie zahlreiche Kohlengruben waren in der Region wie Pilze aus dem Boden geschossen und auch die Auftragslage der vielen Steinbruchbetriebe entlang der Unstrut war zu Beginn der „Gründerjahre“ hervorragend. Die Schiffbaumeister und Schiffszimmerleute in der Stadt Nebra a. d. Unstrut konnten jedes Mal mit Stolz aufblicken, wenn wieder ein neues, verbessertes Schiff mit Musik und festlicher Stimmung vom Stapel gelassen wurde. Seit einem dreiviertel Jahrhundert gab es nun schon diese Welt, doch sie war höchst gefährdet. Im Herbst 1887 begann der Bau der schon lange geplanten Unstrut-Eisenbahn. Als diese schließlich am 1. Oktober 1889 ihre Fahrt aufnahm, wurde damit das Ende einer Ära eingeläutet. Die in Nebra gegründete Vereinigung der Schiffseigner an der oberen Saale und Unstrut versuchte zu retten, was zu retten war.“ - Das neue Buch von Michael Eile erschien im Ringelbergverlag Erfurt und kostet 39,90 Euro. Erhältlich sind auch noch die vorherigen Bände der genannten Reihe, als das wären: Band 1: Die Schifffahrt auf der oberen Saale und Unstrut früher und heute; Band 2: Die Geschichte der Schifferfamilie Werner aus Roßleben 1918 bis 1975; Band 3: Die Fahrgastschifffahrt von 1964 bis 1992 (Die Geschichte des Schiffsführers Gerhard Krieg aus Weißenfels); Band 4: Die Fahrgastschifffahrt von 1994 bis heute; Band 5: Kaufleute - Kaffenkähne - Kleinstaaterei. Dokumente und Zeitungsberichte aus den Jahren 1778 bis 1846; Band 6: Kohle - Steine - Zuckerrüben. Auf den Spuren der Industrialisierung von 1847 bis 1871.


CG 1-2023

Dienstag, 21. März 2023

Das Quartalsende steht vor der Tür, was insbesondere für Familienforscher bedeutet, dass die neue Ausgabe der Zeitschrift „Computer-Genealogie“ erscheint und damit wieder interessanter Lesestoff rund um dieses Hobby geboten wird. Die aktuelle Ausgabe des Magazins (unser Bild) beschäftigt sich im Schwerpunktthema diesmal mit „Kleinen Konfessionen“, d. h. mit religiösen Glaubensbekenntnissen jenseits der Credos der dominierenden evangelisch-lutherischen und römisch-katholischen Kirche. - Der einleitende Artikel klärt zunächst über die reformierten Kirchen auf und bietet mittels Karte einen guten Überblick über deren Verbreitung in Deutschland. Danach werden die Altlutheraner als reformierte Gruppe unter den Protestanten vorgestellt, gefolgt von einem Porträt der Herrnhuter Brüdergemeine. Es schließt sich an ein Bericht über die Optionen zur Auffindung von Kirchenbüchern außerhalb der großen Glaubenskonfessionen. - Im computergenealogischen Teil wird die Anwendung webtrees vorgestellt, weiterhin werden Ideen für die Forschung mit CompGen-Dateien unterbreitet. Etwas exotisch wird es anschließend, wenn die Familienforschung in der Türkei im Fokus steht, zumal eine Homepage der türkischen Regierung Recherchen im dortigen Zivilstandsregister möglich macht. Das immer wieder aufflammende Thema der DNA-Genealogie wird im Folgenden aufgegriffen, gekoppelt mit der Auswertung von relevanten Befragungen. Im historischen Teil kommt das sog. Bauernlegung zur Sprache und der Kampf König Friedrichs des Großen gegen die damit verbundene Abtretung bäuerlicher Höfe an die Grundherren. Nach einer Buchbesprechung wird ein Poesiealbum als historisches Familienerbstück vorgestellt, ehe Leserbriefe und Kurznachrichten das aktuelle Heft der Zeitschrift „Computer-Genealogie“ beschließen. - In der nächsten Ausgabe, die Mitte Juni 2023 erscheint, wird sich das Hauptthema mit Leben und Tod der Ahnen beschäftigen.


Grabstein teillsaniert

Dienstag, 14. März 2023

Mitunter ziehen sich geplante Vorhaben unnütz in die Länge, ohne dass die Initiatoren an den eingetretenen Umständen viel ändern können. So geschehen bei der schon seit längerem avisierten Sanierung des historischen Grabsteins der Sophie Marie Elisabeth Walter (1796-1850), der 2019 von seinem angestammten Platz oberhalb der Grabstätte Romeiß auf dem Arterner Friedhof aus Sicherheitsgründen entfernt worden und seither in Einzelteilen auf dem städtischen Bauhof eingelagert war. Vergangenes Jahr erfolgte dann auf Initiative des Heimatvereins ARATORA der Abtransport in die Steinmetzwerkstatt von Marko Gödicke in Artern, wo das rund zwei Tonnen schwere Grabmal endlich seine ersten Aufhübschung bereits hinter sich hat (unser Bild). So wurde zunächst der gesamte Korpus intensiv gereinigt, sodass die bislang nur noch mit Mühe entzifferbare Schrift endlich wieder zutage kam. Diese wurde akkurat mit der Reißnadel nachbehandelt. Nach der Aushärtung des Steins werden die Schriftzüge noch farblich hervorgehoben, dann erfolgt die Neuaufstellung des Denkmals an exponierter Stelle auf dem Arterner Friedhof, voraussichtlich nach Ostern. - Die damaligen Umstände, die letztlich zur Herrichtung des Grabmals von Sophie Marie Elisabeth Walter führten, waren tragisch. Sie erlag im Sommer 1850 der in Artern wütenden Cholera. Diese ist eine infektiöse und meist epidemisch auftretende Krankheit, ausgelöst durch das Bakterium Vibrio cholerae, das im Darmtrakt ein Gift bildet, welches Durchfall und Erbrechen auslöst. Diese bedingen lebensgefährlichen Flüssigkeitsverlust, der oft zum Tode führt. Ausgelöst wird die Cholera meist durch verunreinigtes Trinkwasser oder verseuchte Nahrungsmittel. Unbehandelt ist eine schwere Cholera in mehr als fünfzig Prozent der Fälle tödlich. Verbreitet tritt Cholera dort auf, wo Menschen unter ungünstigen und sozial schwierigen Umständen leben, so durch beengtes Zusammenleben, bei mangelhafter sanitärer Situation oder bei unzumutbaren hygienischen Verhältnissen. - Aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend, trafen diese Ursachen auf die Verstorbene zwar eher nicht zu, dennoch wurde Marie Sophie Walter Opfer der heimtückischen Seuche. Ihr hinterlassener Ehemann war der hiesige Ziegeleibesitzer und Schiffseigner Christian Wilhelm Walter. Dieser ließ im Andenken an seine früh verstorbene Gattin den nunmehr bald wieder zugänglichen Grabstein errichten; übrigens einer der nur noch wenigen erhaltenen Denkmale aus der Frühzeit des Arterner Friedhofes (Weihe 1833). Nach Auskunft des Steinmetzmeisters besteht das prächtige Grabmal aus Nebraer Sandstein.


Des Kaisers Herz

Dienstag, 7. März 2023

Historisch äußerst verheißungsvolle Nachricht kommt aus dem Tal der Unstrut, eine neue und umfangreiche Sonderausstellung mit begleitenden Veranstaltungen ankündigend! Unter dem Titel „Des Kaisers Herz – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen“ (unser Bild) wird vom kommenden Sonnabend an und bis 31. Oktober 2023 diese Exposition im Kloster Memleben präsentiert. In der Vorankündigung heißt es: „Elemente des ursprünglichen monumentalen Kirchenbaus der Klosteranlage des 10. Jahrhunderts haben die Zeit überdauert. Die Kirchenruine einer zweiten Klosteranlage beherbergt eine spätromanische Krypta, die nahezu im Originalzustand erhalten ist. Heute können Besucher im Kloster Memleben Ruhe suchen, eine Auszeit nehmen und die Aura der beeindruckenden Anlage nachspüren. Gleichzeitig lädt das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben aber auch zu einer Erlebnisreise durch die Zeit ein, die im Jahr 2023 eine neue Dimension erreichen wird. Unter dem Titel „Des Kaisers Herz – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen“ erhalten die Besucher ganz besondere Einblicke in die Vergangenheit.“ […] „Auch nach 1050 Jahren konnten die genauen Umstände vom Tod Ottos des Großen in Memleben nicht ausreichend geklärt werden. Das Herz und die Innereien des Kaisers wurde laut der Chronik des Thietmar von Merseburg am Sterbeort bestattet. Doch wo? Warum ist es nicht auffindbar, hat man immer an den falschen Stellen gesucht? - Der heute so beschauliche Ort Memleben, ganz idyllisch im Unstruttal gelegen, gibt noch immer viele Rätsel auf. Denn nicht nur Kaiser Ottos Herz ist verschwunden, sondern auch die komplette Pfalzanlage, die der Herrscher mit samt Gefolge im 10. Jahrhundert regelmäßig aufsuchte. - Das Kloster lädt zu einer Erlebnisreise durch die Zeit ein, die im Jahr 2023 eine neue Dimension erreicht. Unter dem Titel „Des Kaisers Herz – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen“ eröffnet die Sonderschau ganz besondere Einblicke in die Vergangenheit. Modernste Technik lässt zwei mittelalterliche Kirchenruinen vor Ihren Augen wieder erstehen. Spannende Fundstücke der jüngsten archäologischen Grabungen werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Fachkundige Sonderführungen mit Grabungsbegehung machen die Spurensuche am historischen Ort unvergesslich.“ - Es ist davon auszugehen, dass im kommenden reichlichen Halbjahr zahlreiche Interessierte den Wegs ins heimische „Tal der Könige“ finden, um mehr über neueste archäologische Erkenntnisse zu zu erfahren. Wegen Details und Veranstaltungen wird auf die Homepage von Kloster Memleben verwiesen.


Gustav-Adolf-Straße 7

Dienstag, 28. Februar 2023

Dieser Tage vor 120 Jahren fassten die Arterner Stadtverordneten eine wichtige Entscheidung, die Erweiterung der kommunalen Wohnsituation betreffend: „Die Baufirma Krause hierselbst beabsichtigt, auf dem Grundstücke zwischen der Kalb’schen Tischlerei und der Reuß’schen Fabrik im Frühjahr [1903] mehrere Wohnhäuser zu errichten und zwei Straßen neu anzulegen. Die Versammlung genehmigte nach Entgegennahme des Baukommissionsberichts das Krause’sche Projekt.“ (Die benannte Reuß’schen Fabrik ist die Kyffhäuserhütte und die Kalb’schen Tischlerei befand sich oberhalb der vormaligen Polizei.) - Was hier als knappe Zeitungsmitteilung in wenige Zeilen gepackt wurde, betrifft also nichts weniger als die Schaffung der Gustav-Adolf-Straße bzw. Hüttenstraße, damals Roon-Straße. Die das Projekt einreichende Baufirma von Paul Krause war damals in der Wasserstraße 11 ansässig, dessen Inhaber verzog später dann selbst in der Gustav-Adolf-Straße. Ebenfalls 1903 kam südlich der neu zu errichtenden Wohnbauten die katholische Bonifatiuskirche hinzu. Als Kuriosum sei erwähnt, dass sich der Eingang ins zugehörige Pfarrhaus nach wie vor in der Gustav-Adolf-Straße befindet, die den Hauptvertreter des deutschen Protestantismus während des Dreißigjährigen Krieges namentlich ehrt. - Unser historisches Bild zeigt das Wohnhaus Gustav-Adolf-Straße 7 aus der Sammlung unseres Vereinsmitglieds Hans-Joachim Büchner aus Weißwasser.


Auswanderungsagent Poppe

Dienstag, 21. Februar 2023

Heimatgeschichtsforschung braucht nicht nur angemessenen Output in der Öffentlichkeit auf Veranstaltungen oder mittels Publikationen, vor allem werden Personen benötigt, die fleißig und oft im Hintergrund wirkend Akten wälzen, Erkenntnisse aus diesen extrahieren, bearbeiten und weiterleiten. Seit langer Zeit schon hat der Heimatverein ARATORA eine solche „Wasserträgerin“ in Sangerhausen, die eben diese Aufgabe übernommen hat. Ihr Name: Christine Stadel, ihre Passion: historische Zeitungen. Bereits viele Jahrgänge der Sangerhäuser Zeitung wurden von ihr durchgeackert und auf interessante bzw. wissenswerte Artikel hin untersucht. Diese werden von ihr fotografiert, danach die Bilddateien zeitlich und sachlich benannt sowie an eine nicht geringe Anzahl von Heimatfreunden in der Region per Email verschickt, so auch nach Artern. Im Laufe der Zeit haben sich zahlreiche lokale und regionale Informationen angesammelt, die sonst vergessen worden wären bzw. mittlerweile vergessen worden sind, und die nun mit wenigen Klicks abgerufen werden können. Es handelt sich bei den von Christine Stadel gelieferten Informationen zumeist um zeitgenössische kommunale bzw. kommunalpolitische Details, geschichtliche Darstellungen, Kriminalfälle und Kuriositäten aus Artern. (Für letztere Positionen sind einige Kostproben bereits insofern eingeplant, als diese während der nächsten Sommerferien hier veröffentlicht werden sollen). - Aber auch als Autorin ist Christine Stadel im vergangenen Jahrzehnt hervorgetreten, so mit Büchern zur Personengeschichte aus dem Raum Mansfeld-Südharz als Schwerpunkt. Ihre jüngste Veröffentlichung, als Mitautorin von Peter Gerlinghoff, widmet sich „Sangerhäuser Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Namen und Hintergründe“. - Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass die Lehrerin im Ruhestand und Mitglied im befreundeten Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue noch recht lange ihrer heimatkundlichen Arbeit nachgehen und Geschichtsfreunde in Nah und Fern mit digitalen Artikeln aus alten Zeitungen erfreuen kann. Allein in Artern haben sich auf diese Weise sukzessive fast drei Gigabyte an Bilddateien aus historischen Presseerzeugnissen angesammelt: ein riesiger Schatz an geschichtlichen Informationen verschiedenster Themen und Wertigkeiten. Als Beispiel für die uns aus Sangerhausen zugesandten Dateien zeigt unser Bild eine Annonce von Theodor Poppe in Artern, der vor 140 Jahren seine Dienste als Ausreiseagent für Auswanderer nach den USA in einer Ausgabe der Sangerhäuser Zeitung des Jahrgangs 1883 anbot.


Otto Bach

Dienstag, 14. Februar 2023

Seit dem Spätsommer 2019, das sind mithin dreieinhalb lange Jahre, „ziert“ eine Ruine die Arterner Innenstadt: der Stumpf vom Erdgeschoss des vormaligen Wohn- und Geschäftshauses Wasserstraße 9, der eben jetzt endlich maschinell eingeebnet wird. Vielleicht wird ja die dadurch freiwerdende Fläche bald für Außengastronomie genutzt – als Stellplatz für Mülltonnen? In Artern ist man schließlich einiges gewohnt! Während also die Zukunft dieses Grundstücks eher ungewiss scheint, so fest steht dessen Bedeutung in der Vergangenheit, aus der nachstehend schlaglichtartig berichtet werden soll. - Die älteste urkundliche Erwähnung fällt in das Jahr 1683, als beim großen Stadtbrand Haus und Scheune von Hans Georg Stromer, der damals dort wohnte, dem Feuer zum Opfer fielen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich seit dem Hochmittelalter dort Bebauungen befanden. Entsprechend alt dürften die Keller sein, auf denen der jetzige Gebäuderest steht. Ab ca. 1850 waren auf besagten Grundstück angesiedelt: Gerberei Brambach, Schuhfabrik Franke & Heseler sowie Schuhfabrik Lautel. Die Bezeichnung als Bachsches Haus geht auf den Ingenieur Otto Bach zurück, der dort 1910 ein Geschäft begründete; zuvor arbeitete er fünf Jahre im Eisenwerk Brünner (auf dem dort ausgestellten Abgangszeugnis wird als Herkunftsort Klein Pötewitz bei Droyßig erwähnt). - In der Wasserstraße 9 wurden seither Maschinen und Geräte besonders für die Lebensmittelindustrie entworfen, konstruiert bzw. gehandelt. Glücklicherweise hat sich ein Familienfoto erhalten, dass Otto Bach mit Ehefrau Meta, geb. Obstfelder und Tochter zeigt (unser Bild). - Bei den lokalen historischen Vertretern der technischen Fächer verhält es sich ebenso, wie vorige Woche bei den Naturwissenschaftlern aus Artern angesprochen. Auch deren etliche Biografien harren noch immer einer intensiveren Aufarbeitung und Vervollständigung. Diese reizvolle Aufgabe, vormalige technische Neuerungen oder Patente, die aus Artern stammen, aufzuspüren und darzustellen, wäre eine perspektivisch lohnenswerte, wenngleich zeitintensive Arbeit. Zu erwarten sind hier vor allem technische und/oder technologische Schwerpunkte aus dem Salinewesen, Maschinenbau und der Landwirtschaft, der verarbeitenden Industrie und sogar der Fliegerei.


Bankhaus

Dienstag, 7. Februar 2023

Im Nachgang der Zuführung der entomologischen Sammlung des vormaligen Arterner Bankdirektors Richard Spröngert (1853-1928, Bankverein von Spöngerts, Büchner & Co., zuvor Darlehnsverein Artern) aus dem Regionalmuseum Bad Frankenhausen in das Naturkundenmuseum Erfurt wurde an den Heimatverein ARATORA die Bitte herangetragen, Details zur Biografie dieses heimischen Insektenforschers beizubringen, um diese als sachliche Ergänzungen obiger Kollektion beizufügen. Während diesbezüglicher Recherchen musste allerdings konstatiert werden, dass sich die ermittelbaren Informationen über Richard Spröngerts in Grenzen hielten; weniger was dessen Wirken als Getreidehändler, Bankdirektor oder Stadtverordnetenvorsteher in Artern anbetrifft, wohl aber hinsichtlich seiner naturkundlicher Forschungen, die sich auf Insekten und besonders Schmetterlinge bezogen. Damit erging es ihm nicht anders als einem weiteren Entomologen aus Artern, Kaufmann Otto Wagner, sowie früheren Botanikern aus unserer Stadt. - Dessen ungeachtet konnten doch noch brauchbare biografische Daten und darüber hinausgehende Informationen ermittelt werden, darunter ein Artikel aus Spöngerts Feder sowie mehrere Quellen zu weiteren Veröffentlichungen. - Bei obigen Nachforschungen fiel auf, dass besonders im 19. und 20. Jahrhundert etliche Arterner Männer neben dem Beruf ihrer (eigentlichen) Berufung als Naturforscher (Botaniker, Insektenforscher oder Geologen) nachgingen. Allerdings sind deren Beschäftigungen sowie die oft umfangreichen und detaillierten Ergebnisse heute kaum mehr außer in Fachkreisen bekannt. Nicht selten sind die Aufzeichnungen und Sammlungen aufgelöst,  verschollen oder liegen bislang eher unbeachtet in Magazinen. - Um ein umfassenderes Bild der frühen Naturforschung in und um Artern zu erlangen, wäre eine intensivere Beschäftigung mit den oft lückenhaften Lebensläufen und dem Wirken dieser Personen wünschenswert, z. B. im Rahmen eines längerfristigen höherschulischen oder studienbasierten Projekts. Dadurch könnte ein bislang noch nicht bestehender Überblick hergestellt werden, der das einstige Bild der Stadt Artern und deren Umgebung als regionale Pflegestätte der Naturwissenschaften genauer widerspiegelt (sehr gute Vorarbeit: Barthel & Pusch: Die Botaniker des Kyffhäusergebietes, 2005). - Unser historisches Bild zeigt das einstige Gebäude der 1895 gegründeten Bank von Büchner, Spröngerts & Co. in der Nordhäuser Straße. Wohnhaft war Richard Spröngerts in dem roten Klinkerbau Leipziger Straße 18, zu DDR-Zeiten Kinderkrippe. Vor Errichtung dieses Neubaus befand sich dort der zum Rittergut gehörige Schäfereihof.